Düsseldorf Flughafen: Air Berlin streicht Wien-Maschine und lässt Passagiere am Schalter stehen
Tom Vogt wollte nur nach Hause. Nach Wien. Dort lebt er mit seiner Frau. Sämtliche Geschäftstermine in Düsseldorf waren absolviert. Der Flug, Nummer AB8442, für den 4. Mai ab Düsseldorf gebucht. Dass er müde, hungrig, in der Kleidung des Vortags und mit 20 Stunden Verspätung sein Haus in Wien erreichte, legt Vogt der Fluggesellschaft zur Last: Demnach hatte Air Berlin den Flug AB8442 annulliert – und die Passagiere am Schalter sich selbst überlassen. Gegenüber report-D widersprach ein Sprecher der Air Berlin am Freitagnachmittag dieser Darstellung. Man habe sich sehr wohl um die 144 Passagiere bemüht – konnte allerdings aufgrund der Messe Interpack kurzfristig keine Übernachtungsmöglichkeit bereitstellen.
Mitreisende in Tränen aufgelöst
So schildert es Vogt: Eine Mitreisende sei in Tränen ausgebrochen, als sie hörte, dass mit 19.40 Uhr-Maschine der letzte Wien-Flug des Tages gestrichen worden sei. Weiterreise: frühestens am anderen Morgen, 10 Uhr. Die junge Frau habe weder Bargeld noch eine Kreditkarte dabei gehabt. Dies alles hätte sie auch gar nicht gebraucht, wenn sich Air Berlin an die gesetzlich festgelegten Spielregeln halten würde.
Flug annulliert, Passagiere ignoriert – so wird es über Air Berlin erzählt
Die Fluggastrechte-Verordnung der Europäischen Union ist sehr klar, so die Verbraucherzentrale NRW auf ihrer Webseite: Falls ein Flug kurzfristig annulliert wird und eine Weiterreise erst am Folgetag möglich ist, muss die Fluglinie für Essen und Getränke aufkommen, die Kosten von zwei Telefonaten, Mails oder Telefaxen übernehmen, damit ein gestrandeter Passagier seine Angehörigen informieren kann, muss die Transferkosten zu einem Hotel und die dort fällige Übernachtung übernehmen. Laut Tom Vogt habe er mehrfach auf diese Fluggastrechte hingewiesen. Vergebens. Lediglich die Umbuchung auf den Flug am Freitag wurde am Schalter erledigt.
Gesucht: ein Schlafplatz für die Nacht
Einen Übernachtungsplatz mussten sich die Passagiere selbst suchen. Gemeinsam mit weiteren Passagieren landete Vogt „nach 23 Uhr“ schließlich im Holiday Inn in Ratingen. Dort erfuhr man im Small Talk, dass sich Air Berlin offenbar sehr wohl nach freien Zimmern erkundigt hatte; als der wegen der „Interpack“ derzeit geltende Messepreis aufgerufen wurde, habe die Airline einen Rückzieher gemacht. Die Mehrkosten will Vogt nun im Nachhinein geltend machen und sich über Air Berlin beim Luftfahrtbundesamt beschweren.
Auswirkung der Unwetter über Süddeutschland
Der Sprecher der Air Berlin bedauerte gegenüber report-D den Vorfall. Tatsächlich habe die Maschine nach Wien annulliert werden müssen. Durch die heftigen Unwetter über Süddeutschland sei die Rotation von Air Berlin am 4. Mai insgesamt durcheinander geraten. Man habe den Wien-Flug gestrichen, um nicht am Folgetag noch größere Probleme zu haben. Tatsächlich, so der Sprecher von Air Berlin, hätten sich drei bis vier Beschäftigte um die 144 Passagiere bemüht. „Aufgrund der Messe konnten wir selbst bis in die Niederlande hinein kein Hotel finden, das die Gäste hätte aufnehmen können.“ Deshalb habe man sich entschlossen, die Quatierssuche den Passagieren zu überlassen: "Manche kommen in solchen Fällen bei Verwandten oder Freunden unter."
Der Sprecher sagte zu, dass die persönlich ausgelegten Mehrkosten, die bei Air Berlin zur Erstattung eingereicht würden, „gemäß den Regeln von uns beglichen werden“. Hierzu werde jeder Anspruch einzeln und gewissenhaft geprüft.
aktualisiert: 18.15 Uhr (Statement Air Berlin)