Emil ist wieder da: Kinderstück im Schauspielhaus Düsseldorf

So einen sympathischen Helden will man gern wiedersehen. Ein Jahr nach dem Kinderkrimi „Emil und die Detektive“ bringt Robert Gerloff im Großen Düsseldorfer Schauspielhaus die weniger bekannte Fortsetzung von Erich Kästners berühmter Geschichte auf die Bühne: „Emil und die drei Zwillinge“. 1935, als die Nazis Kästners freiheitsliebende Werke schon verboten hatten, erschien das Buch im Ausland. Aber darum geht’s jetzt gar nicht. Zuschauer ab sechs Jahren sollen einfach ihren Spaß haben. Mit einem Abenteuer ohne Smartphone.
In Emils technikferner Welt kommuniziert man noch per Brief, Postkarte, Depesche. Und man hält zusammen. „Parole Emil“ – das war der Spruch der Kinderbande, mit deren Hilfe der Emil aus Neustadt im fremden Berlin den gemeinen Dieb Grundeis hinter Gitter gebracht hat. Eins der inzwischen ziemlich großen Kinder, Thea, genannt die Professorin (gewitzt: Natalie Hanslik), hat nun ein Haus an der Ostsee geerbt und lädt die Freunde für die Ferien ein. Da gibt’s Schokoeis zum Frühstück und keine Erziehungsberechtigten, die sich beschweren, wenn man mal von Frau Klothilde Seelenbinder absieht, der „guten Seele“, die ein Auge auf die Villa hat.

Himmelblaue Ferien verbringen Emil und seine Freunde an der Ostsee: Szene aus dem neuen Kinderstück nach Kästner, Foto: David Baltzer, Düsseldorfer Schauspielhaus
Ein neuer Fall
Klingt süß altmodisch. Aber die Betulichkeiten vergangener Zeiten werden konsequent gemieden. Gerloff lässt die von munteren Erwachsenen gespielten Kinder ohne Pause quasseln, rappen und keine Minute stillhalten. In einem kunterbunten Bühnenbild mit knallblauem Himmel, Streifen und Sternen schwimmen sie an der Waterkant (sieht sehr lustig aus) und werden von Hans Schmauch, dem Piccolo des Strandhotels (Vincent Wiemer), zum Varieté eingeladen. Die „Drei Byrons“ turnen da, ein angeblicher Vater mit seinen Zwillingen. Schon bald stellt sich heraus, dass die Akrobaten gar nicht verwandt sind. Der zwielichtige Mr. Byron (Christian Clauß) will sogar den einen Zwilling loswerden und den biegsamen Piccolo heimlich als Ersatz-Zwilling engagieren (daher der seltsame Titel).

Showdown auf dem Dampfer: Emil (Belendjwa Peter, Mitte) und seine Freunde haben mal wieder einen Fall gelöst, Foto: David Baltzer, Düsseldorfer Schauspielhaus
Schon haben Emil und die Detektive einen neuen Fall, zumal auch noch der Bernsteinspiegel von Theas Oma aus der Villa verschwindet. Auf einem Dampfer wird im Nullkommanix alles aufgeklärt. Schließlich dauert die ganze Show höchstens 80 Minuten. Die Mitwirkenden sind nachher zu Recht außer Atem. Gustav mit der Hupe (wie im letzten Jahr: Jonathan Gyles) schwebt sogar an einem Drachen herab. Und der Emil, diesmal in Gestalt von Belendjwa Peter, singt und tanzt wie ein Revuestar. Mäuschenstill sitzen die Kinder im Zuschauerraum und lassen sich analog beeindrucken – sogar von ulkigen Spukgestalten in einer Nachtszene. „Es war nur ein Traum, zum Glück“, seufzt laut ein Kleiner im Parkett. Soll noch mal einer behaupten, Theater hätte keine Wirkung mehr …
Weitere Vorstellungen
„Emil und die drei Zwillinge“, ein Familienstück nach dem Kinderbuch von Erich Kästner, ist von Robert Gerloff für das Große Haus am Gründgens-Platz inszeniert worden. Empfohlen für Zuschauer*innen ab sechs Jahren. Dauer: knapp 80 Minuten, ohne Pause. Neben Terminen für Schulkinder am Vormittag gibt es an Wochenenden einige Familienvorstellungen: am 30. November sowie am 14., 21. und 26. Dezember, jeweils 14.30 Uhr und 17 Uhr. www.dhaus.de