Der Zug endet hier: Bahnkomödie im Theater an der Kö Düsseldorf

Die Unzuverlässigkeiten der Deutschen Bahn sind ja so was wie der Running Gag für Wutportale und Kabarettsketche. Yael Hahn, eigentlich Schauspielerin („Achtsam morden“) und neuerdings auch Autorin, ließ sich von stockenden Zügen zu einem Stück inspirieren. Ihre mit viel Herz konstruierte Komödie „Schlaflos in Hamm“ wurde jetzt im Theater an der Kö uraufgeführt. Regie führte Fernsehstar Michael von Au – sehr zum Vergnügen des Düsseldorfer Boulevard-Publikums.
Wir befinden uns im ICE Prinz von Homburg zwischen Hannover und Irgendwo (Stephan Rossa hat eine überzeugende Schiebekulisse gebaut). Es ist der Tag vor Heiligabend, vier Fahrgäste haben es eilig. Die Anlageberaterin Lisa muss zu einem wichtigen Finanztermin, der Hallodri Max will bei der Ex in Köln einen Besuch des gemeinsamen Babys ertrotzen, und das ältere, ständig streitende Ehepaar Cordula und Eduard („Sensibel ist höchstens deine Prostata.“) hofft auf Weihnachtsfrieden bei der alleinziehenden Tochter. Im wirklichen Großraumwagen würde man vom Leben der Anderen eher nichts erfahren, weil bekanntlich jede*r nur mit Smartphone oder Laptop kommuniziert, aber dies ist Theater. Yael Hahn lässt ihre Protagonisten miteinander plaudern wie in alten Zeiten.

Im ICE lernen sie sich kennen (von links): Cordula (Anja Kruse), Max (Felix Everding), Lisa (Helena Sigal) und Eduard (Joachim Nimtz). Foto: Theater an der Kö
Gern gesehen
Das hat was Nostalgisches. Doch die Bühnen-Bahn ist ganz von heute. Und versagt. Zunächst kommt es wegen einer Weichenstörung zu einem Stopp auf freier Strecke, dann behindert ein Wintereinbruch mit heftigem Schneefall die Weiterfahrt. Am Bahnhof von Hamm heißt es: „Der Zug endet hier.“ Weil das Spiel turbulent weitergehen muss, landen alle vier Reisenden wegen digitaler Pannen im selben Hammer Hotelzimmer. Dort spitzt sich die Lage zu. Felix Everding als Max kommt aus der Dusche und wird – kleine Strip-Einlage für die Fans – mit rutschendem Handtuch auf den Flur gejagt. Denn Karrierefrau Lisa (Helena Sigal) hat jede Contenance verloren. Das Geld der Anleger ist verzockt, sie will im Schneesturm sterben.
Ein Glück, dass Fernsehstar Anja Kruse und Joachim Nimtz als routiniert zankende Eheleute ihre elterlichen Instinkte entdecken. Sie retten die Verzweifelte, entdecken ihre Liebe neu, sorgen für ein finanzielles Wunder und für ein weihnachtliches Happy End. Das ist höchst unwahrscheinlich, wird aber vom Publikum im Advent sehr gern gesehen. Herzlicher Applaus.
Weitere Vorstellungen
Die Komödie „Schlaflos in Hamm“ von Yael Hahn steht bis zum 18. Januar auf dem Programm im Düsseldorfer Theater an der Kö (Schadow-Arkaden). Die nächsten Vorstellungen sind am Sonntag, 7. Dezember, 18 Uhr, am Mittwoch, 10. Dezember, um 16 und um 20 Uhr, vom 11. bis 13. Dezember um 20 Uhr, am 14. Dezember um 18 Uhr usw.. Tickets gibt es täglich an der Theaterkasse und online unter www.theateranderkoe.de