Rheinmarathon Leverkusen – Düsseldorf: „Wer die Hölle überlebt, kommt wieder“

Für Nick Wylie, den Vorsitzenden des Cygnet Rowing Clubs aus London, war es am Samstag (4.10.) wieder eine Tortur. „1980 war ich das erste mal beim Rheinmarathon des Ruderclubs Germania und es war die Hölle“, verrät der 74-Jährige verschmitzt. „2025 bin ich zum 15. Mal die Strecke gerudert und es war wieder die Hölle. Aber nächstes Jahr komme ich wieder.“ Die Hölle zu überleben, kann eben süchtig machen.

Der stramme Wind war eine Herausforderung am Samstag
So hart wie die 42,8 Kilometer auf Europas verkehrsreichstem Strom bei der 54. Auflage des wohl größten deutschen Ruder-Breitensportevents waren, desto größer war das Glücksgefühl, wenn am Germania Clubhaus in Düsseldorf-Hamm die Zielhupe ertönte. Teilweise schüttete es wie aus Kübeln, der Wind erreichte in Böen immer wieder Sturmstärke und so einige Ruder*innen fröstelten in ihrer nassen Kleidung. „Kurz nach unserem Start in Leverkusen, hat es so geschüttet, wir konnten das Ufer nicht mehr erkennen. Und der Wind hat so stark geblasen, dass wir trotz der Strömung rheinaufwärts gedrückt wurden“, erläuterte Ian Clark von den Billygoats des Fitzwilliam College im englischen Cambridge. „Man muss nicht verrückt sein, um am Rheinmarathon teilzunehmen, aber es hilft.“

DLRG und Wasserschutzpolizei sorgten für sicheres Geleit
Es waren nicht die besten Bedingungen, um vom Steg des RTHC Bayer Leverkusen in den offenen Booten rheinab Richtung Düsseldorf zu rudern. Aber gefährlich wurde es trotz der Wetterkapriolen nicht. Die Regattaleitung um Melanie Ott hatte sich vor der Startfreigabe mit den Sicherungskräften abgesprochen. „Wir haben im ständigen Kontakt mit der Wasserschutzpolizei und den Sicherungskräften der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft gestanden. Beide haben vor dem Start gesagt, dass es möglich ist, auf dem Rhein zu rudern“, so Ott. „Und es hat sich ja auch gezeigt, dass das stimmte. Von den gut 160 gestarteten Booten, ist nur eines gekentert. Den Ruderern und Ruderinnen ist aber nichts passiert. Alle sind wohlauf.“

Am Anlieger gab es Helfer*innen …

… doch dann galt es noch den Hügel zu überwinden
So hatte auch Regatta-Arzt Tim Pfeiffer nicht wirklich viel zu tun. „Blasen an den Händen, mal ‘nen schwächelnder Kreislauf, das war es auch schon“, so Pfeiffer. Diese „Wehwehchen“ sind aber völlig wetterunabhängig und kommen bei jeder Langstreckenregatta vor. Einige waren regelrecht begeistert von der Herausforderung. „Wir haben drei Jahreszeiten auf dem Rhein erlebt. Es war großartig“, schwärmte David Williams, Battallion Quarter Sergeant der irischen Armee. Er war zusammen mit einigen Mitgliedern des 2020 neu gegründeten Irish Defence Forces Rowing Club erstmals beim Rheinmarathon dabei. „Wir haben erst 25 Mitglieder im Club, aber wir werden, auch um unsere Mitgliederzahl zu erhöhen, im nächsten Jahr wiederkommen.“

Die Iren vom Irish Defence Forces Rowing Club debütierten beim Rheinmarathon und schon jetzt ist klar, sie kommen wieder
Ein besonderes Ereignis feierte die Rudergemeinschaft Benrath beim Rheinmarathon. Seit jeher sind die Benrather als Teilnehmer dabei und bringen seit 1980 ihre Freunde vom Cygnet RC mit. Da der Kontakt zu den Londonern bereits einige Jahre früher begann, feierten die beiden Clubs das 60-jährige Jubiläum ihrer Freundschaft beim Rheinmarathon.
Bei den Wetterbedingungen war es klar, dass es keinen neuen Streckenrekord gab. Den hatte eine Crew des Stuttgart-Cannstädter RC im vergangenen Jahr auf 1:59 Stunden gesenkt. Auch diesmal waren die Stuttgarter die schnellsten und die erfolgreichsten. Nach 2:13:59 Stunden kamen Matthias Auer, Antonio Bashich, Michael Born, Tobias Gathmann und Steuerfrau Sabine Oertel als Schnellste ins Ziel. Damit taten sie einiges dafür, dass ihr Club den Hauptpreis abräumte. Bei der Schellenbacher Club-Trophy werden die Zeiten der drei schnellsten Boote eines Vereins addiert. Die Cannstätter Teams waren insgesamt 6:55:18 Stunden unterwegs.

Das Team aus Canstatt räumte mächtig ab
Schnellstes Frauen Boot war die Renngemeinschaft Germania Ruderverein Eutin und Mülheimer Wassersport Köln mit 2:23:45 Stunden. Den ersten Platz bei den Mixed-Booten sicherte sich die Renngemeinschaft Aviron Seynois, Ruder-Club Bergedorf, Ruder-Club Süderelbe Hamburg und der Tübinger Ruderverein “Fidelia” mit einer Zeit von 2:21:32 Stunden. Die „Wikinger“ von der Jönköpping Roddsälskap aus Schweden benötigten für die Strecke 2:26:22 Stunden und waren damit das schnellste ausländische Boot. Ganz am anderen Ende der Tabelle fand sich ein Boot des Clever RC wieder. Nach 3:17:20 Stunden kreuzten sie die Ziellinie und waren damit das langsamste Boot in der Wertung. Belohnt wurde dies mit einem Kasten Altbier.
Alle Ergebnisse des 54. Rheinmarathons sind hier aufgeführt