Düsseldorf: Hinschauen, Bewusstsein schaffen und für Schutz sorgen – DGB Aktion am Tag gegen Gewalt an Frauen

Am Hexengedenkstein in Gerresheim stellten die Vertreter*innen des DGB am Dienstag (25.11.) ihre orange Bank der Kampagne ,,No Violence – keine Gewalt an Frauen und Mädchen!“ auf. Der Ort war bewusst gewählt, denn er erinnert an zwei Frauen, die in vergangenen Jahrhunderten zu Unrecht verfolgt, verurteilt und ermordet wurden. Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wurde ihrer gedacht und gemahnt, denn immer noch werden Frauen Opfer und die Gewalt fängt nicht bei blauen Flecken an. Auch verbal kann Gewalt ausgeübt werden.

Annemarie Benke (links) formulierte die Forderungen des DGB, dritte von links Elisabeth Wilfart, die Düsseldorfer Gleichstellungsbeauftragte
Mit ihrer Aktion setzt sich der DGB Düsseldorf dafür ein, den Opfern zu helfen. Dazu gehört auch das dringend benötigte dritte Frauenhaus in Düsseldorf. Wie Annemarie Benke vom DGB an der orangen Bank ausführte, gilt zwar seit Februar 2025 das Gewalthilfegesetz. Doch Gewalt gegen Frauen sei weit verbreitet und habe viele Gesichter: Von Kontrolle und psychischer Gewalt bis hin zu sexualisierter und physischer Gewalt. Sie kenne kein Alter und keine soziale Schicht.
Am häufigsten passiere sie dort, wo man sich am sichersten fühlen sollte: Zuhause und in der Familie. Meistens werde Gewalt vom Partner oder Ex-Partner ausgeübt. Finanzielle und emotionale Abhängigkeit mache das Entkommen der Betroffenen aus der Situation oft kaum möglich. In den vergangenen Jahren wurden mehr Fälle von häuslicher Gewalt erfasst und dabei dürfte die Dunkelziffer noch weitaus höher liegen. Immer mehr Frauen fühlen sich bestärkt Anzeige zu erstatten. Doch wohin sollen sie dann? Düsseldorf hat zwei Frauenhäuser. Im Jahr 2024 gab es dort 336 Anfragen auf einen Platz, die aus Kapazitätsgründen abgelehnt werden mussten. Der DGB unterstreicht deshalb die Forderung nach einem dritten Frauenhaus. Und auch die Beratungsstrukturen seien überlaufen.

Die orange Bank begleitet traditionell die Kampagne
Die Politik hat offenbar andere Prioritäten. Im NRW-Landeshaushalt 2026 sollen die Hilfsstrukturen unterfinanziert bleiben. Ab dem 1. Januar 2027 müssen die Bundesländer laut Gesetz ein flächendeckendes Netz an Schutz- und Beratungsangeboten zur Verfügung stellen. Die Stadt teilte mit, dass es frühestens 2028 ein weiteres Frauenhaus geben wird. ,,Zwei Frauenhäuser sind für eine Stadt mit über 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu wenig. Das ist für uns nicht hinnehmbar. Der DGB-Stadtverband Düsseldorf fordert eine flächendeckende, verbindliche Umsetzung des Gewalthilfegesetzes und eine dauerhafte und ausreichende Finanzierung von Frauenhäusern, Schutzwohnungen und Beratungsstellen. Es ist 5 vor 12! Stoppt die Gewalt an Frauen – für ein drittes Frauenhaus in Düsseldorf!‘‘ so Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes Düsseldorf. Sie betonte außerdem: „Wir dürfen keine Gewalt an Frauen und Kindern zulassen, denn die Folgen sind schrecklich und begleiten ein Leben lang.“

Zahlreiche Plakate unstrichen die Forderungen gegen Gewalt an Frauen
Die Düsseldorfer Gleichstellungsbeauftragte, Elisabeth Wilfart, nahm an der DGB-Aktion in Gerresheim teil. Seit 14 Jahren ist sie im Amt und das Thema „Gewalt an Frauen“ sei weiter aktuell. Sie betonte, dass dies aber kein Frauen-Thema sei, es ginge alle an. Männer müssten sich für das Beenden von Gewalt-Strukturen einsetzten, denn auch die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen und Altersarmut gingen damit einher. In Düsseldorf sollte sich jede*r sicher fühlen und wer Gewalt erfahren habe, dem müsse umfassende Unterstützung zukommen. Die Gewalt fange nicht erst bei blauen Flecken an. Sie appellierte: „Auch wenn sie verbale Gewalt mitbekommen, schreiten sie ein“. Der Hexenstein sei ein idealer Ort, daran zu erinnern, dass selbständige und unbequeme Frauen schon immer verfolgt wurden. Nicht zu vergessen sei außerdem, dass auch heute noch sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe genutzt werde. Bezüglich des dritten Frauenhauses ist Wilfart zuversichtlich, dass dies nicht erst 2028 komme.