Düsseldorf Volksbühne: 50.000 Euro Großspende für Düsseldorfer Bühnen in Not
„Mit 5000 Euro kann niemand die Welt retten“, sagt Werner Sesterhenn. Da ist der Chef der Düsseldorfer Volksbühne Realist. Doch wer sieht und hört, wie sich neun Düsseldorfer und Neusser Bühnen und Gruppen über die Spende von jeweils 5000 Euro freuen, der erlebt, wie bedrohlich Corona die Düsseldorfer Kultur auf Kipp stellt. Die Botschaft im Theater an der Kö ist glasklar: Wenn nicht alle aufpassen, geht da etwas unwiederbringlich verloren. Deshalb – haben die Mitglieder der Düsseldorfer Volksbühne und die Institution selbst 50.000 Euro gesammelt. Und 45.000 Euro davon bereits angewiesen – an das Asphalt Festival, Das Düsseldorfer Marionetten-Theater, das Kom(m)ödchen, das Puppentheater Helmholtzstraße, das Theater am Schlachthof Neuss, das zakk, das KaBARett Flin, das Forum Freies Theater und den Förderverein Junges Schauspielhaus.
Jeweils 5000 Euro Spende für neun Düsseldorfer Kulturinstitutionen.
Christoph Seeger-Zurmühlen und das Team haben das Asphalt- zum Schwanenspiegel-Festival gemacht – mit 42 Veranstaltungen und 3700 Gästen in elf Tagen. Ja, eine Erfolgsgeschichte. Doch gleich danach steht Anton Bachleitner vom Düsseldorfer Marionettentheater auf und lässt den den Schelm Puck aus Shakespeares Sommernachtstraum mit den Schultern zucken: „Wir haben eine zu enge Bühne und einen zu engen Zuschauerraum und keine Lüftungsanlage.“ Im Herbst 2021 könne das Marionettentheater wieder öffnen. Vielleicht. Bis dahin gewährt die Deutsche Oper am Rhein Asyl. Kai Lorenz vom Kom(m)ödchen sagt: „Gott sei Dank wir spielen wieder seit dem 1. Oktober wieder.“ Auf der Hälfte der Sitzplatzkapazität. „Wir müssen jeden Abend Geld zuschießen“. Die Kosten zu decken – bloß ein Wunsch.
Bruchteil der Kapazitäten
Dem Puppentheater an der Helmholzstraße steht derzeit ein Drittel der eigentlichen Kapazität zur Verfügung. Vorstellungen laufen vor 26 Zuschauern. Der Vermieter habe auf zwei komplette Monatsmieten verzichtet – „ein Segen!“. Das Neusser Theater am Schlachthof hat die Pandemie bislang in einem Zelt abgewettert – nun geht es nach drinnen. „Wir hoffen, dass wir bis März überleben – um dann wieder ins Zelt zu wechseln.“
Intendant als Kartenabreißer
Dass KaBARett Flin ist in Düsseldorf während der Pandemie neu gestartet. Intendant Kristof Stößel sagt: „Ich reiße die Karten ab, meine Frau weist Plätze an. Sonst ginge es gar nicht.“ Viele Termine mussten abgesagt werden, weil es sich schlicht nicht lohne, jemanden in München in einen Zug steigen zu lassen, damit er in Düsseldorf vor weniger als 40 Leuten auftritt. Das Junge Schauspiel berichtet, pro Vorstellung könne ein Drittel der sonst üblichen Zuschauer kommen – das sind 100 bis 120 Menschen. Das Forum freies Theater hat sich digital gemacht – und ins Internet verlagert.
Hausherr René Heinersdorff forderte mehr Engagement der Düsseldorfer Kulturpolitik
Und so geht es letztlich auch der Volksbühne selbst: Die Zahl der Veranstaltungsorte hat sich auf knapp 40 halbiert – nur die Hälfte der Angebote steht den 9000 Mitgliedern der Volksbühne zur Verfügung. Tendenz der Mitgliederschaft im Jahr 99 des Bestehend: fallend. Einbußen in der aktuellen Spielzeit 2019/2020: 39 Prozent. Werner Sesterhenn sagt: „Wie lange wir das durchhalten, weiß ich nicht.“
In dieser Lage richten sich die Augen auf den Düsseldorfer Kulturausschuss. Der könnte dafür sorgen, dass die Theater Spenden, wie die der Volksbühne, mit ins Jahr 2021 nehmen könnten. „Denn dann steht uns die eigentliche Prüfung bevor“, sagen alle.
Die Volksbühne
Die Düsseldorfer Volksbühne e.V. ist die größte Publikumsorganisation Nordrhein-Westfalens und die drittgrößte deutschlandweit.
Mitgliedschaft
Kultur soll für jeden verfügbar sein – diesem Grundsatz möchte die Düsseldorfer Volksbühne gerecht werden. Eine Mitgliedschaft bei dem gemeinnützigen Verein bietet die Chance, die kulturelle Vielfalt Düsseldorfs und Umgebung zu fairen Preisen zu erleben. Aus über 70 Spielstätten können Veranstaltungen flexibel gewählt werden, das stetig wachsende Angebot aus Oper, Theater, Konzerten, Ballettaufführungen, Ausflügen und vielem mehr gibt den 11.500 Mitgliedern die Gelegenheit, den eigenen kulturellen Horizont zu erweitern. Die Eintrittskarten werden etwa 3 bis 4 Wochen vor der Veranstaltung verschickt. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Geschichte
Der Ursprung der Volksbühnenidee liegt in Berlin Ende des 19. Jahrhunderts. Theaterkritiker und Schriftsteller verschrieben sich der Idee, das bis dahin vom Bürgertum gehaltene Bildungsmonopol zu durchbrechen. So wurde im Jahre 1890 die Freie Volksbühne mit dem Ziel gegründet, jedem Menschen, Theaterbesuche und kulturelle Erlebnisse zu ermöglichen. Egal, ob arm oder reich.