Düsseldorf: „Sounds of Europe“ werben für ein vereintes Europa

Die Atmosphäre im Hofgarten war am Samstagnachmittag (10.5.) rund um den Musik-Pavillon extrem entspannt. Niemand verbreitete Hektik, überall sah man Grüppchen auf Picknick-Decken, Klappstühlen und Parkbänken liegen und sitzen, die Sonne genießend oder chillig miteinander redend. Die Musik bot von französischem Indie-Soul-Poprock, über ukrainische Tecno Beats mit harmonischen Melodien, bläserlastigen Ska, Reggae und Afrobeats aus Italien bis zu sphärischen Ton-Modulationen slowenischer Natur eine große Bandbreite.

Über drei Stunden Programm war
Ergänzt wurde dies mit einem Cocktail-, Getränke-, Crepes- und Pfannkuchen-Angebot – viele hatten auch ihr eigenes Picknick dabei. Zum Format „The Sounds of Europe“ gehörte außerdem noch die Möglichkeit sich über Europa zu informieren.

Die Snackangebote waren beliebt und sorgten für Schlangen vor den Ständen
Das Festival wurde zum fünften Mal von Europe Direct Düsseldorf, dem Informationsbüro der Landeshauptstadt zu allen Fragen rund um die Europäische Union, veranstaltet. „Mit dem Sounds of Europe-Festival wollen wir den Menschen Europa auf einem niederschwelligen Niveau näher bringen. Wir wollen zeigen, wie vielfältig, unterschiedlich, interessant, spannend die in der EU verbundenen Länder sind“, erläuterte Evgenia Strauß, Leiterin von Europe Direct Düsseldorf. Offensichtlich haben die Festival-Macher den richtigen Ton getroffen, denn mit 4.500 Besucher*innen nach Veranstalterangaben verzeichnete man einen neuen Rekord.

Anatomy aus Slowenien
Khrystyna Havrilyuk aka DJ Bella Kir ist eine Künstlerin, die aus der Ukraine, also nicht aus einem EU-Mitgliedsland stammt. „Uns war es aber wichtig, die Ukraine dabei zu haben, weil wir damit für die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland ein Zeichen setzen wollen“, so Strauß. „Von Vorteil war auch, dass Bella Kri seit kurzem wegen des Krieges in ihrer Heimat in Düsseldorf lebt.“

Anatomy aus Slowenien
Der politisch informative Charakter des Musikfestivals war allerdings nur sehr am Rande präsent. Ein QR-Code verwies auf das 75-Jährige Jubiläum der Schuman-Erklärung, Oberbürgermeister Stephan Keller sprach in seinem Eröffnungs-Interview kurz über die Bedeutung der EU und auf der Reiterallee im Hofgarten standen einige Zelte, in denen verschiedene Parteien Auskunft über sich und die jeweilige Sicht auf die EU gaben.

Die Informationszelte der Parteien standen so am Rande, dass sie nicht viel beachtet wurden
Die Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950 gilt als die Geburtsstunde der EU. Vor 75 Jahren hatte der damalige französische Außenminister Robert Schuman einen Plan zur Zusammenlegung der französischen und deutschen Kohle- und Stahlproduktion unter einer unabhängigen, gemeinsamen Behörde präsentiert. Auch anderen europäischen Staaten wurde die Möglichkeit eines Beitritts eingeräumt. Ziel war es, kriegswichtige Industrien der nationalen Kontrolle zu entziehen und damit Konflikte zwischen den beteiligten Ländern zu verhindern. Zudem sollte eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit zu einer engeren politischen Integration führen. Auf dieser Grundlage wurde 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch „Montanunion“ genannt, gegründet. Sie bildete den Ausgangspunkt für die spätere Europäische Gemeinschaft und schließlich die heutige Europäische Union.

Was bedeutet Europa – Die Antworten dazu könnte die Besucher*innen auf eine Wand pinnen
Welche Entwicklung die Schuman-Erklärung genommen hat, welche Freizügigkeit im noch nicht ganz vereinten Europa herrscht, war im Hofgarten zu sehen und zu hören. Strauß jedenfalls weiß, welcher Segen die europäische Freizügigkeit ist. „Ich bin in Russland geboren und erst mit elf Jahren nach Deutschland gekommen. Ich weiß also aus eigener Erfahrung wie es ist in unterschiedlichen politischen Systemen gelebt zu haben und damit welch großes Geschenk die freiheitliche Demokratie in Deutschland und Europa ist“, erklärte Strauß. „Heute wird die Demokratie bedroht, auch in Deutschland. Deshalb sind wir angehalten dafür zu kämpfen. Auch jeder einzelne Bürger, jede Bürgerin.“

Traumhaftes Wetter für das europäische Event