Einmal im Jahr gibt sich Düsseldorf fahrradfreundlich: Bei der ADFC-Sternfahrt erobern 3000 Radfahrende selbst den Rheinufer-Tunnel

Von wegen – Nord-Rad-Westfalen: Wie stark Radfahrenden im Alltag der Gegenwind ins Gesicht pustet, lässt sich in allen NRW-Städten schmerzlich erfahren. Beklagt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). In Düsseldorf reden die Stadtverwalter gern und groß von Fernradwegen und dem Ausbau hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Tatsächlich bleibt die Radwege-Infrastruktur seit Jahren ein wenig Nutzer*innen-freundliches Flickwerk. Und der mit großen Erwartungen gestartete Verkehrsdezernent kündigte vollmundig den Neubau einer Radstation Bilk an – die Pläne werden dann wieder einkassiert. Folgerichtig klingelten, trillerten und hupten sich am Sonntag (4.5.) rund 3000 Fahrradaktivisten aus dem ganzen Land durch Düsseldorf. Ihr Motto dabei lautete: „Nicht labern – machen!“

Treffpunkt: Johannes-Rau-Platz, Staatskanzlei. Denn der ADFC fordert mehr Bewegung in Punkto Fahrrad von der Politik.
Teilnehmende aus dem ganzen Land
Von über 80 Startpunkten aus – vom Münsterland, dem Ruhrgebiet, dem Bergischen, vom Niederrhein und der Rheinschiene bis Bonn – führten Zubringer-Touren sternförmig nach Düsseldorf. Auch dabei gab es viel kühlen Gegenwind und Regen. Aber wer sich ab 7 Uhr früh ab Dortmund und Aachen oder ab 8 Uhr ab Bonn in die Pedale stemmte, ließ sich vom Gequake der Wetterfrösche nicht abhalten. Denn so lahm wie bisher kann es laut dem ADFC nicht weitergehen.

Zum Teil waren sie am Sonntag ab 7 Uhr früh unterwegs, um nach Düsseldorf zu kommen. Gegenwind und kühle Regenschauer wurden ertragen.
Erinnerung an die Kommunalwahl im September
„Gut vier Monate vor der Kommunalwahl fordern wir die Entscheidungsträger*innen in allen Städten und Gemeinden NRWs dazu auf, endlich die Pläne umzusetzen, die vielerorts schon in den Schubladen liegen, aber politisch immer wieder verzögert werden“, betonte die neue Vorsitzende des ADFC Düsseldorf, Daniela Günther, in ihrem Grußwort.

Drei aus dem ADFC-Team, die die Sternfahrt nach Düsseldorf und die Kundgebung am Sonntag organisiert haben: Die neue Düsseldorfer ADFC-Vorsitzende Daniela Günther (Mitte), ihre Vorgängerin Lerke Tyra und Heribert Adamsky vom ADFC Neuss.
Auch Susanne Niemann, Vorsitzende des ADFC Landesverbandes NRW, fand deutliche Worte: „Die Radverkehrs-Zahlen steigen, aber Planung und vor allem Umsetzung von sicheren Radwegen hinken oft hinterher. Wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die darauf klare Prioritäten legen!“

Ein Faltrad ist eine Möglichkeit, ohne Auto im Alltag zurechtzukommen. So können Radstrecken und der Öffentliche Personennahverkehr miteinander verbunden werden.
Für den neu gegründeten „Jungen ADFC“ erhob Vera Konrad ihre Stimme und machte deutlich: Was die Verkehrsplaner da landesweit zusammenmurksen, ist bestenfalls ein Placebo für Radfahrende: „Wer täglich in den Kommunen NRWs Rad fährt, weiß: Es ist gefährlich. Es ist frustrierend. Und oft fühlt man sich allein gelassen. Denn was nützen Pläne, wenn sie nicht umgesetzt werden? Was bringt uns ein Mobilitätskonzept, wenn am Ende doch wieder der Parkplatz wichtiger ist als die Sicherheit unserer Kinder? Wir haben keine Zeit mehr für halbherzige Symbolpolitik. Diesen Herbst sind Kommunalwahlen. Wir brauchen eine mutige Verkehrswende – und zwar jetzt!“

Diese ADFClerin aus Mönchengladbach sammelte Unterschriften zur Wiederherstellung eines geschützten Radwegs – einer protected Bike Lane, die in Mönchengladbach erst eingerichtet und dann von der Stadtverwaltung wieder einkassiert wurde.
Mehr Sicherheit, Tempo und Platz gefordert
Konrad stellte drei zentrale Forderungen für alle Städte und Kommunen in NRW auf.
- Erstens: Sicherheit; sofortige Entschärfung der schlimmsten Gefahrenstellen.
- Zweitens: Tempo mit konkreten und überprüfbaren Maßnahmen im Radwegebau.
- Drittens: Platz. Der Platz gehört nicht dem Auto allein. Wir brauchen: mehr Fahrradstraßen, mehr Abstellplätze, mehr Mut.
Das wurde mit viel Applaus begrüßt.

Vom Podium aus forderten ADFC-Aktivisten mehr Rückenwind für den Ausbau von Radwegen. Bislang ist vieles – auch und gerade in Düsseldorf – aus Sicht der Zweiradlobby bloß Stückwerk.
Im Anschluss an die kurze Kundgebung rollte eine Raddemo rund 18 Kilometer durch Düsseldorf, über zwei Rheinbrücken und den Rheinufertunnel, der für wenige Minuten ausschließlich den Radfahrende gehörte. Erstaunte Autofahrer*innen wurden von der Polizei zugunsten der Fahrraddemo eingebremst. Für ein paar wenige Minuten, wenigstens.

Liegend und mit einer windschnittigen Verkleidung erreichen die Fahrer*Innen dieser Gefährte mühelos ein Durchschnittstempo von 30 Stundenkilometern – sagen sie.

zwei Erwachsene – ein Kind – dafür ist auf diesem Trimme, einem Familienrad mit drei Sätteln – Platz.