„Blickwinkel“: Sparkasse zeigt Fotos im Kunstpalast Düsseldorf

Bei der Stadtsparkasse geht es nicht nur um Geld allein. Ein bisschen tiefere Bedeutung darf auch dabei sein. Schon seit den 1970er-Jahren pflegt das Institut eine eigene Kunstsammlung. Seit 2008 gibt es eine Kooperation mit dem städtischen Kunstpalast. Dort, hoch oben im zweiten Stock, sind jetzt 27 Fotografien aus dem Besitz der Sparkasse zu sehen: „Blickwinkel“.

Blickachse im Kunstpalast: Ganz hinten hängt ein Selbstporträt von Katharina Sieverding aus dem Jahr 1969. Links an der Wand: Bilder des Fotokünstlers Boris Becker. Foto: bikö
Kleine Schau, große Namen: Katharina Sieverding (heute 83) ist ein Düsseldorfer Weltstar der fotobasierten Kunst. Ihr schwarz-weißes, mit Negativ-Optik spielendes Selbstporträt aus der Reihe „Maton Solarisation“ (1969) hängt zwischen zwei rotglühenden Farb-Arbeiten ganz hinten an der Wand. Die Wirkung? Hypnotisch. Wie die Kuratorin der Sparkassensammlung, Esther Breinig, verrät, wird das Bild in Kollegenkreisen schon schmerzlich vermisst. Gewöhnlich bereichert Sieverdings Antlitz die Abteilung Kommunikation im Hauptsitz der Sparkasse, Berliner Allee.
Wirklichkeit sehen
Keine Fotokunstausstellung ohne die Bechers: Bernd und Hilla Becher arbeiteten seit 1959 als Künstlerduo. Unzertrennlich, auch in der Lehre. Ab 1976 teilten sie sich ein Professorenamt an der Akademie und prägten das, was als Düsseldorfer Fotoschule in die Geschichte eingegangen ist. Unverwechselbar sind ihre strengen Schwarzweiß-Aufnahmen von Industriebauten, serienweise. „Wassertürme“ und „Fördertürme“ gehören zur Sammlung der Sparkasse.

Kultorte: Den kleinen Laden und die Trinkhalle fotografierte Tata Ronkholz 1979 in Düsseldorf, an der Heyestraße und an der Bürgerstraße. Foto: bikö
Ähnlich dokumentarisch arbeiten zwei ihrer Schüler. Boris Becker, geboren 1961 in Köln, öffnet den Blick für die Seltsamkeit deutscher Vorstädte. Er zeigt ein zugemauertes Eigenheim hinterm Jägerzaun oder ein Hochhaus, auf dessen Balkonreihen hier und da schüchterne Blumenkästen der Gleichheit trotzen. Tata Ronkholz (1940-1997) war fasziniert von der Büdchenkultur an Rhein und Ruhr und fotografierte Läden und Trinkhallen aus nüchterner Distanz – auch in Düsseldorf.
Dinge verwandeln
Erica Baum (64) aus New York hingegen geht ganz nahe heran. Die geschwungenen Linien und Wörter auf ihren Fotografien („Edge“ und „ease“) sind Details aus Schnittmustern, die sich hier unversehens in etwas Rätselhaftes verwandeln. Lieblingsstücke der jungen Kuratorin, die selbst leidenschaftlich näht.

Eine Schablone wird zum Bildobjekt auf einem Tintenstrahldruck von Rita McBride: “Yellow Circle Template” von 2006. Foto: bikö
Eine andere Amerikanerin, die Ex-Rektorin der Düsseldorfer Kunstakademie, Rita McBride (65), macht eigentlich keine Fotografien. Die amerikanische Bildhauerin, berühmt für ihre einnehmenden Rauminstallationen, hat Schablonen für Technisches Zeichnen eingescannt und stark vergrößert. Die altmodischen Hilfsmittel wachsen so zu selbständigen Objekten heran: das rote Winkelmesser mit gebogenen Innenlinien, die gelb strahlende Vorlage für Kreise und ein himmelblaues, wellenförmiges „Cielprojap Template“. Ein schönes Ding. Alles eine Frage des Blickwinkels.
Was, wann und wo?
„Blickwinkel“: Fotografien aus der Sammlung der Stadtsparkasse. Bis 26. Oktober im Kunstpalast Düsseldorf, Ehrenhof 4-5, 2. Stock. Di.-So. 11 bis 18 Uhr, Do. bis 21 Uhr. Der Eintritt in die kleine Schau aus der Reihe „Made in Düsseldorf“ ist kostenlos. Ein Booklet liegt aus. www.kunstpalast.de