Düsseldorfer Katholikenrat kritisiert Erzbistum Köln und fordert andere Umgangsformen
Nach dem disziplinarischen Verfahren des Erzbistums Köln gegen den Mettmanner Pfarrer Monsignore Herbert Ullmann hat der Katholikenrat Düsseldorf nun einen offenen Brief an Generalvikar Monsignore Guido Assmann geschrieben. Assmann ist der Stellvertreter des Erzbischofs und für alle Verwaltungsakte zuständig. Im März 2023 leitete der Ullmann einen Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare. Dabei segnete er auch gleichgeschlechtliche Ehepaare, was Konsequenzen hat.
Natalie Schneider, Prof. Dr. Rudolf Voller und Florian Hillje als Vorstand des Katholikenrates Düsseldorf, Felizitas Marx als Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Lambertus sowie der KAB Vorstand des Stadtverbandes Düsseldorf, Peter Rosendahl, Mario Amico, KAB Präses Michael Inden und Winfried Gather haben den Brief unterschrieben.
Darin kritisieren sie, dass das Erzbistum sich von einem Denunzianten zum Handeln veranlasst sieht, der meint das Recht auf seiner Seite zu haben. Das Erzbistum lasse es an Menschlichkeit und Dialogbereitschaft vermissen. Das sorge dafür, dass in der katholischen Kirche der moralische Kompass verloren ginge.
Das amtliche Vorgehen sei formal rechtlich möglich, stehe aber im Widerspruch zu einer „menschlich respektvollen geschwisterlichen Haltung“. „Die Beachtung des Seelenheils von Menschen und die Teilhabe an einer Gesellschaft, die sich nicht auf das Recht des Stärkeren beruft, sind biblische Richtungspfeiler, die uns Orientierung als glaubwürdig Handelnde im Lichte Christi geben,“ schreiben die Verfasser. Sie verweisen darauf, dass die Kirche aus vielen mündigen und dialogbereiten Christ*innen bestehe und sprechen sich für andere Umgangsformen in der Kirche aus.
Der Brief im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Generalvikar Msgr. Guido Assmann,
in der Presse haben wir vom disziplinarischen Verfahren gegenüber Pfarrer Msgr. Herbert Ullmann erfahren infolge einer Veranstaltung im Kirchenraum mit Segensausteilung für liebende Paare.
Sie selbst verweisen Kraft Ihres Amtes in der Rolle des Generalvikars darauf, welche im Erzbistum Köln gelebte offizielle Haltung diesem Vorgehen zugrunde liegt. Sie verweisen auch darauf, dass die gelebte Praxis sich verändert, wenn der Vatikan sich in der Beurteilung und Haltung anders äußert.
Sie folgen dabei einer wahrscheinlich schriftlichen Eingabe an den Vatikan, die für uns leider unverständlich bleibt, da diese Person oder dieser Personenkreis sich zu diesem Schreiben nicht öffentlich bekennt. Das macht denunzierende Handlungen so verdächtig, weil auf diejenigen gesetzt wird, die meinen das Recht auf ihrer Seite haben. Welcher Schaden daraus resultiert, wird erneut deutlich, wenn Führung eines Unternehmens das Recht „durchzieht“ es jedoch an Menschlichkeit vermissen lässt und keine Dialogbereitschaft zeigt.
Das amtliche Vorgehen mag ein ausreichendes Argument einer kirchlichen Organisation sein, die formal rechtlich in Dienstgeberstrukturen handelt. Als Tendenzbetrieb besteht sie allerdings auch aus einer Vielzahl von mündigen und dialogbereiten Christinnen und Christen, sowohl hauptamtlich im pastoralen Dienst als auch ehrenamtlich in den Verantwortungsbereichen gemeindlicher Pastoral und darüber hinaus wie in den Verbänden.
Dem eigenen Gewissen zu folgen, den Dialog mit mündigen Christinnen und Christen zu suchen und der menschlich respektvollen geschwisterlichen Haltung einen Raum anzubieten, ist ein hohes Gut. Die Beachtung des Seelenheils von Menschen und die Teilhabe an einer Gesellschaft, die sich nicht auf das Recht des Stärkeren beruft, sind biblische Richtungspfeiler, die uns Orientierung als glaubwürdig Handelnde im Lichte Christi geben.
Wachsen können im Glauben und dies praktiziert in geschwisterlicher Haltung ist nichts Neues und scheint doch im Erzbistum Köln als gelebte Haltung so weit weg. Denunzieren sollte nicht unser Handeln in der Kirche von Köln bestimmen. Empathie scheint nicht nur im sozialen Wandel, sondern auch im kirchlichen Wandel verloren zu gehen. Damit geht dann auch ein moralischer Kompass für unsere demokratische Gesellschaft zunehmend verloren, in der die christlichen Kirchen einen Platz haben. Wie gehen wir in eine pastorale Zukunft, wenn wir uns nicht wegweisend um ein am Gewissen orientiertes Glaubenshandeln bemühen? Wir sprechen uns aus für eine andere Umgangsform in Kirche.