Düsseldorf: In Oberbilk sollen Beziehungen zwischen Polizei, Ordnungsamt und Bürger*innen besser werden

Im Düsseldorfer Rathaus stellten NRW Innenminister Herbert Reul, die kommissarische Polizeipräsidentin Silke Wehmhörner, Ordnungsdezernent Christian Zaum, Heiko Werner vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge sowie als wissenschaftlicher Begleiter Prof. Dr. Stefan Kirsch und sein Team von der Bergischen Universität Wuppertal, am Dienstag (6.6.) das neue Projekt EQAL vor. Großer Bahnhof für ein klares Ziel: Die Beziehungen zwischen Polizei, Ordnungsamt und Bürger*innen sollen verbessert werden. Vorurteile sollen auf beiden Seiten abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden. Damit die Ergebnisse des Pilotprojekts in Oberbilk auf andere Orte übertragen werden können, wird alles wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.
“Polizei und OSD sollen Freund und Helfer für alle sein”
So weit, so gut. Dass es oft an Respekt und Verständnis gegenüber Ordnungshütern fehlt ist kein Geheimnis. Mit EQAL, Entwicklung eines quartiersbezogenen Austausch- und Lernprogramms zur Förderung des wechselseitigen Verständnisses von Polizei, Ordnungsdienst und Stadtgesellschaft, soll sich dies ändern. Der Fokus soll auf Bürger*innen mit Migrationshintergrund liegen. Dort sieht man offenbar den größten Handlungsbedarf.
In 2023 sollen mit verschiedenen Stellen, die eine Verbindung zum Quartier haben, dem kriminalpräventiven Rat, dem Ordnungsamt und der Polizei Themen in Form von Modulen erarbeitet werden. Diese Module sollen dann im nächsten Jahr gemeinsam mit Oberbilker Bürger*innen in Workshops behandelt werden. Wie die Auswahl der Bürger*innen erfolgt und welche Inhalte die Module haben werden, steht noch nicht fest.
Kontakt, nicht nur bei Einsätzen
Franco Clemens, der als Streetworker am Lessingplatz in Oberbilk arbeitet, kennt das Quartier und seine Bewohner*innen. Auf seine Frage, ob denn die Streetworker eingebunden werden, betonte Ordnungsdezernent Zaum, dass dies beabsichtigt sei. Auf die Nachfrage Clemens, wie denn die Personalstärke der Polizei vor Ort verstärkt würde, um engere Kontakte zu knüpfen, gab es die kurze Antwort der komissarischen Polizeipräsidentin Wehmhörner: Es gebe ja vier Bezirksbeamte in Oberbilk. Clemens dachte eher an die Dorfsheriffs, wie man sie früher hatte, die bei den Bürgern bekannt waren, die aber auch die Menschen kannten.
Wissenschaftliche Begleitung
Stattdessen wird es jetzt eine wissenschaftliche Herangehensweise geben, bei der schon beim Lesen des Flyers Bedenken aufkommen, ob damit Bürger*innen erreicht werden können. Es ist von “ethnisch-sozialen Gruppen” in “diversitätsgeprägten Stadtvierteln” die Rede, der “Erodierung” des Vertrauens, der “Pilotierung” eines Austausch- und Lernprogramms sowie der “Rekrutierung von Teilnehmenden”.
Es soll ein bürgernahes Format entwickelt werden, hoffentlich auch in der Sprache. Neben dem Aufbau von gegenseitigenm Vertrauen zwischen Polizei und Bürger*innen, soll auch das Ansehen des Ordnungsdienstes verbessert werden. Denn den OSD-Kräften begegnen viele Bürger nicht positiv – was unabhängig von der Nationalität sein dürfte.
Bereits seit den 1980er-Jahren gilt bürgernahe Arbeit der Polizei und des Ordnungsamtes als Schlüsselkonzept einer Verbesserung der Beziehungen zur Gesellschaft. Das Projekt EQAL orientiert sich an amerikanischen Vorbildern, mit dem Ziel gegenseitige Vorurteile abzubauen und Wegbereiter für konstruktive Zusammenarbeit zu sein.
“Konkret soll die Ermöglichung von Einblicken in die Arbeit, Rechte und Pflichten von Polizei und Ordnungsamt Begegnungen zwischen Bürgern und den Sicherheits- und Ordnungsbehörden begünstigen. Durch diesen Austausch in einer konfliktfreien Umgebung sollen Vorurteile und Barrieren abgebaut und das wechselseitige Verständnis für die Perspektiven des jeweils anderen niedrigschwellig gefördert werden”, heißt es in der Presseinformation zum Projekt.
“Konfliktsituationen sind für alle Beteiligten herausfordernd! Umso wichtiger ist es, für ein tragfähiges wechselseitiges Verständnis in dem gemeinsamen Interesse eines sicheren Lebensumfeldes zu werben. Diese langfristige soziale und kommunikative Aufgabe auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen, hat Vorbildcharakter – auch über unsere Landeshauptstadt hinaus. Die Bergische Universität Wuppertal ist stolz, an dieser Herausforderung mitzuwirken,” erklärt Prof. Dr. Stefan Kirsch, von der Bergischen Universität Wuppertal.
Wenn 2024 die Workshops stattgefunden haben, wird man die Ergebnisse auswerten und bei positivem Ergebnis versuchen das Konzept auch an anderen Orten umzusetzen.