Angekommen in Düsseldorf: Ein Blick auf Oberbilk
Sie kamen aus Syrien und sind mittlerweile seit mehr als fünf Jahren in Deutschland: Basel Al Ali, Samer Al Najjar, Rayan Alhamid und Merhi Alseirawan. Am Samstag (11.12.) zeigten sie einer Gruppe Interessierter, zu der auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller gehörte, wie sie es geschafft haben, Fuß zu fassen und verrieten, was sie aus ihrem Blickwinkel in Düsseldorf mit Syrien verbindet.
Treffpunkt der Gruppe, die aus Politikern (OB Stephan Keller, Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf und Ratsherr der Grünen Samy Charchira), Ehrenamtlern des Welcome Points 3 und des Vereins „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ (Flüwiko) sowie Interessierten bestand, war die Kölner Straße am U-Bahnhof Ellerstraße. Am Samstagnachmittag war es dort voll. Menschen bummelten oder erledigten ihre Wochenendeinkäufe.
Nachdem Ansgar Drücker im Namen von Flüwiko die Gruppe begrüßt hatte, erklärte Basel Al Ali, wie es zu der Idee des Rundgangs gekommen war. Al Ali ist bereits seit 2014 in Deutschland und studierte Informatik. Von Anfang an war er ehrenamtlich engagiert, um anderen Geflüchteten bei Behördengängen oder Sprachproblemen zu helfen. Seine Anlaufstelle war der Verein Flüwiko. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat er das Kollektiv SCHU FI MA FI gegründet, was auf deutsch so viel heißt wie „was geht!?“.
Das Ziel des Kollektiv SCHU FI MA FI ist es, Menschen zusammenzubringen und so interkulturelle Brücken zu bauen. So gab es bereits mehrere Veranstaltungen mit dem zakk und anderen Institutionen. Mit dem neuen Projekt der Rundgänge möchten die Ehrenamtler vermitteln, dass sie längst keine Hilfsempfänger mehr sind, sondern etwas zeigen und zurückgeben möchten. Auf dem Rundgang erklärten sie syrische Lebenskultur zum Anfassen.
Sehr wichtig sei dabei das Essen, sagte Al Ali und besonders die Süßigkeiten. Eine Kostprobe von der Vielfalt wurde im Geschäft Al Quds auf der Kölner Straße vorgestellt. Verschiedene arabische Leckereien machten die Runde und wurden coronakonform auf dem Bürgersteig probiert. Das machte auch Passanten auf die Gruppe aufmerksam und schnell entwickelten sich Gespräche und es gab Tipps, was noch probiert werden soll.
Anschließend wurde OB Keller im benachbarten Al Baraka Markt freudig begrüßt. Inhaber Yousuf Abou Daheis ist nicht nur Werstener wie der Oberbürgermeister. Er erzählte auch stolz, von seiner Einbürgerung in der vergangenen Woche. Sein Geschäft ist sehr groß und bietet neben einer Vielfalt an frischem Obst, Gemüse, Käse und Oliven auch Gewürze und alle Lebensmittel, aus denen leckere Speisen zubereitet werden können.
Das weiß auch Merhi Alseirawan, der die Gruppe begleitete und gelernter Koch ist. Er träumt immer noch davon, sich als Koch selbständig zu machen, aber das ist in Deutschland nicht so einfach, berichtete er. Doch bei vielen Gelegenheiten hat er bei Flüwico seine Kochkunst bereits unter Beweis gestellt und er weiß, dass er alle notwendige Zutaten auf der Kölner Straße frisch und in guter Qualität bekommen kann.
Währenddessen probierte sich die Gruppe durch verschiedene Sorten Oliven und Datteln, die im Baraka gereicht wurden. Viele Besucher*innen staunten über die Vielfalt des Angebots und werden sich die Adresse gewiss merken.
Mit dem Linienbus fuhr die Gruppe weiter zur Herzogstraße 28, wo Mohamad Kadour sein Restaurant „Frisch“ zur Verfügung gestellt hatte. Dort wartete bereits Musiker Wassim Abou Fakher, der mit seiner syrische Laute, den musikalischen Teil der Veranstaltung bestritt.
Nachdem sich alle mit vorzüglichen Vorspeisen gestärkt hatten, erzählte Rayan Alhamid von ihrem Engagement als Ehrenamtlerin bei Flüwico und im Welcome Point. Denn in der Schule habe sie selber erfahren wie wichtig es sei, die deutsche Sprache gut zu sprechen, um Erfolg zu haben. Mitgebracht hatte sie eines ihrer Bilder. Sie zeichnet auch.
Samer Al Najjar, der Germanistik und Politik an der Heinrich-Heine-Universität studiert, stellte seine Bücher bei zwei kurzen Lesungen vor. Er hat 2012 Syrien verlassen und damals bereits Kurzgeschichten geschrieben. Sie seien nicht autobiographisch, erklärte er, aber seine Zuhörer*innen am Samstagabend verstanden sofort, was er ausdrücken will. Sein erstes Buch „Salzige Heimat“ wurde auf deutsch übersetzt und im vergangenen Jahr erschien bereits sein zweites Werk. Es sei ihm wichtig, mit seinen Geschichten ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Erfahrungen die Menschen im Krieg und auf der Flucht gemacht haben.
Weitere interkulturelle Spaziergänge durch Düsseldorf Oberbilk sind für das nächste Jahr geplant, damit die Düsseldorfer*innen einen Eindruck davon erhalten, was die Nachbarn bewegt und was sie bereits erreicht haben.
Informationen darüber gibt es auf der Seite von Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf.