Düsseldorf: Den Jürgensplatz gibt es nicht mehr

Viele Jahre war das Polizeipräsidium Düsseldorf am Jürgensplatz, benannt nach dem ehemaligen Oberstleutnant der Schutzpolizei Düsseldorf, Franz Jürgens. Aber eine Untersuchung der Düsseldorfer Straßennamen ergab, dass nicht alle nach Personen benannt sind, die nach der heutigen Auffassung einen Vorbildcharakter darstellen, da ihre Namensgeber deutliche Bezüge zu Aktivitäten im Bereich Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus oder Antisemitismus hatten. In diesem Zusammenhang wurde auch die Historie um Franz Jürgens beleuchtet, der in Düsseldorf als Unterstützer der “Aktion Rheinland” und der kampflosen Übergabe von Düsseldorf an die Alliierten zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf vielfältige Weise geehrt wurde. Die Aufarbeitung ergab, dass Franz Jürgens der nationalsozialistischen Ideologie nahe stand und sich erst in den letzten Tagen des Krieges gegen das Nazi-Regime stellte. Entsprechend wurde ihm die Ehre entzogen Namensgeber für eine Straße, einen Platz und ein Berufskolleg zu sein. Am Mittwoch (29.10.) erfolgte die Umbenennung des Jürgensplatzes. Die Platzfläche vor dem Polizeipräsidium und dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung heißt nun “Am Polizeipräsidium” und ein Teil des Platzes “Edith-Fürst-Straße”. Mit der Umbenennung des unmittelbar an das Polizeipräsidium angrenzenden Platzes wird sowohl die direkte Lage beschrieben als auch gleichzeitig die Arbeit der dort eingesetzten Polizist*innen gewürdigt.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller enthüllte im Beisein von Anwohner*innen und Gästen die neuen Straßennamensschilder. Die bisherigen Straßennamensschilder werden durchgestrichen, aber noch ein Jahr vor Ort sichtbar bleiben.

Zahlreiche Interessierte waren zur Einweihung der neuen Namen für den Jürgensplatz gekommen, Foto: Stadt Düsseldorf, Ingo Lammert
“Die Benennung eines öffentlichen Platzes gehört zu den höchsten Ehrungen, die die Landeshauptstadt Düsseldorf aussprechen kann. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass dieser zentrale Platz würdig und angemessen benannt wird. Damit findet ein umfangreicher und gründlicher Prozess seinen Abschluss. Es ist im Interesse aller, dass wir uns ausreichend Zeit genommen haben, um über die Auswahl der neuen Namen gründlich nachzudenken und zu diskutieren. Letztlich bin ich froh, dass wir die Entscheidung mit größter Sorgfalt getroffen haben”, betonte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Änderungen für Anwohner*innen
Bereits am 25. Oktober war die Bekanntmachung zur Umbenennung des Jürgensplatzes im Düsseldorfer Amtsblatt veröffentlicht worden. Betroffene Anwohner*innen erhalten in den kommenden Wochen Informationen zur kostenfreien und von Amts wegen ausgeführten Ummeldung ihres Wohnsitzes, ihres Kraftfahrzeuges, ihres Bewohnerparkausweises und ihres Gewerbes. Dies erfolgt jeweils mit separaten Schreiben. Bis zum Eintreffen der Informationen zum weiteren Vorgehen bittet die Stadtverwaltung von einer eigenständigen Ummeldung abzusehen.

Hinter dem QR-Code der Aufkleber verbergen sich weitere Informationen über die Straßennamen, Foto: Stadt Düsseldorf, Ingo Lammert
Wer war Edith Fürst
Die neue Namensgeberin des bisherigen Jürgensplatzes ist die in Düsseldorf geborene Edith Fürst. Sie arbeitete in den von ihrem Vater gegründeten Textil-Kaufhaus Eduard Linz & Co in Düsseldorf, das sie gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, dem Kaufmann Oskar Fürst, leitete. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden sie als Juden diskriminiert. Ihrem Mann setzte die Verfolgung so sehr zu, dass er sich 1936 selbst tötete. Nach dem Tod ihres Vaters 1937 plante Edith Fürst, Deutschland zu verlassen. Sie wollte zu ihrem Sohn, der seit 1934 in Palästina war. Doch die Vorbereitungen zogen sich in die Länge. So erlitt Edith Fürst noch die Pogromnacht 1938 in Düsseldorf. Ihre Wohnung wurde stark demoliert.
Edith Fürst versuchte die Flucht aus Nazideutschland im November 1939 mit dem sogenannten “Kladovo-Transport”, gemeinsam mit 821 Personen über Wien Richtung Rumänien. Doch der Transport stockte mehrfach und die Weiterfahrt verzögerte sich so lange, bis die Gruppe schließlich im September 1940 erst in ein Massenquartier und schließlich in das KZ Sabac überführt wurde. Im Januar 1942 wurde Edith Fürst mit anderen Frauen in das KZ Sajmiste bei Belgrad gebracht und im Frühjahr 1942 ermordet. An Edith Fürst erinnert auch ein Stolperstein vor dem Haus Prinz-Georg-Straße 100.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zur Umbenennung historisch belasteter Straßennamen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen sind im Internet zusammengestellt unter: www.duesseldorf.de/strassennamen zu finden. Bei Fragen können sich Betroffene per E-Mail an strassenbenennung@duesseldorf.de oder telefonisch an 0211-8994276 wenden. Zusätzlich stehen unterstützend vor Ort auch die Bezirksverwaltungsstellen zur Verfügung.