Polizei Düsseldorf: „Einmal Pizza Nr. 40 mit Extra“ – Kokain per Lieferservice
Eine routinemäßige Kontrolle des Gewerbeamtes am 3. März 2024 in einer Pizzeria in der Düsseldorfer Altstadt deckte auf, warum die Pizza mit der Nr. 40 auf der Speisekarte der Verkaufshit war. Denn der 36-jährige Betreiber der Pizzeria lieferte neben der Pizza auch Kokain aus.
Die Polizei übernahm den Fall und es kam zur Hausdurchsuchung bei dem Mann. Dieser versuchte noch eine Tasche mit Drogen aus dem Fenster zu werfen – zu seinem Pech fiel diese direkt in die Arme der Einsatzkräfte. Trotz der erheblichen Mengen sichergestellter Drogen und Bargeld musste der Tatverdächtige nicht in Haft, da er vorher noch nicht polizeilich aufgefallen war. Unbeeindruckt von der drohenden Strafe nahm er bereits zwei Tage nach seiner Entlassung den Lieferservice inklusive der Pizza Nr. 40 wieder auf.
Das spielte der Polizei in die Karten, denn Einsatzleiter Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke und sein Team wollten an die Hintermänner kommen. Über mehrere Wochen wurde ermittelt und am Donnerstag (17.10.) erfolgten bei einem Großeinsatz von rund 150 Einsatzkräften parallel in 16 Objekten in Düsseldorf, Köln, Wuppertal, Solingen, Hilden, Haan, Mönchengladbach, Erkrath und Meerbusch Durchsuchungen. Daran waren auch Spezialeinheiten (SEK) beteiligt. Drei Männer wurden festgenommen. Ihnen wird gewerbsmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln und erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.
Als Haupttäter wird gegen einen 22-Jährigen ermittelt, der bereits eine umfangreiche Strafakte wegen Gewaltdelikten, Diebstahl und Drogenhandel hat. Er ist aktiver Mixed Martial Arts Kampfsportler und wurde in Düsseldorf festgenommen. Allein im Zeitraum 10. Mai bis 15. September 2024 wird eine Anklage in 17 Fällen vorbereitet. Dazu gehört neben dem umfangreichen Handel mit Kokain und Cannabis auch räuberische Erpressung, erpresserischer Menschenraub sowie konkrete Pläne der Drogenbeschaffung aus Marokko und der Betrieb von Cannabis-Plantagen. Seine Vorstrafen beziehen sich zum Teil auf den Zeitraum vor seiner Volljährigkeit. Der Richter sah neben Wiederholungsgefahr auch Fluchtgefahr und so sitzt der Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Der Vermögensarrest wurde auf 529.000 Euro festgesetzt. In diesem Zusammenhang stellten die Einsatzkräfte einen Pkw, Uhren und 10.000 Euro Bargeld sicher und pfändeten mehrere Konten.
Ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt ein 30-jähriger Mittäter, der in Köln verhaftet wurde sowie ein 28-Jähriger, bei den die Handschellen in Haan klickten.
Der Großeinsatz wurde am 17. Oktober durchgeführt, da es Hinweise gab, dass der Betreiber der Pizzeria sich ins Ausland absetzen wollte. Bei den 16 durchsuchten Objekten war eine Wohnung in Mönchengladbach bemerkenswert. Dort lebte ein Ehepaar mit drei Kindern und betrieb eine Cannabisplantage mit 300 Pflanzen. Da akute Kindeswohlgefährdung bestand, wurden die Kinder in amtliche Obhut genommen. Eine weitere Plantage mit 30 Pflanzen wurde in Solingen entdeckt. Die weiteren Beschuldigten sind im Alter zwischen 21 und 42 Jahren, haben zum Teil bereits Vorstrafen, aber es sind auch Personen dabei, die polizeilich noch unbelastet sind.
Die Ermittlungen dauern an und es ist davon auszugehen, dass es noch zu weiteren Anklagen kommen wird. Allein die Tatvorwürfe gegen den 22-jährigen Haupttäter können je Fall mit mehreren Jahren Haftstrafe geahndet werden, so dass ihn eine längere Zeit im Gefängnis erwartet.