Düsseldorf Lörick: St. Sebastianus-Schützenbruderschaft startet in die nächsten 150 Jahre

Wie gut, dass das Preußische Abgeordnetenhaus im Jahr 1869 so dickköpfig war. Nach kurzer Debatte wurde abgelehnt, was eine Art Bürgerinitiative da im fernen Rheinland angestoßen hatte. „Elf Mann und Urschels Theres“ hatten per Eingabe untertänigst um die Gründung einer Schule nachgesucht. Das wurde glatt abgelehnt; da könnte ja jeder… Auf dem Büdericher Schützenfest kam der einstweilen gescheiterte Schulverein auf die Idee, der Regierung und den Nachbargemeinden auf eine andere Art Löricks Eigenständigkeit zu zeigen: Sie gründeten die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Düsseldorf-Lörick. Das war vor 150 Jahren – welch ein Jubiläum!
Viele Hundert Gäste verfolgten die Parade am Sonntag (4.8.) auf der Löricker Straße.
Das Regimentskönigspaar Kurt und Barbara Feller mit dem Berliner Erzbischof Heiner Koch (l.)
Das war einer der häufigsten Stoßseufzer am Sonntagabend (4.8.) im Festzelt. Da hatten die Löricker Sebastianer einen Festumzug mit rund 800 Frauen und Männern durch die Straßen geführt, von dem man noch lange sprechen wird: Fünf Bataillone hatten bei strahlendem Sonnenschein und erträglichen Temperaturen die Schützenfarben durch den linksrheinischen Stadtteil Düsseldorfs getragen. Sie wurden dabei von zwölf Tambourcorps und Musikkapellen begleitet. Zur Serenade auf der Löricker Straße gab es fast ein Gedränge der Musiker. Am Straßenrand verfolgten viele Hundert Schaulustige das Geschehen.
Hans-Josef Dahmen ist seit 70 Jahren Mitglied der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Lörick.
Geschäftsführer Werner Rieche und Thomas Kirchner hatten den Gästen auf der sonnenbeschienenen Allee verraten, was die Kapellen anschließend perfekt spielten: Den Marsch der Medici von Johann Wiechers und den Laridah-Marsch von Max Hempel. Angeführt vom Regimentskönigspaar Kurt und Barbara Feller, Husaren Schwadron Fidele Löricker 1976, machte sich anschließend eine überaus stattliche Zahl an Ehrengästen auf den weiten Weg, die fünf Bataillone abzuschreiten. Dann zogen die Uniformierten an den Majestäten und ihrem Schirmherrn, dem Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, und Bezirksbürgermeister Rolf Tups vorbei. Auffällig: Die vielen Jugendlichen und Kinder in den Reihen der neun Löricker Kompanien. In den vergangenen Jahren hat es der erste Brudermeister Thomas Hummelsbeck (und mit ihm alle Löricker Schützen) geschafft, die Mitgliederzahl auf 196 (2004: 154) zu steigern. Ein Zuwachs um 25 Prozent – während viele Vereine des Sommer- wie Winterbrauchtums über rückläufige Zahlen klagen.
Die Sappeure schickten dem Königspaar einen Gruß.
Seit zwei Jahren hatten sich die Löricker intensiv auf ihr 150. Jubiläum vorbereitet. Aus 20.000 Fotos und den zum Teil noch in Sütterlin geschriebenen Sitzungsprotokollen machten sie eine 68-seitige Chronik ihrer Bruderschaft. Unterstützt durch Historiker Bastian Fleermann von der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte arbeiteten die Schützen auch die Jahre des Nationalsozialismus auf.
Schützenobert Johannes Adams meldete die Jubiläumsparade ab, Werner Rieche (r.) hatte moderiert.
Selbst als Unbekannte ihre 4,5 Meter großen Werbe-Strohpuppen vor den Schützenfesttagen anzündeten, konnte der Ärger über den Vandalismus die Löricker Sebastianer nicht stoppen. Unterstützt durch Spenden aus der Bürgerschaft stellten sie Fotonachbildungen auf Metallträgern auf, die von vorn täuschen echt aussehen.
Am Abend endete im Festzelt die Regentschaft des Regimentskönigspaares Kurt und Barbara Feller, sowie des Jungschützen-Prinzen Phillip Knuth.
Neue Majestäten
Bei der Ermittlung der neuen Majestäten am Schützenmontag hatte die Gesellschaft Löricker Mädels gleich doppelten Grund zum Jubel. Nachdem sich Verena Abdalla erfolgreich das Amt der Jungschützenkönigin gesichert hatte, bewies Isabel Schüler eine ruhige Hand und ein gutes Auge. Der Regimentskönigsvogel wurde von ihr geputzt und die Löricker haben eine Regimentskönigin. Unterstützt werden die Damen durch den neuen Pagenkönig Max Kamp.
aktualisiert 05.08.2019 22 Uhr