Düsseldorfer Norden: 50 Jahre BV 5 im Festzelt der Schützen

Die Jazz Combo „Serious Cereal“, die aus der Big Band des Theodor-Fliedner-Gymnasiums hervorgegangen ist, untermalte am Donnerstag (3.7.) den „Feierabend“ der Bezirksvertretung 5 mit coolen Rhythmen. Da konnte auch Oberbürgermeister Stephan Keller nicht anders, als den Takt der Musik aufzunehmen. Kein Wunder, sitzt er doch selber gerne hinter den Drums.

Jazz Combo „Serious Cereal“
Diese Szene war Ausdruck dafür, in welch entspannter Stimmung der Jubiläumsabend anlässlich des 50-Jährigen Bestehens der Bezirksvertretung der nördlichen Stadtteile Stockum, Lohausen, Kaiserswerth, Wittlaer, Kalkum und Angermund herrschte. Zwar gibt es im politischen Tagesgeschäft immer mal wieder Unstimmigkeiten zwischen den Bewohner*innen des Düsseldorfer Nordens und der Stadt oder der Deutschen Bahn. So die aktuellen Proteste gegen das Bauvorhaben „Nördlich Kalkumer Schlossallee“ und der lange Streit um den Ausbau der RRX-Strecke durch Angermund. Doch diese Streitthemen wurden am Donnerstag nur am Rande gestreift. „Ich weiß, dass nicht alle städtebaulichen Entwicklungen im Norden Zustimmung erfahren. Das zeigt sich besonders am Projekt Nördlich Kalkumer Schlossallee“, erklärte Keller. „Die geäußerten Bedenken begleiten wir mit Respekt, mit Transparenz und im Dialog. Denn gute Stadtentwicklung lebt vom Mitdenken, Mitreden und Mitgestalten. Und in einer Demokratie ist es auch in Ordnung, unterschiedlicher Meinung zu sein.“

Auf der Bühne versammelten sich zahlreiche ehemalige Mitglieder der BV5
Denn für Meinungsvielfalt, Mitspracherechte, gelebte Demokratie vor Ort sowie für Nähe, Verantwortung und bürgernahe Mitgestaltung eines Gemeinwesens wurden im Zuge der kommunalen Neuordnung 1975 die Bezirksvertretungen ins Leben gerufen worden. Für den Düsseldorfer Norden ergab sich dabei eine besondere Herausforderung. Denn mit Wittlaer, Kalkum und Angermund kamen drei neue Stadtteile dazu. „1975 gab es natürlich einige Startschwierigkeiten. Ein neues Gremium musste sich finden, neue Strukturen und Abläufe mussten etabliert werden. Für viele war es eine Phase des ‚Freischwimmens‘“, erinnerte Bezirksbürgermeister Benedict Stieber. „Es war eine Zeit, in der vieles noch unklar war, in der die Kommunikation und die Zusammenarbeit erst aufgebaut werden mussten. Doch trotz der anfänglichen Herausforderungen wurde schnell deutlich, dass in der BV 5 ein unfassbar hohes Maß an Engagement und Verantwortungsbewusstsein vorhanden war, das den Weg für die erfolgreiche Arbeit der kommenden Jahrzehnte ebnete.“
Damals hatte die Bezirksvertretung 1975 bereits dreimal getagt, bevor es einen Verwaltungsstellenleiter gab. Ein Gericht ordnete im Jahr 1976 an, dass die Wahlen zur Bezirksvertretung 5 wiederholt werden mussten. Eine städtische Bedienstete, die damals in einer Kindertagesstätte im Stadtbezirk 3 aktiv war, erstritt Ende der 1990-er Jahre vor Gericht das Recht, Bezirksvertreterin im Bezirk 5 zu werden. Das Gericht urteilte, dass der Dienst in einem anderen Stadtbezirk nicht das Ehrenamt in ihrem Wohnbezirk verhindern könne.

Zu den Gästen gehörten auch CDU-MdB Thomas Jarzombek und Messechef Wolfram Diener
In der Feierstunde im Festzelt der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Kaiserswerth wurden die großen Entwicklungsschritte für den Düsseldorfer Norden hervorgehoben. Dazu gehörte der Bau der B8, der Merkur-Spiel-Arena, die Erweiterung der Messe, die andauernde Modernisierung des Flughafens, der neue Euref-Campus und auch viele kleinere, bürgernahe Entwicklungsschritte wie die beiden Trinkwasserbrunnen am Aquazoo und auf dem Klemensplatz. „Es sind oft die kleinen Schritte, die im Alltag viel bewegen“, lobte Keller. „Die Nähe zu den Menschen prägt auch das vielfältige Vereinsleben im Stadtbezirk. Was unsere Vereine leisten, lässt sich kaum hoch genug einschätzen.“
Die sechs im Bezirk 5 zusammengefassten Stadtteile haben allerdings alle ihren eigenen Charakter. So sind Wittlaer, Kalkum und Angermund eher ländlich geprägt. Lohausen ist durch den internationeln Flughafen Düsseldorfs Tor zur Welt. In Stockum liegt die Messe Düsseldorf mit ihren vielen weltweiten Leitmessen, gleich daneben vergnügen sich die Mensch in der Arena. Mit dem Aquazoo befindet sich in Stockum ein Bildungs- und Erlebnisort, der weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus strahlt. Und irgendwie gruppiert sich alles um Kaiserswerth, Düsseldorf ältesten Stadtteil. „Diese Vielfalt, diese Unterschiede an Interessen macht die Arbeit in der Bezirksvertretung so enorm spannend, interessant und abwechslungsreich“, betonte Stieber. „Man muss eben jedem Aufmerksamkeit schenken, auf jeden individuell eingehen und Kompromisse finden.“
Für die Zukunft hat das dienstälteste BV-Mitglied, der stellvertretende Bezirksbürgermeister Jürgen Gocht, der seit 36 Jahren ehrenamtlich für den Düsseldorfer Norden tätig ist, zwei Herzenswünsche. „Die BV solle sich weiter dazu bekennen, für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein und jedermann dazu aufzufordern, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen“, so Gocht. „Und möge es bei den vier Parteien in der BV bleiben.“ Der demokratischen Vertretung des Düsseldorfer Nordens gehören aktuell die CDU, die SPD, die Grünen und die FDP an.