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Home›Kultur›Aus den Tiefen des Archivs: Konzeptkunst im Düsseldorfer K21

Aus den Tiefen des Archivs: Konzeptkunst im Düsseldorfer K21

Von Birgit Koelgen
16. Januar 2020
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Auf der Spur der feministischen Konzeptkunst (v.l.): Ursula Wißborn, Mäzenin von der Kulturstiftung der Sparda-Bank West, Direktorin Susanne Gaensheimer, Kuratorin Isabelle Malz und Künstlerin Katrin Mayer im K21.

Damit Sie’s wissen: Dies ist, wie Direktorin Susanne Gaensheimer versichert, „eine hochinteressante, kunsthistorisch wichtige Ausstellung“. Nun gut. Die Konsequenz, mit der die Amerikanerinnen Lee Lozano (1930-1999), Eleanor Antin (heute 84), Mierle Laderman Ukeles (81) und Adrian Piper (71) in den wilden Zeiten zwischen 1968 und 1980 ihre Konzepte in eine männlich geprägte Kunstwelt gesetzt haben, verdient durchaus Beachtung. Leider ist keine der drei noch lebenden und aktiven Ladys nach Düsseldorf gekommen, und die Schau entstand aus den trockenen Kartons des Konrad-Fischer-Archivs: „I’m not a nice girl“.

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Notizbücher als Spur der Kunstidee: „Private Books“ von Lee Lozano (1930-1999).

Sie sei kein nettes Mädchen – das hat Lee Lozano in den frühen 1970er-Jahren dem deutschen Kurator Kasper König geschrieben und damit seine herablassenden Komplimente von sich gewiesen. Sie war eine begabte Malerin, an der Wand hängt ein einsames konstruktives Bild mit Cut-Outs aus dem Jahr 1970. Um die Zeit hatte Lozano schon beschlossen, die Malerei zu beenden und sich Konzepten, also der Kunst als Idee und Aktion, zu widmen. Elf fieberhaft vollgeschriebene Notizbücher und etliche fliegende Blätter zeugen von ihren Eingebungen und zugleich von einem chaotischen Leben und inneren Nöten.

Das Leben als Performance

Wer Lust und Nerven hat, kann die erstaunlich ordentliche Handschrift entziffern, in der Lee Lozano auflistete, was ihr so einfiel und passierte: Als „Showpiece“ in der Galerie von Konrad Fischer wollte sie ihren verstaubten Arbeitstisch aufstellen – wozu es nicht kam. Nach einer Zeit, in der sie konzeptmäßig dem Kunstbetrieb fernblieb, beschloss sie, Frauen zu boykottieren und nicht mal mehr zu grüßen. Am 12. August 1971 („I’m fuckin up bad …“) verpasste sie einen gewissen Bellamy. Das muss anstrengend gewesen sein und wirkt ziemlich neurotisch, aber, sorry, wen interessiert das heute noch?

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Rebellion aus der Zeit: Eleanor Antin auf einem Video von 1971 .

Oben, in der Bel Etage des Hauses, wird es etwas munterer. Da sieht man auf einem Block-Fernseher das Schwarz-Weiß-Video „Representational Painting“, in dem sich die New Yorkerin Eleanor Antin 1971 schminkt und abschminkt, erst mal eine raucht und sich dann den Büstenhalter auszieht. Den BH als Restkorsett loswerden, das war damals ein Zeichen feministischer Rebellion. Heute muss man darüber lächeln.

Die Kunst der täglichen Arbeit

Sympathisch sind die Spuren von Mierle Laderman Ukeles, die kurzerhand alle Arten von Instandhaltungsarbeiten („Care and Service“) zur Kunst erklärte und ein Manifest für „Maintenance Art“ verfasste. Als „Artist in Residence“ bei der New Yorker Müllabfuhr begrüßte sie 1979/80 in einer fast ein Jahr dauernden Aktion über 8000 Müllwerker und Straßenkehrer bei der Arbeit und ließ das fotografisch-filmisch dokumentieren. Offensichtlich freuten sich die Boys sehr über den Besuch der imposanten Blondine. Doch irgendwie nice, girl.

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In Farbfotos festgehalten: die „Touch Sanitation Performance“ von Mierle Laderman Ukeles mit der New Yorker Müllabfuhr, 1979/80.

Keine schlechte Laune verbreitete offensichtlich auch die jüngste der vier Künstlerinnen, Adrian Piper, die sich mit Temperament und Humor gegen Rassendiskriminierung einsetzte. Ein wackliger Farbfilm zeigt eine ihrer „Funk Lessons“ für Kommilitonen an der kalifornischen Berkley-Universität 1983: Die Gruppenperformance endet in einem wilden Tanz. In einem Video von 1993 reflektiert die schon leicht ergraute Künstlerin ihr künstlerisches Leben und die unterschwelligen Vorurteile, die ihr auch in wohlmeinenden Kreisen immer begegnet sind. Über Kopfhörer kann man ihr lauschen.

Das Publikum muss fleißig sein

Vorausgesetzt ist ein ausgeprägtes Forschungsinteresse, das die Kuratorin Isabelle Malz offenbar vom Publikum erwartet. Ästhetisch hat die Ausstellung jedenfalls keine Power – daran ändern auch die grafisch gestalteten Vitrinenverkleidungen der Künstlerin Katrin Mayer nichts. Das Konzept mit der Konzeptkunst hat Seminarcharakter, und wer recht fleißig ist, kann in vier „Reading Groups“ die Texte der Künstlerinnen im Original lesen und diskutieren.

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Grafische Abdeckungen sollen die Vitrinen interessanter machen.

Was, wann und wo?

„I’m Not A Nice Girl“: Die Ausstellung über die Konzeptkunst von Eleanor Antin, Lee Lozano, Adrian Piper und Mierle Laderman Ukeles ist bis 17. Mai im Düsseldorfer K21, Ständehausstr. 1, zu sehen. Di.-Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa./So. 11 bis 18 Uhr. Die „Reading Groups“ am 2. Februar, 1. März, 5. und 26. April, jeweils 14 bis 16 Uhr, können ohne Anmeldung besucht werden (Leitung: Eva Busch). Im Eintrittspreis (12 Euro) inbegriffen. Mehr Informationen unter www.kunstsammlung.de

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