Düsseldorf: Julo Levin Sammlung des Stadtmuseums wird Teil des Weltdokumentenerbes

Das Stadtmuseum beheimatet die Sammlung Julo Levin mit rund 1900 Kinderzeichnungen, die der Maler und Zeichenlehrer Julo Levin von 1936 bis 1941 in Düsseldorf und Berlin zusammengetragen hat. Der Großteil der Werke entstand im Zeichenunterricht an der Privaten Jüdischen Schule in Düsseldorf sowie an den vier jüdischen Schulen in Berlin, an denen Levin unterrichte: der Kaliski-Schule, der Holdheimschule, der Theodor-Herzl-Schule und der Privaten Höheren Schule der Jüdischen Kultusvereinigung. Aber auch vor seiner Tätigkeit als Lehrer und außerhalb des Schulunterrichts sammelte Levin Kinderzeichnungen. So enthält die Sammlung auch Zeichnungen aus dem Jüdischen Kindergarten in Düsseldorf, aus Levins Heimatstadt Stettin und von unbekannter Herkunft.
Gesammelt hat Levin Kinderzeichnungen aus künstlerischem und kunstpädagogischem Interesse. Die Zeichnungen dokumentieren deutsch-jüdische Geschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Julo Levin (1901 – 1943), fotografiert um 1936 von einem unbekaqnnten Fotografen, Copyright: Landeshauptstadt Düsseldorf/Stadtmuseum
Julo Levin war seit 1926 nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf als freier Künstler tätig und Mitglied der Künstlergruppe “Das Junge Rheinland”. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 durfte er als Jude nicht mehr künstlerisch arbeiten. Deshalb arbeitete er ab 1936 als Zeichenlehrer. 1938 zog er nach Berlin. Nach dem Ende des jüdischen Schulwesens 1941/42 zog die Gestapo Julo Levin zu Zwangsarbeiten heran. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Jetzt ist die Sammlung von Kinderzeichnungen in das UNESCO-Register “Memory of the World” (Weltdokumentenerbe) aufgenommen worden. Die Sammlung ist damit Teil eines internationalen Sammlungsbestands unter dem Titel “Zeichnungen von Kindern und Jugendlichen des 20. Jahrhunderts in Krieg und Frieden (1914 – 1950)”, zu dem auch Sammlungen des Jüdischen Museums Prag, der Französischen Nationalbibliothek und des Pestalozzianums Zürich gehören. Die Nominierung für die Aufnahme in das Weltdokumentenerbe erfolgte durch die französische UNESCO-Kommission und wurde von zahlreichen Länder-Kommission unterstützt. Das Register “Memory of the World” besteht seit 1992 mit dem Ziel, Dokumente von außergewöhnlichem universellen Wert zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Stadtmuseum konnte seit den 1980er Jahren Werke verschiedenen Quellen erwerben. Einen Teil schenkte Julo Levin seinem Freund, dem Maler Carl Lauterbach (1906 – 1991). 1939 nahm Levins Schwester Else eine kleine Auswahl bei ihrer Emigration 1939 mit nach England. Den größten Teil hat seine enge Freundin Mieke Monjau (1903 – 1997) in den Monaten vor Levins Deportation an sich genommen.
In der Sammlungspräsentation des Stadtmuseums sind ausgewählte Zeichnungen zusammen mit Werken von Julo Levin zu sehen. Die Sammlung ist hier online einsehbar.