Düsseldorf: Gastro-Beschäftigte geben den Löffel ab – Gewerkschaft NGG demonstriert vor dem Landtag

Rund 200 Beschäftige aus der Gastronomie demonstrierten ihren Unmut am Mittwochvormittag (3.3.) gemeinsam mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Mit Kochlöffeln trommelten sie auf Töpfe und Pfannen und wollten ihre Botschaft so in den Landtag tragen: „Die Not in der Branche wächst“. Vor dem Bund-Ländergipfel am Nachmittag setzten sie ein lautstarkes Signal und forderten endlich eine Öffnungsperspektive sowie ein Mindest-Kurzarbeitergeld.
Den Kochlöffel nutzten die Teilnehmer*innen der Demo für lautstarken Protest
Während im Landtag die Abgeordneten im Plenum berieten, gab es auf der Wiese davor am Mittwochvormittag immer wieder lauten Protest. Die Beschäftigten der Gastronomie aus ganz NRW hatten Kochlöffel, Pfannen und Töpfen mitgebracht und trommelten ihre Verzweiflung über die andauernden Schließungen heraus. „Die Beschäftigten sind seit Monaten in Kurzarbeit, müssen massive Einkommenseinbußen hinnehmen – und warten noch immer auf eine Öffnungsperspektive für ihre Branche. Die soziale und finanzielle Not der Beschäftigten ist unerträglich geworden“, betonte der NGG-Landesvorsitzende Mohamed Boudih.
Es muss etwas passieren, sonst geben wir den Löffel ab, war das Motto der Kundgebung
Die Gewerkschaft fordert neben einer Öffnungsperspektive für die Branche ein Mindestkurzarbeitergeld von 1.200 Euro. Über 300.000 Kellner, Köche und andere Mitarbeiter*innen arbeiten im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe. Boudih machte deutlich, dass ohne eine Perspektive zahlreiche Pleiten und Job-Verluste drohten. Eine Verlängerung des Lockdowns bis Ostern oder darüber hinaus sei nicht akzeptabel. Ein klarer und schnell umsetzbarer Stufenplan sei zwingend erforderlich.
Thomas Kutschaty sprach zu den Demonstranten
Thomas Kutschaty Vorsitzender der SPD-Fraktion und Oppositionsführer im NRW-Landtag versicherte den Demonstranten, dass die SPD an ihrer Seite stehe. Ein Rettungsschirm in Milliardenhöhe für die Lufthansa, um Steuerausfälle zu verhindern, sei nicht ausreichend. Auch für die Menschen müsse etwas getan werden und schnelle Öffnungsperspektiven her. Der NGG-Landesvorsitzende Boudih gab Kutschaty Hausaufgaben mit auf den Weg: Kutschaty müsse dringend mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil über das Mindestkurzarbeitergeld sprechen, das in Berlin von SPD-Mann Heil blockiert werde, während es Unterstützung aus Reihen der CDU/CSU gebe.
Rund 200 Beschäftigte aus ganz NRW waren zum Landtag gekommen
Den Arbeitgeberverband DEHOGA forderte Boudih auf, seiner sozialen Verantwortung nachzukommen und mit der Gewerkschaft über Konzepte und Strategien zu sprechen, um die Krise zu bewältigen und Arbeitsplätze zu sichern. Bereits jetzt sei eine gewaltige Abwanderung von Fachkräften zu verzeichnen.
Laut Ifo-Institut waren im Januar 2021 bundesweit 86 Prozent aller Beschäftigten in der Gastronomie in Kurzarbeit. Selbst eine Aufstockung auf 80 Prozent des Kurzarbeitergeldes, wie sie ab dem siebten Monat greift, führt nach NGG-Angaben bei Fachkräften der Branche zu lediglich dreistelligen Einkommen.
Fatih Çevikkollu begeisterte die Demonstranten und freute sich wieder vor Menschen auftreten zu dürfen
Viel Applaus erhielt der Kabarettist Fatih Çevikkollu bei der Demonstration. Er schlug die Brücke zwischen Kultur und Gastronomie, die beide als nicht systemrelevant eingestuft wurden. Eindrucksvoll schilderte er mit Besucherzahlen, wie sich die Prioritäten bei der Förderung im Lockdown darstellen: Im Jahr 2018 gab es 21,4 Millionen Besucher in Fußballstadien – trotzdem laufe der Fußball weiter. 34 Millionen Menschen hätten im gleichen Zeitraum Theater besucht, 114 Millionen Museen. Kultur sei ebenso weiter geschlossen wie Gastronomie! Dabei wollen doch alle nur eins: endlich wieder arbeiten, betonte der Kabarettist.