Düsseldorf: Aktionswoche R(h)einKippen mit traurigem Rekord – rund 270.000 Kippen wurden gesammelt

Die gemeinnützige Organisation RhineCleanUp (RCU) hatte von 16. bis zum 23. Mai zur Aktion R(h)einKippen in Düsseldorf eingeladen. Ziel war es, möglichst viele der giftigen Überreste von Zigaretten aus dem Umwelt zu sammeln und der Entsorgung zuzuführen. Zahlreiche Helfer*innen beteiligten sich und so kamen am Freitag (23.5.) beim großen Finale rund 270.000 Kippen zusammen.

Am Schadowplatz war am Finaltag der Stand des RhineCleanUp aufgebaut
Raucher*innen vom Rauchen abzubringen wird kaum möglich sein. Aber sie davon zu überzeugen, dass sie aktiv der Umwelt schaden, wenn sie ihre Kippen achtlos in die Gegend werfen – damit wäre schon etwas erreicht. Deshalb startete erneut die Aktion R(h)einKippen, um in das Bewusstsein von Raucher*innen vorzudringen.

Wer helfen wollte, konnten Zangen und Eimer bekommen
Die Verschmutzung der Innenstädte mit Zigarettenkippen ist offensichtlich. Überall sind die Reste der Zigaretten zu finden. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind Kippen das häufigste Abfallprodukt in der Natur und in den Städten. Weltweit werden jährlich 5,6 Billionen Zigaretten geraucht, davon 106 Milliarden in Deutschland. Das Rhinecleanup-Team hat ausgerechnet, 795 Millionen Kippen im Jahr bedeuten 2,2 Millionen Kippen am Tag. Laut BUND werden bis zu zwei Drittel der Kippen achtlos auf den Boden geworfen. Umgerechnet sind das in der Landeshauptstadt mehr als eine Millionen Kippen, die täglich auf Straßen, Bürgersteigen, Parks, Spielplätzen und anderen Orten landen. Für Joachim Umbach von RhineCleanUp-Team sind die Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit vieler Raucher*innen ein Skandal. Denn die Kippen sind nicht nur optisch eine Zumutung. Die meisten Filter bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat, dessen Zersetzung zu Mikroplastik mehrere Hundert Jahre dauern kann. Außerdem enthalten die Filter Giftstoffe, die über den Regen oder in Flüssen ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Kippe bis zu 40 Liter Grundwasser verseuchen kann. Da ist es dann auch wenig hilfreich, wenn einige Raucher*innen meinen besonders ordentlich zu sein, wenn sie die Kippen direkt im Gulli versenken und nicht auf die Straße werfen. So geht das Gift unmittelbar ins Wasser.

Achtlos weggeworfen und mühevoll eingesammelt
Viele Düsseldorfer*innen, Gruppen, Initiativen und Vereine haben sich an der Aktion beteiligt. Schon traditionell waren die GeoCacher unterwegs, die an neun Tagen gleich mehrere Säcke voll sammelten und sie am Finaltag zum Schadowplatz brachten. Sie berichteten, dass es auch nach der Aktion in den Händen zuckt, denn kaum steige man aus einer Bahn oder einem Bus aus, könnte man bereits weiter sammeln, da überall Kippen rumliegen.

Die Gruppe der GeoCacher sammelte besondern fleißig
Als gutes Vorbild zogen auch mehrere Dutzend Mitarbeitende der Postcode Lotterie mit Eimerchen und Zangen los. Das Unternehmen unterstützt den RheinCleanUp nicht nur finanziell, auch das aktive Müll- und in diesem Fall Kippensammeln ist den Mitarbeitenden ein Anliegen. Friederike Behrends, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Postcode Lotterie: „Der Schutz von Natur und Umwelt geht uns alle an, und das Beste daran ist, dass jeder einen Beitrag dazu leisten kann. Daher freuen wir uns sehr, auch dieses Jahr nicht nur erneut Förderer zu sein, sondern auch mit einem großen Team der Deutschen Postcode Lotterie tatkräftig mitzuhelfen. Die Mission der R(h)einKippen-Aktion passt perfekt zu uns: zusammen anpacken und so die Welt zu einem besseren Ort für Mensch und Natur machen!“

Das Team der Postcode Lotterie schwärmte in der Innenstadt aus und sammelte Eimerweise Kippen
Auf drei Säulen verteilt waren es rund drei Meter Kippen, die auf dem Schadowplatz in den transparenten Zylindern landeten und auch zahlreiche Passanten aufmerksam machten. RCU-Initiator Joachim Umbach: „Unsere Gruppen haben großartig gearbeitet, insofern freut mich das Ergebnis. Anderseits ist diese Riesenmenge an Kippen, die nur in einer Woche zusammengetragen wurde, erschütternd.“
Auch die Stadt Düsseldorf versucht die Kippenaktion zu unterstützen. An den rund 6.500 Abfallbehältern im öffentlichen Straßenraum gibt es Fächer für Kippen. Außerdem läuft ein Versuch mit sogenannten „Abstimmaschenbechern“. Damit sollen Raucher*innen motiviert werden, mit ihren Kippen auf Fragen wie „Lieber Pils oder Alt“ oder aktuell „Lieber Urlaub in den Bergen oder an der See“ zu antworten. Die Awista Kommunal rückt den Kippen mit den Elektro-Großsaugern „Vielfraß“ zu Leibe. Allerdings werden diese bevorzugt in der Innenstadt eingesetzt – in den übrigen Stadtteilen kümmert sich niemand um die Kippen.

Die Awista brachte vorbei, was der Großsauger gesammelt hatte
Parallel fanden im Bundesgebiet weitere Kippen-Sammelaktionen statt – zum Beispiel in Bonn, Koblenz, Trier, Saarbrücken oder Riedstadt.
Mit der Kippenwoche sollte wenigsten ein Teil der Zigarettenreste gesammelt werden. Das Team von „Blockblocks Rhein Cleanup“ bietet eine ergänzende Aktion an, mit der Kippen aus der Umwelt verschwinden sollen. Online gibt es eine Bastelanleitung, die leere Tetrapaks oder Milchtüten in „Kippengeister“ verwandelt und damit zum Aschenbecher machen. Wer diese an Stellen aufhängt, betreut und anschließend im Restmüll entsorgt, kann ebenfalls etwas für die Umwelt tun. Die Anleitung zum Kippengeist gibt es hier.

Dieser Kippengeist hängt beispielsweise an der Kulturbud Wäschte161