Düsseldorf / Duisburg: Offen für alles – Ina Karr ist die neue Intendantin der Rheinoper

Es sollte eigentlich ein Geheimnis sein, zu lüften am 24. Juni bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Aber irgendwer plaudert immer. Schon seit letzter Woche weiß die Welt, dass die Schwäbin Ina Karr (56), derzeit Chefin des Mehrsparten-Theaters in Luzern, als erste Frau die Leitung der Deutschen Oper am Rhein übernehmen wird. Obgleich die Schweizer ihren Vertrag bis 2031 verlängert hatten, konnte Karr der „Strahlkraft“ des Düsseldorf-Duisburger Hauses nicht wiederstehen und wechselt zur Spielzeit 2027/28 als Intendantin und Geschäftsführerin hierher.

Offizielle Vorstellung: Ina Karr, die künftige Generalintendantin der Rheinoper, zwischen den Oberbürgermeistern Sören Link (links, Duisburg) und Stephan Keller im Düsseldorfer Rathaus. Foto: bikö
Die Findungskommission unter Leitung der Oberbürgermeister von Düsseldorf und Duisburg, Stephan Keller und Sören Link, hat wohl nicht lange gezögert. Die Kandidatin habe, so Keller bei der offiziellen Bekanntgabe, „auf ganzer Linie überzeugt“. In mehreren leitenden Positionen habe sie „Führungskompetenz“ gezeigt und sei als Mitglied überregionaler Verbände und Jurys „bestens vernetzt“. Dass sie eine Frau ist, vorbildlich gendert, „stilistische Vielfalt“ propagiert und das Opernhaus für ein neues, jüngeres Publikum öffnen will, passt sowieso vortrefflich in den Zeitgeist.
Sinnlicher Ort
Ein Opernhaus, betont Ina Karr, sei „kein leerer Tempel“ und „kein Elfenbeinturm“, sondern, so wörtlich, „ein sinnlicher, lebendiger Ort für viele Menschen“. Das ist Musik in den Ohren der Kommunalpolitik, die es ja zunehmend schwer hat, die bürgerliche Hochkultur und ihre Kosten zu verteidigen. Jemand wie Ina Karr könnte allen gefallen, denn sie steht für ein Theater „das international strahlt und regional verankert ist“. In die Stadtgesellschaft hinein will sie wirken, nach „neuen Formaten“ suchen, Kontakt zu anderen Künsten knüpfen, einen Kinder und Jugendrat einrichten und überhaupt die Türen öffnen: „Das ganze Haus ist eine Bühne.“
Dabei warten auf sie „gewisse Herausforderungen“, wie Duisburgs OB Link es formuliert. Das Haus in Duisburg soll saniert, die Düsseldorfer Oper gar gänzlich neu gebaut werden. In den nächsten zwei Jahren, während beide Bühnen auf die neue Chefin warten, wird sich nicht viel tun. Aber das Haus sei ja, so Karr diplomatisch, „bestens aufgestellt“. Damit verweist sie auf die Geschäftsführende Direktorin Alexandra Stampler-Brown und den kommissarischen Künstlerischen Leiter Marwin Wendt. Einen „Think-Tank exzellenter Köpfe“ will Karr um sich haben, Teamwork ist ihr wichtig. Ballettchefin Bridget Breiner, ausdrücklich erwähnt, scheint ihr ins Konzept zu passen: „Auch der Tanz kann ein neues Publikum erreichen.“

Gesucht, gefunden: Die künftige Opernchefin Ina Karr (Mitte) zwischen den Oberbürgermeistern von Düsseldorf und Duisburg, Stephan Keller (links) und Sören Link, flankiert von den Kulturdezernentinnen Linda Wagner (Duisburg, ganz links) und Miriam Koch (Düsseldorf). Foto: bikö
Zur Person
Ina Karr wurde 1968 in Stuttgart geboren, sie studierte Musik, Musikwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturgeschichte. 2002 bis 2005 war sie Dramaturgin der Oper am Nationaltheater Mannheim, wechselte als Operndirektorin an das Oldenburgische Staatstheater, leitete dann von 2014 bis 2020 als Chefdramaturgin die Sparte Oper am Staatstheater Mainz und ist seit 2021 Intendantin und CEO des Luzerner Theaters. Sie wurde 2019 ins Internationale Theaterinstitut (ITI) und 2021 in die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste gewählt. Seit 2022 ist sie Mitglied im Vorstand von Opera Europa. Zur Spielzeit 2027/28 wird sie, zunächst für die Dauer von fünf Jahren, als Generalintendantin und Geschäftsführerin die Leitung der Deutschen Oper am Rhein übernehmen.