Theater! Oper und Schauspiel Düsseldorf starten in die Saison

Was will Theater heute? Die Hochkultur bewahren? Oder ein Fest für alle sein? Beide Ansätze sind präsent in Düsseldorf. Während die Rheinoper zum „Auftakt“ der Saison ein feines klassisches Konzert auf die Bühne brachte (und die Tickets wie üblich bis zu 105 Euro kosteten), lud das Schauspielhaus zum Tag der offenen Tür mit buntem Familienspaß.
Fangen wir mal mit der feinen Form an. Zur Freude eines Stammpublikums aus Old-school-Bildungsbürgern wird im Düsseldorfer Opernhaus noch die gute alte Zeit besungen. Eine Übergangszeit. Marwin Wendt, kommissarischer künstlerischer Leiter bis zum Eintreffen der neuen Intendantin Ina Karr in der Saison 2027/28, führte freundlich und seriös durch ein Programm mit musikalischen Pröbchen aus dem kommenden Programm. Das Orchester, ganz in Schwarz, wie es sich gehört, wurde vom Graben auf die Bühne emporgehoben und herzlich beklatscht.
Klassisches Konzert

Großer Applaus für ein Stück aus Verdis “Troubadour” (von links): Tenor Irakli Kakhidze, Sopran Luiza Fatyol, Chefdirigent Vitali Alekseenok und Bariton Dmitry Lavrov. Foto: bikö
Aufs Podest federte der junge Chefdirigent Vitali Alekseenok und ließ beschwingt den „Walzer“ aus Tschaikowskys Ballett „Dornröschen“ spielen. Am 15. November hat der Klassiker Premiere – in einer neuen Fassung von Chefchoreografin Bridget Breiner. Vorher noch, am 2. Oktober, soll Donizettis Opera Buffa „Prima la Mamma!“ für Freude sorgen. Bariton David Stout im Klamaukkostüm mit ballonartigen Kunstbrüsten sorgte schon mal für Heiterkeit. Direkt ins Herz klang das Quartett „Mir ist so wunderbar“ (mit dem engelsgleichen Sopran von Anna Sophia Theil) aus Beethovens Oper „Fidelio“, die in dieser Saison leider nur in der Duisburger Mercatorhalle konzertant zu hören ist.
Überhaupt wurde oft auf die Duisburger Pläne der Deutschen Oper am Rhein verwiesen, was dem Management wichtig ist, dem Düsseldorfer Publikum eher nicht. Hier freut man sich auf Ereignisse wie die Tango-Oper „María de Buenos Aires“ von Astor Piazzolla im Februar. Antje Steen ließ schon mal das Bandoneon sehnsüchtig klingen. Vielversprechend ist auch die Neuinszenierung von „Il trovatore“, Verdis Drama mit dem Troubadour, leider erst zum Ausklang der Saison im Juni 2026. Der georgische Tenor Irakli Kakhidze, die rumänische Sopranistin Luiza Fatyol, leuchtend im roten Kleid, und der russische Bariton Dmitry Lavrov zeigten ein Stückchen aus dem 1. Akt: „Tace la notte!“ Die Nacht ist still …
Ausgelassene Party

Hier gibt’s was umsonst: Warteschlange vor dem Schauspielhaus am Tag der Offenen Tür zum Saisonstart. Foto: bikö
Sehr laut wurde es hingegen am Samstag rund um das Schauspielhaus, wo die Wasserfontänen spritzten und das ungeheuer tolerante Theater einen Kettcar-Parcours und ein Skater-Festival mit Bar und Liegestühlen bereicherte. Im Foyer gab’s lustige Fotos und Buttons und Glitzertattoos, das Glücksrad wurde gedreht, Clown Pippo Lippi spukte umher. Reklame für die Bühnenkunst. Draußen vor dem Kassenpavillon standen Interessenten bereitwillig Schlange, um Theaterkarten zum Sonderpreis von 11 Euro zu ergattern.
Die Party war kostenlos. Hier konnten Familien Perücken anprobieren und in Kostümen wühlen, die gegen Abend versteigert wurden. „Die Elfen“ aus dem „Sommernachtstraum“ machten schräge Musik, und im großen Saal stellte Fußballstar Christoph Kramer sein Buch vor: „Das Leben fing im Sommer an“. Dieser Sommer hört jetzt auf, aber noch trug man kurze Hosen und amüsierte sich bis in die Nacht mit Tanz und Karacho.

Kostüme, Ballons, buntes Programm und Musik: Im Foyer des Schauspielhauses waren alle willkommen. Foto: bikö
Und es geht los
Während im Opernhaus bereits am Samstag die „Carmen“ aus dem Repertoire ins Rampenlicht trat, startet der ernsthafte Betrieb am Schauspielhaus erst nächstes Wochenende mit der Uraufführung von Vladimir Sorokins „Schneesturm“ und der Erstaufführung von Ayad Ahtars „Fall McNeal“. Russisches Seelendrama und KI-Diskussion. Spielpläne und Tickets unter www.dhaus.de und www.operamrhein.de