Düsseldorf: Neue Stele des FlingerPfad an der Ecke Bruchstraße und Hellweg

Der FlingerPfad hat 30 Stationen und nach und nach erhalten alle eine Stele, die über die Geschichte des Standorts aufklärt. Am Freitag (26.9.) konnte das 22. Exemplar eingeweiht werden. An der Ecke Hellweg und Bruchstraße können Interessierte erfahren, wie dort ab 1920 die Wohnungsnot bekämpft wurde und was es mit der Hellweg-Bande auf sich hat.

Kaspar Michels vor der Enthüllung der 22. Stele des FlingerPfads, Foto: Dirk Schmidt
Neben dem Geschäftsführer der SWD, Klaus Feldhaus, zupften die Bürgermeisterinnen Klaudia Zepuntke und Clara Gerlach sowie Bezirksbürgermeister Philipp Schlee am Freitagvormittag am roten Samttuch, das die Stele bedeckte.

Die feierliche Enthüllung der Stele (v.l.) Anne Menges, Klaudia Zepuntke, Clara Gerlach, Klaus Feldhaus und Philipp Schlee, Foto: Dirk Schmidt
Anne Menges und Kaspar Michels vom FlingerPfad informierten, warum gerade dieser Standort ausgewählt wurde. Denn die fortschreitende Industrialisierung führte ab 1900 dazu, dass immer mehr Menschen nach Düsseldorf strömten, weil sie dort Arbeit fanden. Doch nach dem ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) gab es eine große wirtschaftliche und soziale Umwälzung. Viele Männer waren im Krieg geblieben und die Arbeitslosigkeit war hoch, denn die Wirtschaft lag am Boden. In Düsseldorf gab es zu dieser Zeit über 10.000 wohnungslose Familien, die oft in Elendsquartieren hausten, beispielsweise am Hellweg.

Die Stele berichtet über die Vergangenheit in Flingern, Foto: Dirk Schmidt
Die Stadt gründete in dieser Zeit mit der Rheinischen Bahngesellschaft die „Bürohausgesellschaft“. 1929 wurde dieser das Grundstück der ehemaligen Hohenzollern AG in Flingern übertragen und die wilden Barackensiedlungen wurden durch Gebäude mit rund 900 Wohnungen ersetzt. Darin gab es Bäder und Haustechnik – in dieser Zeit nicht selbstverständlich. Die Wohnungen gehören heute zum Bestand der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWD) und stehen unter Denkmalschutz. Die Fassaden werden erhalten, aber der Rest bis zum Jahr 2023 modernisiert.

Zahlreiche Interessierte waren zur Steleneinweihung gekommen, Foto: Dirk Schmidt
Zur Geschichte des Hellwegs gehört auch die sogenannte Hellweg-Bande. Im Stile Robin Hoods überfielen die jugendlichen Mitglieder Lebensmittelgeschäfte und Lagerhäuser. Ihr Anführer Hubert Lange, nannte sich „Mocca Graf von Tonelli“. Da die Bande die Beute ihrer Raubzüge auch an die Bedürftigen verteilte, hatte sie großen Rückhalt im Viertel und die Polizei kam ihnen nur schwer bei. Bei der Einweihung der Stele war eine Seniorin, die als Kind die Bande kannte und sich erinnerte, dass ihre Mutter von der Hellweg Bande “Fettigkeiten” (meist Margarine und Fett aus diversen Einbrüchen) geschenkt bekommen hat. Sie wohnte damals in einem der anliegenden Häuser. Im März 1946 wurde die Bande von der britischen Militärjustiz verurteilt. Hubert Lange erhielt die längste Haftstrafe.

Christel Theisen (rote Jacke) ist Zeitzeugin der Hellweg-Bande, Foto: Dirk Schmidt
Die Stele wurde von den Gartenbauer*innen der gemeinnützigen Jugendberufshilfe JBH Düsseldorf gesetzt und konnte mit finanzieller Unterstützung der SWD realisiert werden.
FlingerPfad
Der FlingerPfad beschreibt an 30 Stationen historisch bedeutsame Ereignisse und Bauten in Flingern. An 22 Stationen gibt es bereits Stelen, weitere folgen. Die Initiative FlingerPfad freut sich immer über das Engagement von Bezirksvertretungen, Firmen, anderen Gruppierungen oder Bürger*innen, die zur Vervollständigung des Pfads beitragen. Denn rund 3000 Euro müssen für jede Stele aufgebracht werden und das sei nur durch Sponsoren zu realisieren (Informationen für Interessierte gibt es hier).

30 Stationen hat der FlingerPfad