Düsseldorf: Wann bekommt der Jürgensplatz seinen neuen Namen?

Eigentlich hatte der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag (12.12.) über die Umbenennung des Jürgensplatzes entscheiden sollen. Doch der Oberbürgermeister nahm die Verwaltungsvorlage überraschend von der Tagesordnung – ohne weiteren Kommentar.
Nicht nur die Ratsleute waren davon überrascht. Denn die Bezirksvertretung 3 hatte gemeinsam mit den Bürger*innen eine einvernehmliche Lösung gefunden. Der Polizist Klaus Dönecke, der sich wesentlich mit der Aufarbeitung der dunklen Geschichte der Düsseldorfer Polizei während der Nazi-Zeit beschäftigt hatte, sollte Namensgeber werden. Der Vorschlag kam zwar von der SPD, aber sogar die CDU wollte dem zustimmen.
Die Stadt reagierte mit der Stellungnahme: „Die Benennung eines öffentlichen Platzes gehört zu den höchsten Ehrungen, die die Landeshauptstadt Düsseldorf aussprechen kann. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass eine solche Entscheidung mit größter Sorgfalt und in einem gründlichen Prozess getroffen wird. Die Überlegungen zur Umbenennung des Jürgensplatzes erfordern eine sorgfältige Abwägung aller eingegangenen Vorschläge, wobei die Beteiligung aller relevanten Parteien unerlässlich ist. In diesem Zusammenhang gingen verschiedene Bitten und Anregungen aus unterschiedlichen Richtungen ein, die eine weitergehende Diskussion notwendig machen.“
Offenbar gibt es Stimmen in der Polizei, die diese Ehre für einen einzelnen Polizisten nicht für angemessen halten. Wobei der Vorschlag der Polizeipräsidentin „Platz der Polizei“ bei der unrühmlichen Rolle der gesamten Düsseldorfer Polizei während der Nazi-Zeit, auch nicht unumstritten ist. Von Seiten der Linken wäre Klaus Dönecke ein würdiger Namensgeber, aber er sei keine Frau. Da die Straßen mit einem Frauennamen immer noch eine Seltenheit seien, müsse man bei Um- und Neu-Benennungen darauf achten und weibliche Straßennamen wählen. Die Linke spricht sich für den Namen Fasia Jansen Platz aus.
Die nächste Ratssitzung ist erst für den 6. Februar terminiert. Man darf gespannt sein, ob bis dahin eine Klärung erfolgt ist.
Hintergrund
Rund 3.500 Straßen, Wege und Plätze gibt es in Düsseldorf, aber nicht alle sind nach Personen benannt, die nach der heutigen Auffassung einen Vorbildcharakter darstellen. Deshalb beschloss der Rat im März 2018 die Straßennamen durch einen wissenschaftlichen Beirat überprüfen zu lassen. Im Januar 2020 wurde der Abschlussbericht vorgestellt, mit der Empfehlung Straßen umzubenennen, deren Namen aus dem Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus kommen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Historie um Franz Jürgens beleuchtet, der in Düsseldorf als Unterstützer der “Aktion Rheinland” und der kampflosen Übergabe von Düsseldorf an die Alliierten zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf vielfältige Weise geehrt wurde. Die Aufarbeitung ergab, dass Franz Jürgens der nationalsozialistischen Ideologie nahe stand und sich erst in den letzten Tagen des Krieges gegen das nationalsozialistische Regime stellte. Entsprechend wird ihm die Ehre entzogen Namensgeber für eine Straße, einen Platz und ein Berufskolleg zu sein.