Neu bei Stoschek Düsseldorf: Die Katze im virtuellen Palast
Videokunst ist kein Medium der Information. Und so kann es schon sein, dass man die Botschaft von Theodoulos Polyviou in der Düsseldorfer Stoschek Foundation nur lückenhaft versteht. Aber der 1989 in Zypern geborene Wahl-Berliner hat ein Gefühl für Atmosphäre. Und er kreiert sie in der virtuellen Welt. Zusammen mit dem Entwurfsarchitekten Loukis Menelaou ersann er am Rechner einen „Palace in Exile“, ein fantastisches Palastgebäude für den Erzbischof von Zypern – vom felsigen Keller bis zum Dach. Tatsächlich, erklärt Kuratorin Lisa Long, gab es in den 1950-Jahren einen Architektenwettbewerb, dessen moderne Ergebnisse allerdings zugunsten eines neobyzantinischen Baustils verworfen wurden.
Zu raunenden Männerstimmen, die alte Zeitungsartikel und historische Zusammenhänge zitieren, schickt Polyviou eine Katze namens Sophia (was Weisheit bedeutet) in Regen und Dunkelheit durch die computergenerierten Räume, die sich im Film mit den leeren Sälen der Stoschek Foundation vermischen. Auch das geschmeidige Tier ist nur eine Illusion. Ein Requisit allerdings, der mit Opferkerzen bestückte, siebenarmige Leuchter aus Gerüstrohren, steht als schwere Skulptur im Raum. So, als könne sich die Fantasie jederzeit materialisieren.
Was, wann, wo?
Die Videoinstallation „A Palace in Exile“ von Theodoulos Polyviou ist ab Sonntag, 1. September, bis zum 2. Februar 2025 in einem Raum neben dem Vortragssaal der Düsseldorfer Stoschek Foundation an der Schanzenstr. 54 zu sehen. Zeitgleich laufen weiter die großen Ausstellungen „Lynn Hershman Lesson: Are Your Eyes Targets?“ und „Digital Diaries“ (siehe Besprechung vom 8. April). Einen zweiten Teil des Polyviou-Projekts gibt es in der Berliner Filiale der Stiftung (12. Sept. bis 27. April). Solche „Double Features“ sollen die beiden Häuser verbinden. Öffnungszeiten hier und da: Sa. und So. 12 bis 18 Uhr. Eintritt: 5 Euro. www.jsfoundation-art