Düsseldorf: Absage der Sebastianer von 1316 – Absage der gesamten Schützenfestsaison?
Für die einen ist es die größte Kirmes am Rhein, für die anderen das Schützenfest der St. Sebastianusschützen von 1316. Das eine geht nicht ohne das andere und so war die Absage der Rheinkirmes gleichzeitig das Aus für das Schützenfest. Viele Düsseldorfer Schützenvereine haben bereits genauso entschieden und ihre Feste abgesagt. Nur wenige hoffen noch auf eine Verbesserung der Infektionslage im Sommer. Das Schützenfest der Sebastianer von 1316 ist das größte der Stadt und hat neben dem traditionellen Umzug mit anschließender Parade noch zahlreiche Veranstaltungen, zu denen die Besucher*innen zu Hunderten kommen.
(v.r.) Lothar Inden mit Regimentskönig André Dornbusch, dessen Amtszeit einmalig in der Geschichte des Vereins bleiben dürfte
Schwere Entscheidung
Was am Montagabend (26.4.) zuerst mit der Stadtspitze und anschließend auf der Vorsitzendenversammlung der Gesellschaften besprochen wurde, kam nicht überraschend. Die Regelung der Landesregierung alle Großveranstaltung bis zum 30. Juni 2021 zu untersagen, ließ den Verantwortlichen keine andere Wahl. Vom 16. bis 25 Juli hätten sie gerne ihr Schützenfest gefeiert und dabei die Rheinkirmes ausgerichtet, doch die Gesundheit der Menschen habe absolute Priorität, betont Lothar Inden im Gespräch mit report-D.
Die Absage sei bitter, zumal man nach 2020 gehofft hatte, endlich wieder zur Normalität zurückkehren zu können. André Dornbusch, seit 2019 amtierender Schützenkönig der Sebastianer von 1316, wird in die Geschichte des Vereins eingehen. Er wird bis 2022 im Amt bleiben und damit so lange wie kein(e) andere(r) vor ihm. Auch Oberst Ernst-Toni Kreuels wartet noch auf seinen ersten Einsatz. Im Januar 2020 wurde er beim Titularfest zum Nachfolger von Günther Pannenbecker bestimmt. Kurz danach begann die lange Corona-Pause des Sommerbrauchtums.
(v.l.) Wolfgang Vollmer und Lothar Inden überreichten Ernst-Toni Kreuels (Mitte) beim Titularfest im Januar 2020 die Insignien als neuer Oberst der St. Sebastianus Schützen von 1316
Verschiebung keine Alternative
Eine Verschiebung des Schützenfest und damit der Rheinkirmes kommt für den traditionsbewussten Verein nicht in Frage. Denn der Termin liegt immer rund um den 23. Juli, dem Gedenktag des Stadtpatrons St. Apollinaris. Lothar Inden berichtet von sehr konstruktiven Gesprächen mit der Stadt und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. Das Stadtoberhaupt ist zwar noch kein Mitglied bei des Sebastianern, aber das wird sich ändern, sobald das Vereinsleben wieder geregelt stattfinden kann – heißt es inoffiziell. Der Verein wird gemeinsam mit der Stadt überlegen, ob es Feierlichkeiten im kleinen Rahmen geben kann. Im vergangenen Jahr wurde mit Fahnenschmuck in der Stadt auf die Schützen hingewiesen.
Oliver Wilmering ist Chef des Schaustellerverband Düsseldorf und kämpft mit seinen Kollegen um die Existenz
Enger Austausch mit den Schaustellern
In engem Austausche stehen die Schützen mit dem Schaustellerverband, für die die Absage der Rheinkirmes ein herber Schlag ist. Die Entscheidung war allerdings keine Überraschung, erklärt Oliver Wilmering, Chef des Schaustellerverbands Düsseldorf. Sie tragen die nachvollziehbare Entscheidung mit, aber die Lage sei für viele Schausteller existenziell bedrohlich. Für die staatlichen Hilfsmittel seien sie beantragungsberechtigt. Doch das Geld fließe sehr langsam oder nur mit Teilzahlungen und sei nur für die Deckung der Betriebskosten gedacht. Die Stadt Düsseldorf unterstütze die Schausteller sehr durch die Möglichkeit ihre Buden im Zentrum aufzustellen und zu betreiben. Mit diesen Einnahmen würde das Überleben vieler Familien gesichert. „Es ist eine schwere Krise für alle“, betont Wilmering. „Wir sitzen alle in einem Boot, da gebe es keine Schuldzuweisungen, sondern gemeinsame Lösungen müssen gefunden werden. Dazu wollen wir konstruktiv beitragen, Seite an Seite mit der Politik“.