Düsseldorf am Car-Freitag: Endstation Polizeikontrolle an der Kö
Aktualisiert durch die Polizei Düsseldorf am 8.4. |Der Mann aus Heinsberg schaut perplex: „Und wie kommen wir jetzt nach Hause? Wer zahlt uns das Taxi?“ Das sei seine Privatsache, antwortet der Polizist ungerührt und bittet, von dem 12-Zylinder-Boliden in Matt-Bronze Abstand zu nehmen: „Das ist jetzt unser Auto. Wir haben es beschlagnahmt!“ Dann zucken böse Blicke über den Corneliusplatz. Autotüren leiten die Wut ihres Halters ab; sie werden mehrfach demonstrativ zugeknallt. Der ebenfalls mehrfach angedrohte Anwalt geht am Karfreitag nicht ans Telefon. So machen sich Autobesitzer, Ehefrau und Tochter schließlich zu Fuß auf den Heimweg. Das nicht verkehrsgerechte Protzmobil landet am Haken des Abschleppers, der jeden seiner Handgriffe und Ansatzpunkte mit dem Handy dokumentiert. Sicher ist sicher.
Poser und Tot-Raser
Karfreitag ist Car-Freitag. Das gehört mittlerweile Ostern wie ein Hase, der Eier bringt: Großkontrolle aller Tuner- und Poser-Karren; in diesem Jahr begleitet von Tempomessungen. Denn die Zahl der illegalen Autorennen und der dabei verletzten oder gar getöteten, bis zum Zeitpunkt ihres sinnlosen Ablebens hat stark zugenommen. Aber irgendwas muss in den Benzindämpfen der Krachmacher und Tot-Raser enthalten sein, das den letzten Rest Vernunft verdampft. Immerhin schnappt sich die Polizei in Düsseldorf am Karfreitag 2023 mehr als 60 Fahrzeuge und Halter zu einer intensiven Kontrolle.
Felgen, Folien, Fahrwerke
Und die ist eine Sache für echte Experten in Uniform. „Diese Art von Felgen gibt es nicht für einen Polo GTI“, erklärt ein freundlicher Beamte dem verdutzten Tuner-Nachwuchs. Und richtig: Der Kleinwagen rollt auf Pneuträger einher, die eigentlich nur an einem Mercedes montiert werden dürfen. Die billige Nachrüstfolie auf den Scheiben der Heckfenster? Nicht zugelassen! Die im Zubehörhandel erworbenen Rückleuchten mit LED-Befeuerung? Ohne Prüfzeichen und Zulassung, an den Kanten zu scharf und obendrein ebenfalls durch einen illegalen Lacküberzug zusätzlich auf cool getrimmt – Verboten. Dem quengelnden Inhaber erklärt der Beamte freundlich: „Da gibt es ein Lösemittel, mit dem Sie versuchen können, die Rücklichter wieder klar zu bekommen. Manchmal gehen die dabei aber auch kaputt.“
Eine Festnahme, zwei Blutproben, sechs Karren sichergestellt
Die Polizei Düsseldorf hat die Car-Freitags-Bilanz am Samstag (8.4.) noch einmal aktualisiert: „Bei 13 Fahrern stellten die Einsatzkräfte den Verdacht des Fahrens ohne Fahrerlaubnis fest und schrieben entsprechende Strafanzeigen. Zweimal wurde Strafanzeigen wegen Beleidigung gegen Polizeibeamte/-innen geschrieben. Bei einem weiteren Sachverhalt ergab sich der Verdacht einer Urkundenfälschung. Insgesamt wurden drei Blutproben wegen des Verdachts des Fahrens unter Alkohol beziehungsweise Betäubungsmitteln entnommen. Wie in der ersten, vorläufigen Bilanz beschrieben, blieb es bei sechs Fahrzeugsicherstellungen. Ein Führerschein wurde sichergestellt. Insgesamt 27 Ordnungswidrigkeitenanzeigen und 36 Verwarnungsgelder ergaben sich in der Kontrollstelle. Insgesamt 91 Ordnungswidrigkeitenanzeigen und 291 Verwarngelder wurden während der Geschwindigkeitskontrollen rund um Düsseldorf geschrieben beziehungsweise ausgesprochen. Mitarbeiter der Stadtkasse waren vor Ort und überprüften im Rahmen der Kontrollen ob gegen angetroffene Personen Vollstreckungsverfahren wegen öffentlich-rechtlicher Forderungen (Bußgelder oder Steuern) anhängig sind. In diesen Fällen wurden die Außenstände seitens der Stadtkasse vollstreckt oder gepfändet.“
Aus dem Einsatzbuch der AG Tuning auf dem Corneliusplatz: Bei der Überprüfung eines 31-jährigen Serben wurde festgestellt, dass er mit zwei Haftbefehlen gesucht wird. Zudem hielt er sich nach Angaben der Polizei offenbar illegal in Deutschland auf. Ein 22-jähriger Türke ohne gültige Fahrerlaubnis flüchtete zu Fuß. Er konnte nach 500 Metern festgenommen werden, so die Polizei. Sein Beifahrer rutschte auf den Fahrersitz und fuhr mit dem Auto auf und davon. Nach Polizeiangaben konnte er auf der A 46 Richtung Wuppertal in Höhe Düsseldorf Eller angehalten und vorläufig festgenommen werden. Ein 21-jähriger Albaner legte in der Kontrollstelle einen offensichtlich gefälschten griechischen Führerschein vor. Der Führerschein wurde sichergestellt und gegen den Fahrer eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Urkundenfälschung und des Fahrens ohne Fahrerlaubnis geschrieben.
Die Mängelkarte
Hinzu kommt eine Menge Aufklärungsarbeit für die Autoenthusiasten. Viele haben eine Mängelkarte mitgenommen, müssen Teile austauschen oder endlich in die Fahrzeugpapiere eintragen lassen – und ihr moniertes Fahrzeug dann erneut vorführen. Es ist für die Experten der Polizei eine Sisyphusarbeit im Detail. Ohne Aussicht, die PS-Freaks wirklich zu erreichen.