Düsseldorfer Meisterfeier garniert die Übergabe von 925 Meisterbriefen mit Appellen und Party

In Düsseldorf hat sie den Grundstein gelegt für alles, was danach kam: Jetzt steht Tomke Zilles mit 24 Jahren im eigenen Friseurladen auf Norderney, ihrer Heimatinsel. Nach dem Abi war klar: Es sollte ein Handwerksberuf sein. Von 2019 bis 2022 absolvierte die junge Frau von der Insel eine Ausbildung zur Friseurin bei „Dammer und Macher- die Friseure in Düsseldorf“. Und von dort aus ging ihr beruflicher Werdegang so gradlinig weiter, als sei er mit einem Lineal gezogen. Während sie als Gesellin in Düsseldorf weiter arbeitete, absolviert sie eine Ausbildung zur Maskenbildnerin und begann – nur eineinhalb Jahre nach der Gesellinnen-Prüfung – ihre Meisterinnenausbildung in Duisburg. „Heute bin ich Friseurin, arbeite mit Chemikalien, bin manchmal Künstlerin und Therapeutin – und mache vor allem die Menschen glücklich.“ Tomke Zille ist eine von 925 Meister*innen, die am Samstag (28.6.) ihren Meister*innenbrief bekamen.

Drei Mann – eine Bühne: (von links) Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert begrüßte Festredner und NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und den Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich.
„Die neue Führungselite im Handwerk“

Der Meisterbrief ist laut Handwerk ein Wertpapier – zur Gründung eines eigenen Betriebs. Die eigene Familie kommt bei manchen Meistern hinzu.
Die 76. Meisterfeier im Düsseldorfer psd-Bank-Dome vereinte Show und große Politik, Appelle des Handwerks und Party. Im Mittelpunkt der Feier standen die, von denen Handwerkskammer-Präsident Detlef Ehlert sagte, sie seien die neue Führungselite im Handwerk an Rhein und Ruhr. Darunter waren taffe Frauen wie Tomke Zilles, junge Meister mit einem kleinen Sohn auf dem Schoß und gestandene Betonbauer, denen der Klos im Hals stecken blieb, als der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich plötzlich mit einem Mikrofon vor ihnen stand und sie fragte, warum sie eigentlich hier wären: „Na ich denke, ich bekomme meine Meisterbrief.“

Verband Kritik an der Politik mit dem Wunsch nach Bürokratieabbau und mehr Vertrauen in das Handwerk: Andreas Ehlert.
Kritik an überbordender Bürokratie
Die Handwerks-Funktionäre wie Ehlert und Dittrich nutzen die Bühne, um gegen die Bürokratiemonster zu wettern. Bei einer hauseigenen Umfragen hatten 64,7 Prozent der Jungmeister*innen die Bürokratie als ein wesentliches Hemmnis bei der Entscheidung für eine eigene Betriebsgründung bezeichnet.

Appelliert an die 925 neuen Meister*innen auch mal Fehler zuzugeben und kritisierte den Alademikerüberhang in den deutschen Parlamenten: NRW-Arbeitsminister und gelernter Landmaschinenschlosser Karl-Josef Laumann.
Arbeitsminister Laumann gratuliert
Zugleich dankte Ehlert der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die 2023 eingeführte Meisterprämie von 2500 Euro. Die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW, Mona Neubaur (Die Grünen) und der als Festredner gesetzte NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann hörten dies mit Freude. Laumann gratulierte den 925 neuen Meister*innen und erinnerte an ihre Verantwortung bei Ausbildung und Betriebsführung. Auch wenn sie dabei Vorbilder sein müssten, ermunterte er sie, gemachte Fehler offen zuzugeben: „Sie werden sehen, das ist besser, als hinter Anwälte mit einer Klärung zu beschäftigen.“
Kritisch setzte sich Laumann mit dem Überhang als Akademikern in Bundestag und den Landtagen auseinander. Dort müssten wesentlich mehr Praktiker sitzen und über neue Gesetze entscheiden, forderte er.

Neben politischen Reden gab es Show und anschließen eine große Party mit DJ und Buffet.
Mit rund 2500 geladenen Gästen feierte das NRW-Handwerk bis in den Nachmittag hinein.