Düsseldorf: Der Blutmond gab sich äußerst schüchtern

Das große Teleskop hatten sie mitgebracht und dazu: zwei Gartenstühle. Dann stand alles. Blickrichtung Ost, unterbrochen nur von regelmäßigen Kontrollblicke auf die Uhr. Natürlich ist es die Begeisterung für Astronomie, die die beiden Männer an die Rheinallee nach Düsseldorf Heerdt getrieben hat. Aber ehrlicherweise gab es noch einen zweiten Grund: „Noch so ein Spiel unserer Nationalmannschaft wollen wir uns nicht angucken.“
Wo isser denn?
Der so schaurig schön „Blutmond“ genannte Himmelsball wollte an diesem Abend in Düsseldorf aber auch nicht so recht laufen. Es wurde fünf vor acht, es wurde acht, es wurde fünf nach Acht. „Wo isser denn?“ schallte als Frage einmal die Rheinallee entlang. Denn nicht nur die beiden fußballflüchtenden Sternengucker waren in Heerdt ans Rheinufer gekommen. Alle paar Meter bauten Fotoamateure ihre Stative auf und brachten die Objektive in Stellung. Die Gassirunde dehnte ihr Schwätzchen länger aus als an einem Sonntagabend vor der besten Tatort-Zeit üblich und eine Gruppe junger Frauen aus Katalonien verkürzte sich die Zeit mit einigen Gläschen gekühltem Cava.

Der abgeschattete Teil des Mondes war rötlich, die Sichel unten links reflektiert bereits wieder das Sonnenlicht so wie immer.
Mondaufgang im Erdschatten
Der Hauptdarsteller aber blieb erst einmal weiterhin unsichtbar. Natürlich hatten das die Experten genauso vorausgesagt. Die Eklipse der totalen Mondfinsternis sollte um 19.31 Uhr starten. Der Mondaufgang für Düsseldorf war für 20.08 Uhr angesetzt. Das bedeutete: Es würde ein bereits durch den Erdschatten verdunkelter Mond aufgehen. Da waren echte Späheraugen gefragt. Zudem war es leicht diesig über der Skyline von Düsseldorf. Gegen 20.30 Uhr dann liess sich die blutrote Diva schemenhaft erkennen. Links vom Fernsehturm auf elf Uhr. Da stand die vage funzelnde Scheibe, die es bis hierhin unerkannt über den Düsseldorfer Nachthimmel geschafft hat. Und dann gab es doch noch jede Menge zu gucken und zu knipsen. Einen Mond, der unten links das gleißend helle Sonnenlicht reflektiert, zu großen Teilen aber immer matt rötlich funzelte. Am Himmel stieg er immer Höher und machte sich – scheinbar – auf den Weg zum Kraftwerk Lausward. Dabei wurde das helle Mondstück langsam größer, der abgeschattete Part kleiner.
Rückkehr zu gewohnter Helligkeit
Viel später dann war die totale Mondfinsternis Geschichte. Am Himmel leuchtete ein Vollmond hell wie eh und je. Und erleuchtete den Park und alle Heimwege derer, die den Sonntagabend in Düsseldorf damit verbracht hatten, in die Luft zu gucken.
Wer’s verpasst hat, sollte auf ein Flugticket sparen: Nächste totale Mondfinsternis gibt es am 3. März 2026 – sichtbar allerdings nur aus Amerika oder Asien. Über Deutschland verdunkelt die Erde den Mond erst wieder am 31. Dezember 2028. Es steht uns eine finstere Silvesternacht bevor.