Wikingergefühl: Copenhagen Collective beim Düsseldorf Festival

Das Publikum hält dem Düsseldorf Festival seit 35 Jahren die Treue. Man ist entsprechend älter geworden. Vielen Zuschauern tun die Knie schon vom Sitzen weh. Umso mehr begeistern sie sich für die kraftvolle Kunst junger Akrobaten, die ihren Körper noch vollendet beherrschen und scheinbar keine Schmerzen kennen. Ganz neu im Programm glänzt jetzt das vor einem Jahr gegründete Copenhagen Collective mit einer kurzen und rasanten Vorstellung namens „The Genesis“.
„Wir sind eine Baby-Kompanie“, sagt beim Applaus der deutsche Akrobat David Ullrich, ausgebildet an der Zirkusschule Kopenhagen, Gründungsmitglied der Truppe: „Dies ist unsere erste Show!“ Mit 17 Leuten aus 14 Nationen befinden sie sich auf Welttour, gerade kommen sie aus Edinburgh. Um es gleich zu sagen: So sensationell wie die erfahrenen Kolleg*innen von „Circa“, die zur Eröffnung des Festivals den „Wolf“ tanzten, müssen die Kopenhagener erst noch werden. Da ist nicht dieser dichte Flow atemberaubender Körperkunststücke. Es wird zwischendurch (zu) viel umhergegangen, bedeutungsvoll geguckt, abgewartet.

Geworfen werden, springen, loslassen, den Anderen vertrauen: “The Genesis” im Theaterzelt. Foto: bikö
Starke Frauen
Am Anfang wallt blau beleuchteter Nebel, um den etwas hochtrabenden Titel zu rechtfertigen: Genesis, Schöpfung, Urzustand. „Ich bin allein“, raunt eine Männerstimme im elektronischen Soundtrack. Dabei funktioniert auf der Bühne nur eins: Gemeinschaft. „I have to trust“, sagt später eine Mädchenstimme, Vertrauen ist alles. Und das wurde offenbar gelernt in der Truppe, die ohne Sicherung bis zu vierstöckige Körpertürme baut, ohne Sprungbretter einen Salto bis auf die Schultern des Anderen schafft, immer wieder Anlauf nimmt.
Wie bei Circa sind die Mädchen gleichberechtigt stark, stemmen sich gegenseitig mit den Händen in die Lüfte, wirbeln Männer herum, zeigen ihre Muskeln. Ein Wikingergefühl stellt sich ein, irgendwo zwischen Kampf und wilder Umarmung. Manchmal bewegt sich die Truppe wie ein einziges gewaltiges Wesen. Wenn jemand stürzt – ja, das passiert – wird er aufgefangen. Nicht von Matten, sondern von den Händen und Leibern der Anderen. Standing Ovations im Theaterzelt.

Standing Ovations gab es beim Düsseldorf Festival für die Show des erst kürzlich gegründeten Copenhagen Collective. Foto: bikö
Was, wann und wo?
„The Genesis“ mit dem Copenhagen Collective ist noch bis 20. September im Theaterzelt am Burgplatz zu sehen (20 Uhr). Eintritt: 20 bis 48 Euro. Auf dem Platz: „Silent Disco“ mit Guru Dudu (18 und 20 Uhr, 15 Euro). Weiter geht das Düsseldorf Festival noch bis Ende September mit Tanz, Musik und Neuem Zirkus. Tickets, Folder und Programmhefte gibt es an der Kasse im Theaterzelt (täglich ab 11 Uhr). www.duesseldorf-festival.de