AWO Düsseldorf: Projekt “Aktiv ins Berufsleben starten” bietet Jugendlichen eine Chance
Welche Perspektive haben junge Menschen, die keinen Schulabschluss haben oder keinen Ausbildungsplatz finden, weil bei ihnen nicht alles glatt gelaufen ist? Unterschiedlichste Gründe können dazu führen, dass Jugendliche aus der Bahn geworfen werden: familiäre Probleme, Mobbing, Krankheit, Kriminalität oder auch Sprachprobleme. Zwar gibt es im Jobcenter und Jugendamt Anlaufstellen, aber manchmal reicht die Beratung dort nicht aus. Deshalb gibt es bei der AWO seit 20 Jahren das Projekt “Aktiv ins Berufsleben starten” (AiBs). Hier wird jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren beim Übergang von der Schule in den Beruf geholfen.
Gestartet wurde das Projekt als Modellversuch im Jahr 2004. Der Erfolg sorgte dafür, dass das AiBs in Düsseldorf weiterlaufen durfte. Henrike Mönnich-Romund ist die Psychologin im Team und weiß, wie wichtig ein geschützter Raum für die jungen Menschen ist, um ihre schwierige Lebenslage zu meistern. Es gehöre viel Zuhören, Vertrauen und Wegbegleitung dazu, dass gemeinsam eine Perspektive erarbeitet werden kann. Dabei ist kein Fall wie der andere und individuelle Unterstützung erforderlich.
Zur Jubiläumsfeier ist auch Evripidis Karatzidis gekommen. Er hatte zwar einen Schulabschluss, aber wusste nach der Schule nicht, was er machen sollte. So verging ein Jahr, Bewerbungen waren nicht erfolgreich und er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben. An das Projekt vermittelt fasste er wieder Mut, wurde bei seinen Bewerbungen unterstützt, machte verschiedene Praktika und ist nun seit zwei Wochen Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement.
Andere junge Menschen mussten mit dem Team von AiBs zuerst lernen sich an Regeln zu halten und nicht wenige holen ihren Schulabschluss im Rahmen des Projektes nach. Dabei hilft, dass auch außerschulische Abschlussprüfungen abgelegt werden können. Was denen entgegenkommt, die mit der „normalen“ Schule schlechte Erfahrungen gemacht haben oder die individuelle Betreuung beim Lernen brauchen.
„Chancen nutzen und loslegen!“ ist das Motto des Teams, das die Jugendlichen vom Jobcenter oder Jugendamt vermittelt bekommt. Die Plätze sind rar und es gibt eine Warteliste, so dass die Auslastung bei fast 100 Prozent liegt. 177 Teilnehmer*innen konnten in den 1. Ausbildungsmarkt vermittelt werden, 129 besuchen weiter eine Schule, 187 gehen in weitere Qualifikationen und 75 nehmen an der außerberuflichen Ausbildung teil.
Henrike Mönnich-Romund freut sich, wenn die jungen Menschen es schaffen Ziele zu erkennen. „Samenstreuen“ nennt sie ihre Tätigkeit, manchmal müsse der Boden noch vorbereitet werden, manchmal fehle nur etwas Wasser. Oft hatten die Teilnehmer*innen massive psychische Probleme wie Depressionen, Psychosen oder Traumata. Sie fühlen sich im System und der Gesellschaft verloren, beschreibt sie – der kleine individuelle Rahmen des Projekts versuche ihnen wieder eine Perspektive zu vermitteln.
Dabei lächelt Mönnich-Romund und schaut stolz auf eine junge Frau im Raum, die aus Syrien kam. Sie hat nicht nur ihren Schulabschluss nachgemacht, dann ihr Abi mit 1,2 bestanden – jetzt wartet sie auf ihren Studienplatz in Medizin. Nicht alle jungen Menschen absolvieren das Projekt so erfolgreich, aber „es lohnt sich um jeden Jugendlichen zu Kämpfen“, so Mönnich-Romund.