Düsseldorf: Bergulme aus städtischem Genpool wächst nun auf dem Nordfriedhof

Das Gartenamt der Stadt Düsseldorf versucht auf unterschiedlichen Wegen den Baumbestand der Stadt zukunftsfähig auszurichten. Dazu gehört auch, alte Baumarten nachzuzüchten. Dies erfolgt unter anderem durch einen Genpool, der nach dem Sturm Ela im Jahr 2014 angelegt wurde. Dort wurden seitdem gut 30 Arten und Sorten vermehrt. Beispielsweise durch Stecklinge werden genetisch identische Kopien von Bäumen mit besonderen Merkmalen erzeugt.
Am Donnerstag (27.11.) wurde eine viereinhalb Metern große Bergulme auf dem Nordfriedhof gepflanzt, die zehn Jahre in der städtischen Baumschule gewachsen ist und aus dem Genpool stammt. Der Baum ist die Kopie eines mehr als 100 Jahre alten Baums, der ganz in der Nähe steht.
Mehr als 30 000 Bäume hat die Stadt beim Sturm Ela verloren. In der städtischen Baumschule wachsen inzwischen rund 400 Gehölze, die alle genetische Kopien sehr alter Solitärbäume sind, wie der Bergulme, Blutbuchen, Platanen oder alten Obstsorten. Die alten Bäume sind alle Träger wertvollen, individuellen Erbguts. In der Baumschule kommen unterschiedliche Vermehrungsmethoden zum Einsatz. Unter anderem werden die Pflanzen über Stecklinge, die dann wurzeln, nachgezogen.
“Mit dem Genpool-Projekt bewahrt die Landeshauptstadt durch gezielte Vermehrung herausragende Einzelgehölze für die Zukunft. Dadurch stärken wir die ökologische Resilienz und sorgen langfristig für ein an das Klima angepasstes Stadtgrün. Aufgrund ihrer Eigenschaften wurde die Bergulme auch in unsere Zukunftsbaumliste als sogenannter Anlagenbaum aufgenommen. Sie eignet sich für Pflanzungen in Parkanlagen oder in der freien Landschaft. Auf dem Nordfriedhof findet die nachgezüchtete Bergulme wie der Original-Baum ideale Standortbedingungen”, betont Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral.
Der Standort der neuen Bergulme wurde bewusst gewählt. “Früher stand hier eine riesige Rotbuche. Die Bergulme hat in den nächsten Jahrzehnten ausreichend Platz, um zu wachsen und steht außerdem windgeschützt”, erklärt Friedhofsleiter Stefan Süß. Außerdem ist der neue Platz nicht weit entfernt vom knapp 30 Meter hohen “Mutterbaum”, der noch heute auf dem an den Friedhof angrenzenden Gelände steht.
Das Genpool-Projekt ist auch aus Sicht der Gartendenkmalpflege bedeutend. Denn die so genannte “Ulmenwelke” dezimiert in ganz Europa seit den 1970er-Jahren die Bestände. Die Krankheit wird durch einen Pilz verursacht und durch den Ulmensplintkäfer übertragen. Oftmals sterben die Bäume innerhalb weniger Jahre ab. Der Pilz befällt vor allem die Berg- und Feldulme.
Auch der Klimawandel spielte bei den Überlegungen zum Genpool eine bedeutende Rolle. Denn der bringt Stürme, Hochwasser, aber auch extreme Trockenheit mit sich – Naturereignisse, gegen die sich die Pflanzen behaupten müssen. Das Stadtbaumkonzept sieht daher die Pflanzung von anpassungsfähigen Zukunftsbäumen vor. “Wir gehen davon aus, dass sich alte Baumarten wie die Bergulme gut klimatischen Veränderungen anpassen können”, sagt Jörg Langenhorst, Abteilungsleiter des Hauptbetriebshofes beim Gartenamt. Denn: “Diese Pflanzen wurden vor Ort gezogen und sind an die örtlichen Gegebenheiten gewöhnt. Außerdem haben sich ihre Vorfahren über Jahrzehnte in Düsseldorf behauptet.”