Düsseldorf: „Armut überwinden – nicht verstecken“ – das Motto der Altstadt-Armenküche

Das „Essen für Arme und Reiche“ auf dem Burgplatz hat schon eine lange Tradition und so konnten sich am Samstag (23.8.) die Besucher*innen auf dem Burgplatz wieder über leckere Erbsensuppe, Musik und Gespräche freuen. Für Pater Wolfgang Sieffert von der Altstadt Armenküche stand allerdings noch bis Freitagabend in Frage, ob das Fest überhaupt stattfinden kann. Denn die Genehmigung der Stadt ließ auf sich warten, obwohl bereits vor Monaten beantragt. Kein gutes Beispiel für das Versprechen des Oberbürgermeisters Bürokratie wo möglich abzubauen.

Pater Wolfgang Sieffert an der Bühne, auf der er nicht nur Worte an die Gäste richtete, sondern auch selber musizierte
Aber als dann am Samstag pünktlich um 12 Uhr die ersten Teller mit Erbsensuppe verteilt wurden und die Band Inferno auf der Bühne spielte, waren sie Sorgen vom Vortrag vergessen. Und auch das Wetter hatte sich pünktlich zum Start der Veranstaltung gebessert und zeigte sich mit Temperaturen, wo eine heiße Suppe durchaus willkommen war. Wer wollte konnte sich auch an Kaffee, Kuchen, Grillwurst und Getränken erfreuen.

Die Ehrenamtler*innen sorgten dafür, dass auch das Spendenschwein ordentlich gefüttert wurde
Einer blieb allerdings bis zum Ende der Veranstaltung hungrig: das Spendenschwein, das immer wieder von den Ehrenamtler*innen durch die Reihen der zahlreichen Besucher*innen getragen wurde. Denn dass die Altstadt-Armenküche täglich warme Mahlzeit an finanziell bedürftige Menschen ausgeben kann, gelingt nur durch Spenden. Doch nicht nur das Essen gehört hinter der grünen Tür an der Seite des Rathauses zum Angebot. Wichtig ist dem Team die kulturelle Teilhabe den Menschen, die mit einem Gespräch am gedeckten Tisch beginnt und bis zum Konzertbesuch reicht. Außerdem bieten die Sozialarbeiter*innen der Altstadt-Armenküche ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte und eine anschließende Hilfestellung.

Zum 33. Geburtstag gab es das traditionelle Essen für Arme und Reiche
Beim „Essen für Arme und Reiche“ stand neben dem Essen erneut die Begegnung im Mittelpunkt. Denn Gäste der Altstadt-Armenküche belebten gemeinsam mit unterschiedlichsten Menschen der Stadtgesellschaft den Platz. Pater Wolfgang Sieffert erzählte auf der Bühne aus dem Alltag derer, die durch Armut, Wohnungslosigkeit und vielfältige andere Probleme belastet sind, ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Wie wenig Verständnis viel noch haben, zeigt die aktuelle Aktion der Interessengemeinschaft Kö, die für viel Geld einen privaten Sicherheitsdienst engagieren will, um die Bettler*innen vom Prachtboulevard zu vertreiben. Auf die Idee mit diesem Geld die Streetworker zu unterstützen, die den Menschen Alternativen aufzeigen könnten, ist man offenbar noch nicht gekommen.

Die Erbsensuppe gab es mit Fleischeinlage oder in vegetarischer Variante

Auch bei der Grillwurst war in diesem Jahr eine vegetarische Wurst im Angebot
Am Samstag wurden fast 400 Liter Erbsensuppe, 800 Bratwürste, 300 Stück Kuchen, 500 Tassen Kaffee, 2.400 Gläser Schumacher Alt und noch mehr Wasser und Soft-Drinks ausgegeben. Das bedeutet, dass mehr als 1.000 Menschen miteinander auf dem Burgplatz gegessen haben. Ermöglicht wurde das Fest durch die rund 50 Ehrenamtlichen der Altstadt-Armenküche sowie durch Spenden, unter anderem durch die Stadtwerke Düsseldorf, die Bäckerei Hinkel und die Brauerei Schumacher.

Das Team des DRK sorgte mit ihrem Spül-Mobil für die Nachhaltigkeit der Veranstaltung, auf der es kein Einweg gab
Auf der Bühne heizten die Live-Bands „Inferno“, „Jazzophine“, die „Dead Dates“ und „Nachspiel“ ein, die alle auf ihre Gage verzichteten. Bandleader Fränky von Inferno: „Auch wenn in einer Stadt wie Düsseldorf eigentlich keine Armenküche nötig sein sollte – wir sind froh, dass es Euch gibt, wir Euch unterstützen können und hier heute mit Euch allen feiern.“ Alle bekamen viel Applaus und das Publikum feiert besonders Pater Wolfgang, der mit seiner Mundharmonika einige Stücke begleitete.

Darauf haben viele gewartet: Pater Wolfgang musiziert gemeinsam mit der Band Inferno
Die Altstadt-Armenküche
Die Altstadt-Armenküche ist für viele Menschen ein täglicher Ort der Begegnung „ohne oben und unten“. Ein Ort, an dem Menschen anderen Menschen mit Respekt, Interesse und Freundlichkeit begegnen – manchmal für eine kurze Zeitspanne, manchmal über Jahrzehnte. Ein Ort, an dem kein Ausweis vorgelegt und kein Termin gemacht werden muss. Ein Ort, an dem sich niemand für seine Probleme rechtfertigen muss, um sich an einen gedeckten Tisch zu setzen und Beratung sowie Hilfe zur Verbesserung der individuellen Lebenssituation zu erhalten. Das jährliche „Essen für Arme und Reiche“ ist ein Fest gemeinschaftlicher Freude und zugleich Zeichen für Gerechtigkeit und verantwortungsvolles Miteinander in der Stadt. Die Altstadt-Armenküche finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Wer unterstützen möchte, findet hier mehr Information.

Bei angenehmen Temperaturen wurde auf dem Burgplatz gefeiert