Düsseldorf Oberbilk: Ausstellung „Facettenreich – Andere Geschichten“ an der Joseph-Beuys-Gesamtschule
Vor zwei Jahren wurde die Ausstellung „Facettenreich – Andere Geschichten“ von Sonja Koch an der Hochschule Düsseldorf entwickelt und wurde seitdem an 19 verschiedenen Standorten in der Schweiz und in Deutschland von rund 30.000 Menschen besucht. Die Ausstellung, die Diskriminierung und Rassismus thematisiert, steht dabei im öffentlichen Raum. Am Montag (13.9.) wurden die drei Stellwände auf dem Schulhof der Joseph-Beuys-Gesamtschule installiert und schon bald schauten die ersten Schüler*innen neugierig, was sich hinter den Gucklöchern verbirgt. Noch bis zum 8. Oktober kann die Ausstellung nach Anmeldung auch von externen Interessierten besucht werden.
Schulleiterin Regine Brochhagen-Klein freute sich, dass neben der Künstlerin Sonja Koch auch zahlreiche Vertreter*innen der Schulgemeinde zur Eröffnung gekommen waren. Rund 860 Schüler*innen besuchen die Joseph-Beuys-Gesamtschule und Brochhagen-Klein ist ein wertschätzender und achtsamer Umgang miteinander wichtig. Die Ausstellung skizziert in zehn Bildgeschichten individuelle und doch exemplarische Diskriminierungserfahrungen von Menschen, die aufgrund einer familiären Migrationsgeschichte oder wegen ihrer Hautfarbe als „fremd“ oder „anders“ markiert werden. Durch das Ansehen der Geschichten in Gucklöchern wird zu einem Perspektivwechsel angeregt, Halbwissen über Gruppen oder Menschen zu überdenken. Als Comics werden alltägliche Situationen behördlicher Willkür, Diskriminierung und Alltagsrassismus dargestellt.
Für die Ausarbeitung der Geschichten organisierte Sonja Koch Workshops mit Geflüchteten, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und interviewte Menschen mit Migrationsgeschichte. Dabei erfuhr sie diskriminierende Vorfälle aus erster Hand. „Mit der Ausstellung möchten wir aufzeigen, dass die Vielfalt ein enormer kultureller Reichtum ist. Doch statt Wertschätzung erleben viele Menschen mit tatsächlicher oder zugeschriebener Migrationsgeschichte immer wieder Ablehnung, Diskriminierung oder gar offener Rassismus. ‚Facettenreich‘ soll dazu anregen, dass wir unsere Vorurteile überdenken. Denn Integration gelingt nur mit gegenseitigem Respekt und Verständnis“, betont Koch. Die tatsächlichen Erlebnisse wurden kunstvoll als Comics in den Guckkästen verarbeitet. „Wie man mit Neugierde Brücken baut“ ist das Konzept hinter den Gucklöchern, die dazu anregen hineinzuschauen. Diskriminierung gehöre leider zum Alltag, beschreibt Koch, aber jeder könne etwas dagegen tun: „Wenn man nichts dagegen tut, hat man auch schon etwas getan“ gibt die Ausstellungsmacherin zu bedenken.
Dirk Sauerborn vom Verein Lobby für Demokratie sieht das ähnlich. In seiner Rede zur Ausstellungseröffnung appellierte er, nicht nur auf die anderen zu schauen, sondern bei sich selber anzufangen. „Wie weit bin ich selber rassistisch?“ sollte sich jeder fragen und auch er gab zu, davon nicht frei zu sein. Er schilderte das Beispiel einer jungen Frau, die nach Studium ihre erste Anstellung als Lehrerin hatte und keine Wohnung fand, da ihr Nachname auf ihre ausländischen Wurzeln verwies. Die Joseph-Beuys-Gesamtschule ist Mitglied bei Lobby für Demokratie und daher freute sich Sauerborn besonders, dass die Ausstellung dort Station macht. In der Schule werde Haltung vermittelt und es sei wichtig „nein“ zu sagen und „das gehört hier nicht hin“ wenn bei vermeintlich kleinen Situationen Kommentare gemacht werden. Mehr Menschen müssten den Mut haben den Mund aufzumachen, wenn diskriminiert wird, betont er.
Nach der Entwicklung der Ausstellung an der Hochschule Düsseldorf, wurde sie bereits in elf Städten an 19 Standorten (unter anderem in Zürich, Basel, Düsseldorf, St. Gallen, Bern und Luzern) gezeigt. Dabei wurden begleitend zahlreichen Veranstaltungen und Workshops organisiert und rund 30.000 Besucher*innen erreicht. In Düsseldorf konnte „Facettenreich – Andere Geschichten“ bereits vor dem Jungen Schauspielhaus, auf dem Areal der Hochschule Düsseldorf, dem Schulhof des St. Ursula Berufskollegs und im Hofgarten besucht werden. Der Schulhof der Joseph-Beuys-Gesamtschule ist der 20. Standort und dort wird die Ausstellung bis zum 8. Oktober zu sehen sein. Durch die Corona-Pandemie wurden die Stellwände mit zusätzlichen Abstandshinweisen versehen und an allen Ausstellungswänden ist Hygienespray angebracht.
Wer die Ausstellung besichtigen möchte, kann per Mail Kontakt mit der Schule aufnehmen und einen Termin vereinbaren. Die Mailadresse ist: ge.siegburgerstr@schule.duesseldorf.de .
Die Präsentation auf dem Schulhof der Joseph-Beuys-Gesamtschule wurde unterstützt von Lobby für Demokratie e.V., der BürgerStiftung Düsseldorf, dem Programm „Demokratie leben!“ sowie dem Forschungsschwerpunkt „Rechtsextremismus/Neonazismus“ der Hochschule Düsseldorf.