Heilige Musik: Düsseldorf Festival mit „König David“ in der Johanneskirche
Die berühmte Schauspielerin war hier zweifellos unterbeschäftigt. Anna Schudt, die als Dortmunder Tatort-Kommissarin den Heldentod starb, um als „Bürgermeisterin“ und als Hebamme („Push“) in neuen Spitzenrollen zu glänzen, hatte nur einen ganz kurzen Auftritt in der Johanneskirche beim Düsseldorf Festival. Im Oratorium „König David“ des Schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892-1955) lieh sie der Hexe von Endor ihre Stimme. Kurz, aber gewaltig.
Mit unheimlichen „Om, om“-Rufen holt Anna Schudt als Seherin den Propheten Samuel „aus dem Schlaf der Tiefe“, beschwört ihn „bei dem Feuer, bei dem Wasser, bei dem Wind“, prophezeit den Tod von König Saul. Und verschwindet wieder. Den Großteil der Arbeit macht ihr Ehemann Moritz Führmann, dem Fernsehpublikum auch kein Unbekannter, als eindringlicher Erzähler des biblischen Dramas um den Hirtenjungen David, der den Riesen Goliath besiegt. David triumphiert als gottesfürchtiger König von Israel, ist jedoch nicht frei von Sünde und Schuld.
Großes Halleluja
Eine mächtige Musik hat Honegger dazu geschrieben, mit Pauken und Trompeten, Harmonium und Hörnern, Chor und Solisten. Der Kantor der Johanneskirche, Wolfgang Abendroth, führt den Düsseldorfer Kammerchor in eher feurige als himmlische Höhen. Das finale „Halleluja“, noch verstärkt von den Mädchenstimmen der kircheneigenen Akademie für Chor und Musiktheater, klingt, als könne es Kirchenfenster zerspringen lassen. Da döst niemand in den Reihen der Zuhörer, wenngleich das Sitzen in Kirchenbänken etwas lang wurde.
Denn dem beflügelten Abendroth ist das eineinviertel Stunden dauernde Oratorium nicht genug. Er setzt davor noch zehn „Biblische Lieder“, die Antonín Dvořák
1894 in Amerika schrieb, heimwehkrank und in Trauer über den Tod seines Vaters. „Wolken und Finsternis hüllen Sein Antlitz …“ – düster-samtig klingt die Stimme der Altistin Renée Morloc. Hell fleht im gesungenen Gebet der Sopran von Theresa Nelles, nach „Zions Freudenlied“ sehnt sich der Tenor von Patricio Arroyo-Lesuisse. Es gibt am Ende beseelten Applaus, auch für die engagierten Musiker*innen, die sich zum Düsseldorf Festival Orchester formiert haben.