Düsseldorf: Großkontrolle der Autoposer am Carfriday auf der Königsallee

Für eine Stunde Fahrt in der rosafarbenen Stretchlimousine hatten die Freundinnen zusammengelegt. Nun stehen sie am Straßenrand und wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Unseren Zeitplan können wir vergessen“, sagt eine aus der Runde. „Ich bin gerade echt sauer.“ Der Fahrer der Mietkutsche aus Oberhausen muss sich gerade anhören, was an seinem Fahrzeug nicht stimmt. Die Aufzählung ist nicht gerade kurz. Doch dazu gleich mehr. Am Carfriday zogen Motorradfahrer der Polizei wieder Tuning-Objekte aus dem Düsseldorfer Straßenverkehr und geleiteten sie zum Corneliusplatz. Dort hatten Polizei, Stadt und KfZ-Expert*innen einen großen Kontrollposten aufgebaut. Vor den Augen von vielen Dutzend Schaulustigen wurden Poser-Autos und solche, die es werden wollen penibel unter die Lupe genommen.

Gewöhnungsbedürftige Lackierung – und ein seit fünf Monaten abgelaufener TÜV, der den Halter ein Verwarngeld von 25 Euro kostete. Erst ab achtmonatigem Überschreiten der Hauptuntersuchung wird ein Punkt in Flensburg fällig, sagte ein Beamter vor Ort.

Mit grüner Plakette aus dem Jahr 2024 auf der Kö unterwegs – Buchstaben und Zahlen des Kennzeichens haben wir entfernt.
Lange Mängelliste und verärgerte Kundinnen
Wie das rosa Stretchmonster mit seiner nicht passenden und lose im Motorraum stehenden Batterie, den vielen Elektrokabeln ohne Isolation, Sicherheitsguten ohne Funktion, einer gebrochenen Rückbank, der liederlich aufgeklebten schwarzen Folie auf den Scheiben – und, und, und.

Härtetest für tiefergelegte Boliden: Auch auf dem Holzkeil muss genug Abstand bleiben zwischen dem Reifen und dem Radhaus.
Eigentlich sollten alle Autoposer mittlerweile wissen, dass die Polizei die oftmals zu lauten und verkehrswidrig hergerichteten Fahrzeuge an Karfreitag kontrolliert. Doch kaum fallen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken, bringen die Polizei-Kradfahrer neue Kontrollobjekte im Minutentakt.

Endlich wieder Motorradfahren – auch Zweiräder wurden zur Kontrollstelle am Corneliusplatz geleitet…

… wo Krachschläger an Ort und Stelle einem Lärmtest mit Mikrofon unterzogen wurden. Dieses Krad durfte nicht weiterfahren, sondern musste auf einen Abschleppwagen verladen werden.
Auto am Abschlepphaken – Rückfahrt per Bahn
Bei einem Subaru mit Dortmunder Kennzeichen ist die Mängelliste so lang, dass die Beamten die Weiterfahrt untersagen und einen Abschleppwagen rufen. Unter anderem wurde die Abgasanlage manipuliert, der Endschalldämpfer entfernt, damit der Motorsound satter klingt. Und damit der Fahrer versteht, warum seine Begleitung und er mit dem Nahverkehrszug zurückfahren müssen, erklärt einer Beamten die Mängelliste und ihre Folgen auf kroatisch.

Endstation Abschlepphaken – unter anderem fehlte an diesem Wagen der Endschalldämpfer. Die Heimfahrt mussten die Insassen ohne ihren Pkw antreten.
Die Entschuldigungen der Personen am Steuer sind immer wieder dieselben: „Das Auto habe ich bereits so gekauft!“ Das ändert allerdings gar nichts an dem zu geringen Abstand zwischen extrabreiter Felge und Radhaus. Ein Mann aus den Niederlanden erfährt, dass der Rahmen seines Daihatsu an mehreren Stellen durchgerostet ist – er zerbröselt einem Beamten unter den Händen. Die Stoßdämpfer sind gebrochen und das Glas der Frontscheinwerfer ähnelt einer Milchglasscheibe.

Bei zahlreichen Uber-Fahrenden wurde die Papiere kontrolliert, weniger die Fahrzeugtechnik.
Auch wer trotz festgestellter Mängel weiterfahren darf, muss sich in den nächsten Tagen um die Behebung der Mängel kümmern. Die Behörden des Heimatortes werden eine Mitteilung über die Mängel bekommen.
Schreckschusswaffe gefunden
Gleich vor Ort beschlagnahmt wurde eine Schreckschusswaffe, die laut Polizei griffbereit im Handschuhfach lag. In einem anderen, mit drei Personen besetzten Fahrzeug fanden die Beamten einen Teleskopschlagstock und einen Baseball-Schläger im Innenraum,. Die Betreffenden müssen mit Anzeigen rechnen. Wer einen leicht abwesenden Eindruck machte, wurde von den Beamt*innen höflich, aber bestimmt zu den mobilen Toilettenhäuschen am Rande des Kontrollpunktes gebeten. Anhand der Urinprobe kann ein Schnelltest auf verbotene Substanzen gemacht werden.

Ende einer Ausfahrt: Kradfahrer der Polizei zogen Fahrzeuge aus dem Verkehr und geleiteten sie zum Kontrollpunkt.
Nur kurz hingegen verlief die Kontrolle eines Besitzers, der mit einem weißes Edelsportwagen der Manufaktur Wiesmann auf der Königsallee unterwegs war. Der Fahrer nahm den kurzen Aufenthalt sportlich. „Ich werde oft angehalten, weil Beamte einen Blick auf das Auto werfen wollen.“ Am weißen Sportwagen ist alles serienmäßig. Nach Rückgabe der Papiere wünschte der Beamte eine gute Fahrt.
Die Bilanz in Zahlen, die von der Polizei Düsseldorf mitgeteilt wurden: 117 Fahrzeuge wurden am Corneliusplatz kontrolliert. Drei Fahrzeuge wurden sichergestellt, damit ein detailliertes Sachverständigengutachten erstellt werden kann.
In neun Fällen sei ein Strafverfahren eingeleitet worden – unter anderem wegen des Verdachts des Fahrens unter dem Einfluss von Drogen. Dem Fahrzeugführer wurde eine Blutprobe entnommen. Die Einsatzkräfte ahndeten in 21 Fällen Verstöße mit einem Verwarnungsgeld. In 46 Fällen müssen die verantwortlichen Fahrer bzw. Halter mit einer Ordnungswidrigkeitenanzeige rechnen. Bei Geschwindigkeitskontrollen auf der Brüsseler Straße wurde aufgrund von entsprechenden Verstößen in 350 Fällen ein Verwarnungsgeld erhoben und 120 Fahrzeugführer müssen mit einer Ordnungswidrigkeitenanzeige rechnen. Auf der A44 registrierten die Beamtinnen und Beamten 644 Geschwindigkeitsverstöße, so die Polizei in ihrer Bilanz.