Nachklang: Düsseldorf Festival präsentiert Bernsteins „Mass“

Das Theaterzelt ist längst abgebaut, auf dem Burgplatz dreht sich jetzt lustig das Riesenrad. Die Intendanten des Düsseldorf Festivals, Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, arbeiten im Altstadtbüro schon an den Anträgen für die nächste Saison. Da gibt es noch einen Nachklang. Groß und mächtig. In der diesjährigen Eigenproduktion präsentiert das Festival in der kulturoffenen Johanneskirche die „Mass“ von Leonard Bernstein. Ein Lichtblick im November!
Rund hundert Mitwirkende – Sänger, Tänzer und Schauspieler, Kinder und Erwachsene – feiern die theatralische „Messe“, die Bernstein 1971 zur Eröffnung des New Yorker Kennedy-Centers uraufführte. Inspirieren ließ sich der Schöpfer der berühmten „West Side Story“ in diesem reifen Werk vom katholischen Ritus. Aber es geht in der anspruchsvollen Komposition aus Musical, Jazz, Klassik und Neuer Musik nicht um fromme Gesten, sondern um Zweifel, um die Suche nach Antworten.

An einem Tisch: Im Café der Johanneskirche versammeln sich Festival-Intendantin Christiane Oxenfort (links) und die Leiter und Solisten der Bernstein-Aufführung. Foto: bikö
Himmelwärts
Die Gesellschaft war damals gespalten, vehement bekämpften sich die freiheitliche Bewegung und konservative bis reaktionäre Kreise. Passt gut in die Gegenwart, finden Hanna Werth und Philipp Heitmann, die Bernsteins Musiktheater in Szene setzen. Das Künstlerpaar kennt sich schon seit dem Schauspielstudium in Leipzig. Beide hatten feste Engagements – Hanna Werth gehörte zehn Jahre lang bis 2024 zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses – und arbeiten jetzt frei. Auch als Regisseure. „Aus dem Bauch heraus“ haben sie den Auftrag des Festivals angenommen, begeistert vom Kirchenraum, der ein besonderer Klangraum ist – und zugleich die perfekte Kulisse für „Mass“.

Gemeinsames Werk: Hanna Werth und Philipp Heitmann führen Regie, Kantor Wolfgang Abendroth (rechts) hat die musikalische Leitung bei Bernsteins “Mass” in der Johanneskirche. Foto: bikö
Bei den Proben schweben die Stimmen schon heftig himmelwärts, obwohl die Solisten noch allein arbeiten mit Kantor und Kirchenmusikdirektor Wolfgang Abendroth. Am Wochenende erst kommt das Düsseldorf Festival Orchester hinzu – auch Christiane Oxenfort in ihrer Eigenschaft als Flötistin ist dabei. Zwei Chöre singen mit, jung und alt, und die Jugendkompanie des Tanzhauses begleitet die Sänger aus der Gemeinde der „Street People“ mit tänzerischen „Schatten“. Der Glauben wird in Frage gestellt – auch vom Priester, dem sogenannten Zelebranten, den Samuel Schürmann mit höchster Inbrunst spielt und singt.
Was und wo?
„Mass“ von Leonard Bernstein unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Abendroth wird im Auftrag des Düsseldorf Festivals szenisch in der Johanneskirche aufgeführt. Regie: Hanna Werth und Philipp Heitmann. Fünf Vorstellungen sind geplant: Sa. und So., 8. und 9. November, jeweils 18 Uhr, sowie am 14., 15. und 16. November, jeweils 19 Uhr. Die Tickets kosten zwischen 18 und 44 Euro. www.duesseldorf-festival.de
