Düsseldorf: Erfolgsmodell „Housing First meets Gastro“

Ursprünglich 2015 initiiert von fiftyfifty und seit 2021 vom Verein „Housing First Düsseldorf“ wird in Düsseldorf das Ziel verfolgt, Obdachlosen dauerhaft eigene Wohnungen zu vermitteln, um ihnen so die Chance auf ein selbstbestimmten und selbständiges Leben zu ermöglichen. Denn viele Obdachlose wollen nicht auf der Straße leben, aber durch Schicksalsschläge, Krankheit und vielerlei Probleme fehlt ihnen die Kraft und die Möglichkeit dem Teufelskreis zu entkommen. Der Ansatz Housing First greift dies auf, denn in einer eigenen Wohnung mit begleitender Betreuung durch Sozialarbeiter*innen wird der erste Schritt in die Rückkehr zu einem eigenständigen Leben gemacht.
Gemeinsam mit dem Unternehmen Metro wird seit 2024 der zweite Schritt getan, die Integration in den Arbeitsmarkt. Damals absolvierten sechs Teilnehmer*innen unter Begleitung von Projektleiter Dennis Nikolay ein praxisnahes Gastronomie-Training über vier Wochen. Die Metro stellte ihre Versuchsküche zur Verfügung und gab erste Einblicke in die Arbeit, beispielsweise in der Kantine des Unternehmens. Die Idee dahinter bringt Vorteile für beide Seiten. Denn die Gastronomie hat stetig Bedarf an Mitarbeitenden und die ehemals Obdachlosen erhalten eine Chance Arbeitsabläufe- und struktur zu trainieren, um später möglichst einen festen Arbeitesvertrag zu erhalten.

Ralf Hesselfeld (links) bei der Arbeit in der Metro-Kantine
Der Erfolg spricht für sich, denn Ralf Hesselfeld hat so in der Metro-Kantine einen Job erhalten und sein Leben hat sich verändert. „Ich hätte nie gedacht, wieder Teil eines Teams zu sein. Bei Metro wurde ich nicht nur aufgenommen, sondern gebraucht. Das hat mein Leben positiv verändert und ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit“, sagt Hesselfeld.
Ein anderer Teilnehmer ist nun Mitglied im Team des zakk und Heiko konnte Lars Klapdohr vom Restaurant Klapdohr Delikatessen überzeugen und arbeitet dort in der Küche. „Die Gastronomie ist eine tolle Branche, vor allem ist sie offen und bunt gemischt und hat im Vergleich sicher mehr Verständnis für Menschen mit einem anderen Hintergrund. Wir haben mit unserem Kollegen Heiko, der über das Projekt zu uns kam, einen echten Glücksgriff getan. Er hat sich sehr gut bei uns integriert und wir freuen uns, ihn auf diesem neuen Abschnitt seines Lebens begleiten zu können,“ freut sich Lars Klapdohr.
„Menschen brauchen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Perspektive. Die Kooperation mit METRO beweist, wie Wirtschaft und Sozialarbeit gemeinsam nachhaltige Lösungen schaffen können. Die Teilnehmenden erhalten eine Chance auf ein neues, geregeltes und unabhängiges Leben“, erklärt Dennis Nikolay.

Lars Klapdohr mit seinem Mitarbeiter Heiko
Nach dem Erfolg von 2024 gab es in diesem Jahr die zweite Auflage des Projekt, bei dem fünf Teilnehmer*innen den Workshop durchliefen. Das vierwöchige Training fand erneut in der Testküche der Metro und auch in der Kantine auf dem Metro Campus statt. Unter Anleitung erfahrener Küchenprofis erlernten sie die Grundlagen der Gastronomie, von der Hygiene über die Zubereitung von Speisen bis hin zur Teamarbeit. Nun sind sie bereit, in gastronomischen Betrieben für eine Testphase von zwei Monaten eingesetzt zu werden. Dabei unterstützt die Metro durch ihre Verbindungen ins Gastgewerbe, um die Praktika zu vermitteln und so einen Start in die Arbeitswelt zu ermöglichen.
„Wir glauben an die Kraft von Chancen und daran, dass jeder Mensch das Potenzial hat, sich neu zu entfalten, wenn er die richtige Unterstützung und Impulse erhält. Daher stellen wir gerne die Ressourcen, Zeit und Fachkompetenz bereit, um den Teilnehmenden eine Hilfestellung zu geben. Gleichzeitig tun wir etwas für die Gastronomiebranche, die unter Fach- und Arbeitskräftemangel leidet“, betont Ivonne Bollow von der Metro Kommunikation.
Das einzige Problem bei der erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt stellt das Jobcenter dar. Statt froh zu sein, dass aktiv dabei unterstützt wird, die ehemaligen Bürgergeldempfänger*innen zu festangestellten Arbeitnehmer*innen zu verändern, legt man dort Steine in den Weg. Denn Praktika bis zu zwei Monaten zu gewähren ist Ermessenssache der Sachbearbeiter*innen und wie Sozialarbeiter Oliver Ongaro kritisiert „da müssen wir echt dicke Bretter bohren“. Denn Inhalt des Projektes ist es, dass die Teilnehmer*innen sich nach so langer Arbeitslosigkeit und fehlender Tagesstruktur zuerst an die Abläufe und Anforderungen gewöhnen müssen. Da sind schon drei bis vier Monate erforderlich, weiß Ongaro. Das Jobcenter ist aber nicht bereit so lange Wohnung und Bürgergeld weiter zu zahlen – obwohl es sehr gute Chancen gibt, dass der Leistungsbezug später komplett entfallen kann. Ein Umdenken im Jobcenter wäre begrüßenswert – der Erfolg des Projekts müsste für sich sprechen – eigentlich …