Düsseldorf: Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren und die Gruppe „Aktion Rheinland“

Versteckt im Wohnviertel an der Anton-Betz-Straße liegt das Mahnmal, das an die Gruppe „Aktion Rheinland“ erinnert. In Gedenken an das Kriegsende, die Befreiung vom Nationalsozialismus und den Einsatz der Widerstandskämpfer legten Vertreter*innen der Stadt Düsseldorf, der Polizei Düsseldorf und Familienangehörige der Widerstandskämpfer am Mittwoch (16.4.) Kränze nieder. Das Mahnmal markiert die historische Richtstätte im damaligen Hof der Schule an der Färberstraße, wo Karl Kleppe, Josef Knab, Theodor Andresen, Hermann Weill und Franz Jürgens erschossen wurden.

Das Mahnmal an der Anton Betz Straße
Widerstandsgruppe “Aktion Rheinland”
Aloys Odenthal, August Wiedenhofen, Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill war im März 1945 klar, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Sie wollten Düsseldorf vor der endgültigen Zerstörung retten und schmiedeten daher einen Plan, wie die Amerikaner zu einer kampflosen Übernahme der Stadt bewegt werden konnten. Mit Unterstützung des Kommandeurs der Düsseldorfer Schutzpolizei, Franz Jürgens, sperrten sie den Polizeipräsidenten August Korreng ein und statteten Aloys Odenthal und Dr. August Wiedenhofen mit Passierscheinen aus, so dass sie durch die Linien zu den Amerikanern gelangen konnten. Ziel war, mit ihnen über die kampflose Übergabe der Stadt zu verhandeln.
Doch der Plan gelang nur zum Teil. Regimetreue Polizeibeamte nahmen Franz Jürgens, Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill fest und stellten sie vor ein Standgericht. Noch in der Nacht zum 17. April 1945 wurden sie wegen Hoch- und Kriegsverrat erschossen. Odenthal und Wiedenhofen gelang es in der Zwischenzeit, die Alliierten zum kampflosen Einmarsch in Düsseldorf zu bewegen. Düsseldorf wurde am 17. April 1945 von den Amerikanern befreit. Die an der Aktion beteiligten Karl Müller, Karl August Wiedenhofen, Ernst Klein, Theodor Winkens, Josef Lauxtermann und Aloys Odenthal überlebten.

Miriam Koch und Miriam Brauns vor der Tafel, auf der der Name Franz Jürgens mit einer Milchglasscheibe verdeckt wurde
Gedenken zum 80. Jahrestag
Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, und Polizeipräsidentin Miriam Brauns legten Kränze am Mittwoch Kränze am Gedenkort nieder. Eindringliche Worte sprach Ole Heier, Urenkel des in ermordeten Theodor Andresen. Neben der Tochter und Enkeltochter von Aloys Odenthal nahm in diesem Jahr auch erstmals der Neffe von Josef Lauxtermann, Norbert Lauxtermann, am Gedenken teil.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine betonte Miriam Koch: “Die Beschäftigung mit dem Kriegsende vor 80 Jahren, mit den Verbrechen in der Endphase des Krieges wie hier an der Färberstraße und Widerstandsaktionen wie der ‘Aktion Rheinland’ ist kein rückwärtsgewandtes Ritual. Sie ist Aufforderung für die Gegenwart: Egal, ob im Großen oder Kleinen, wenn wir Handlungsbedarf erkennen, so müssen wir uns stark machen für die Gesellschaft, in der wir leben möchten. Denn eines ist sicher: Gleichgültigkeit stärkt immer die falschen Kräfte.”
Neue Erkenntnisse über Franz Jürgens
Seit dem vergangenen Jahr ist der Name Franz Jürgens mit einer Milchglasscheibe auf der Gedenktafel verdeckt. Denn es gibt neue Erkenntnisse im Hinblick auf seine Person. Er war kein Mitglied der Gruppe “Aktion Rheinland”, wurde aber zum spontanen Helfer. Mittlerweile weiß man allerdings, dass er zwölf Jahre lang ein regimetreuer Beamter und Kommandeur der Schutzpolizei war. Seit 1933 war er Parteimitglied und wirkte an Deportationen mit. Durch seine “signifikante Nähe zum NS-Regime” wird ihm die Ehre entzogen, Namensgeber für eine Straße, einen Platz und ein Berufskolleg in Düsseldorf zu sein. Sie werden umbenannt.