Feriengefühl: Sommerfrische Kunst in Düsseldorfer Galerien

Ferienzeit. Kultur im Sommerschlaf. Auch Düsseldorfs Galerien machen Pause. Alle? Aber nein! Manche Kunsthändler haben Lust auf die frische Brise einer kleinen Ausstellung. Jutta Bengelsträter und ihr Mann Werner Ewest zum Beispiel zeigen in Flingern die Meeresbilder von Folkert Rasch an den skurrilen Figuren von Daniel Wagenblast. In der Oberkasseler Galerie Kellermann leuchten unter anderem die Kraftfelder des bayrischen Farbzauberers Rupprecht Geiger (1908-2009). Die Türen stehen offen.
Galerie Bengelsträter: Rasch und Wagenblast

Vernissage bei Bengelsträter: Im Schaufenster, wo Figuren von Daniel Wagenblast stehen, spiegelt sich die Umgebung. Foto: bikö
Manche Kunden essen erst mal ein Eis bei „Nordmanns“ schräg gegenüber und schlendern dann hinüber in das Kunstladenlokal an der Hermannstraße, wo Jutta Bengelsträter „sehr spontan“ ihre August-Schau organisiert hat. Schon durchs Schaufenster lockt das große Blau, manchmal auch ein schön melancholisches Grau auf den Bildern von Folkert Rasch. Der erfahrene Maler, 1961 in Wilhelmshaven geboren, lebt seit 30 Jahren in Köln, bleibt aber eine Nordsee-Seele. Raschs großes Thema ist das Meer. Kein bestimmter Strand, keine Postkartenansicht mit Boot oder Leuchtturm, hier geht es nur um die Weite des Wassers, die Linie des Horizonts, die Wiederkehr von Ebbe und Flut. Zeitlos.

Gehören zur Kunstszene Flingern: Galeristin Jutta Bengelsträter und ihr Mann Werner Ewest vor einem Bild von Folkert Rasch. Foto: bikö
Unter klarem Himmel sieht man die endlose Wandelbarkeit, die alle Meeresliebhaber kennen: das Schimmern auf der Oberfläche, das Kräuseln kleiner Wellen am Strand, das Durchscheinen des Schlicks im Watt, wofür der Künstler etwas Quarzsand in die Farbe mischte. Nie wird Rasch müde, sein Meer zu malen. Aus dem Kopf, in Köln, wo die Erinnerung gelegentlich ein karibisches Türkis erzeugt. Mit einer Serie von Gebirgsbildern hat Rasch es auch schon probiert, um dann doch zurückzukehren an die Küste der Gefühle.

Sein großes Thema ist das Meer: Der Maler Folkert Rasch lebt und arbeitet in Köln, hat aber eine Nordsee-Seele. Foto: bikö
Nach Weite sehnen sich vielleicht auch die kleinen Kerle, die der schwäbische Bildhauer Daniel Wagenblast aus Holz schnitzt und manchmal auch in Bronze gießen lässt. Stämmige Beine und große Hände haben diese Typen, machen einen bodenständigen Eindruck. Aber sie sind unruhig. Zwei Reiter auf bunten Pferden halten Ausschau nach unbekannten Zielen. Ein Männlein schiebt ein Schiffchen, einer stemmt eine Rakete, einer hockt winzig auf einem Riesenweib. Kunst mit Witz.
Galerie Kellermann: Stöbern erlaubt

Große Auswahl bei Kellermann: Schaufenster mit einem Bild von Fabian Pfleger (links), Objekten von Beuys, einem Minotaurus von Dalí und einer Lithografie von Chagall. Foto. bikö
Mit ihren ambitionierten „Academy Selections“ hatten die Talententdecker Bärbel und Matthias Kellermann eine Zeitlang der Düsseldorfer Kunsthalle Konkurrenz gemacht. Aber die Miete für ihre große Filiale an der Heine-Allee wurde um einen zweistelligen Prozentsatz erhöht: „Das gibt der Markt nicht her.“ So konzentriert sich das Paar jetzt auf seine „Keimzelle“, die Galerie an der Cheruskerstraße in Oberkassel, gegenüber der Buchhandlung Gossens – und mit ähnlich entspannter Atmosphäre. „Hier kann man stöbern“, sagt Kellermann. Auf relativ kleiner Fläche gibt es eine reiche Auswahl von Unikaten und Editionen für den bürgerlichen Kunstgeschmack, von modernen Klassikern wie dem Zero-Meister Otto Piene bis zu dem jungen Maler Fabian Pfleger, der surreale Szenen aus Selbstporträts komponiert. Zu entdecken ist Populäres wie die munteren „Säulenheiligen“ von Christoph Pöggeler und Sprödes wie die Skizzen und Objekte von Joseph Beuys.

Oberkasseler Kunstexperten: das Galeristenpaar Matthias und Bärbel Kellermann vor einer Wand mit leuchtenden Siebdrucken von Rupprecht Geiger. Foto: bikö
Leuchtender Mittelpunkt sind derzeit Siebdrucke des gelernten Architekten und zeitweiligen Düsseldorfer Akademieprofessors Rupprecht Geiger, der 2009 mit über 100 Jahren starb und bis zuletzt die Farben schweben ließ. „„Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht high“, so zitierte ihn das Münchner Lenbachhaus in einer Schau zum 100. Geburtstag. Mit einfachsten Formen – Kreisen in Rechtecken – und selbst gemachten Pigmenten bannte Geiger die Blicke. Und noch heute wirken seine Arbeiten kein bisschen müde, sondern erzeugen, was er sich wünschte: „geistige Kraft“.
Was, wann und wo?
Bengelsträter: „Folkert Rasch & Daniel Wagenblast“: bis 31. August. Hermannstr. 23, Düsseldorf-Flingern. Geöffnet Mo.-Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr. Geöffnet Di.-Fr. 12 bis 18 Uhr, Sa. 12 bis 16 Uhr. www.bengelstraeter.com
Galerie Kellermann: Sommerausstellung von Unikaten und Editionen mit Werken von u. a. Rupprecht Geiger, Joseph Beuys, Otto Piene, Bernd C. Dietrich, Fabian Pfleger. Cheruskerstr. 105, Düsseldorf-Oberkassel. Geöffnet Di.-Fr. 11 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr. Verkaufsoffener Sonntag am 24. August, 13 bis 18 Uhr. www.galerie-kellermann.de