Handwerkskammer Düsseldorf: 75. Meisterfeier mit Ermahnungen zu Bürokratieabbau und Entlastungen
Jubiläum bei der Handwerkskammer Düsseldorf: 990 neue Meisterinnen und Meister bekamen im Rahmen der 75. Düsseldorfer Meisterfeier ihre Meisterurkunden. Aus diesem Anlass kamen am Samstag (4.5.) rund 2500 Menschen im PSD Bank Dome in Düsseldorf Rath zusammen. Der Festredner, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, hörte in Bezug auf seine Person meisterliche Erwartungen des NRW-Handwerks. Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert erinnerte daran, dass Gerhard Schröder 1996 als niedersächsischer Ministerpräsident die Meisterfeier-Rede gehalten habe – und 2001 als Bundeskanzler wiederkam. Solche Anspielungen lächelte Hendrik Wüst am Samstag einfach weg.
Heftige Kritik am verspäteten Meisterbafög
Dass das Meisterbafög in NRW allerdings erst bei den Antragstellenden eintrifft, wenn die ihre Meisterprüfung längst absolviert haben – das versprach der Ministerpräsident zu ändern. Ministerpräsident Hendrik Wüst verneigte sich vor der Leistung der 990 jungen Meisterinnen und Meistern, die in 18 Sparten ihr Wissen unter Beweis stellen mussten. Die jungen Fachkräfte würden dringend gebraucht, um die Infrastruktur in Deutschland auf Vordermann zu bringen, sagte Wüst: „Die Herausforderungen sind nur mit einem starken Handwerk lösbar, sei es bei der Energiewende, der Digitalisierung oder im Wohnungsbau.“ Fachkräfte seien entscheidend für den Erhalt des Industrie- und Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen. „Der Meisterbrief ist das Qualitätsmerkmal im Handwerk und steht für exzellentes Können in Praxis und Theorie“, sagte Wüst.
Gleichwertigkeit von Studium und Handwerksausbildung
Er selbst gestand als studierter Jurist ein, nur geringe, handwerkliche Fähigkeiten mitzubringen. Das seine aus dem Handwerk kommenden Eltern dafür gesorgt hätten, dass ihre drei Kinder lernen und jeweils einen Uniabschluss erreichen, sei ein Zeichen der Elterngeneration gewesen. „Schaffste was, dann haste was und biste was“ – dieses Mantra sei nicht von heute auf Morgen aus den Köpfen herauszubringen. Wüst versprach, sich dafür einzusetzen, dass eine Karriere im Handwerk mindestens als gleichwertig anerkannt wird: „Mein Freund Jojo hat einen Malerbetrieb und verdient deutlich mehr als manche meiner ehemaligen Jura-Kommilitonen von der Universität.“
Weniger Lust, sich selbstständig zu machen
Dennoch wollen nicht alle Jung-Meisterinnen und Jung-Meister den Sprung in die eigene Selbstständigkeit wagen. Dieses Ergebnis einer Umfrage unter den 990 zu Ehrenden nannte Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert alarmierend. Als Hinderungsgründe hätten die Befragten die überbordende Bürokratie, den Fachkräftemangel und steigende Steuern und Abgaben genannt. Ehlert forderte bessere Rahmenbedingungen für die Handwerksbetriebe. Bei neuen Gesetzen müsse zuerst daran gedacht werden, „dass die Kleinen die Anforderungen bewältigen können.“ Es sei falsch, immer neue Förderprogramme aufzulegen, durch deren <Bedingungen niemand mehr durchblicke. Ehlert: „Entlasten ist besser als fördern.“ Zudem griff der Handwerkskammer die NRW-Kommunen an, die leichtfertig die Grundsteuer und die Gewerbesteuer erhöhten und so die finanziellen Spielräume der Handwerksbetriebe verringerten.
Düsseldorferin ist beste Maßschneiderin
Nach den Festreden erhielten die 18 Jahrgangsbesten auf der Bühne ihre Meisterbriefe. Unter ihnen war Josephine Dobrunz aus Düsseldorf, die Jahrgangsbeste im Maßschneiderhandwerk. Dass sie mit einer so guten Note aus der Meisterprüfung herauskommen würde, hatte die Düsseldorferin nicht gedacht. Allerdings habe ihr die Prüfung großen Spaß gemacht, verrät sie, weil man in ihrem Metier selten die Zeit, sich zwei Wochen lang voll auf ein Projekt konzentrieren zu können.
Nach Glitzer-Regen und Musik feierten die Gäste im Dome bei einem großen Buffett und Musik.