Kunst zum RhineCleanUp Düsseldorf: Aus dem Müll wächst die Schönheit
Jovita Majewski lebt nicht im Wolkenkuckucksheim der Kunst. Die 33-jährige Meisterschülerin von Weltstar Katharina Fritsch bezieht sich immer wieder auf die Realitäten dieses Planeten, sie übernimmt wie selbstverständlich auch Verantwortung für Umweltfragen. Vor einem Jahr schuf sie mit Schülern fantastische Skulpturen aus Müll, der am Rheinufer gefunden wurde. Im KIT war das verblüffende Ergebnis zu sehen. Jetzt kuratierte die Malerin anlässlich des RhineCleanUp eine Ausstellung mit fünf Kollegen. Die „Zyklen“ sind in der Oberkasseler Galerie OK25 zu sehen – ganz nah am Ufer des Stroms.
Am Düsseldorfer Rheinufer fand Beatrice Richter die Papierfetzen für eine ihrer poetischen Collagen.
Kann Schönheit aus kritischen Betrachtungen entstehen? Jovita Majewski beweist es mit dieser kleinen, aber betörenden Schau. Sie selbst malte die Linien und Strukturen eines zersägten Baumstamms in leuchtendem Blau, verbindet so die Elemente Holz und Wasser. Blau ist eine Lieblingsfarbe, aber es bedeutet für die Künstlerin auch „Auflösung“, steht für die dramatische Veränderung der Biotope. „Fragile“ heißt das große Bild. Daneben hängen kleine Tafeln in Himmelblau, auf die der Regen vor dem Atelier ein Relief gezeichnet hat: „Rainy Days“.
Die Adern der Erde
Vor dem Fenster stehen einige blutrote Äste aus lackiertem Stahl, die wie Adern der Erde aus dem Boden zu wachsen scheinen. „Grazien“ hat die Kölner Künstlerin Jeannette de Payrebrune die anmutigen Gebilde genannt, und sie sollen den Blick für die Perfektion der Natur und ihre Gefährdung schärfen. Auf einer Fotoarbeit von Rafael Andrade-Córdova sieht man die Überreste einer Kuh, die in Kolumbien angespült wurde, nachdem ein als Viehtransport getarnter Drogenfrachter versenkt worden war. Das digital bearbeitete Bild ist still und irritierend. Und die Frage bleibt, so die Kuratorin. „Was schwimmt noch in unseren Gewässern, von dem wir nichts wissen?“
Fallender Schrott inspirierte Anibal Kostka zu einem Gemälde (links). Die Reliefs rechts entstanden aus Styropor-Abfall.
Abfall und Inspiration
Dass aus der Abfall selbst in Kunst verwandelt werden kann, beweisen weitere Exponate. Anibal Kostka (31), Meisterschüler von Eberhard Havekost, malt nicht nur fallende Schrottwürfel in bewegter Komposition, er schafft abstrakte Reliefs aus Styroporabfällen, die er mit Terpentin, Wachs und Farbe bearbeitet. Beatrice Richter, die 2018 ihr Studium an der Düsseldorfer Akademie bei Heribert Brandl abgeschlossen hat, benutzt gebrauchte Papiere für ihre poetischen, wie barocke Stillleben vor schwarzem Hintergrund schwebenden Collagen. Eine davon ist jüngst entstanden aus Fetzen, die die Künstlerin am Düsseldorfer Rheinufer fand.
Mit schwereren Dingen arbeitet der Kölner Autodidakt Manfred Wachendorf (61). Er sucht auf dem Schrottplatz nach Material für seine Objekte. Aus Rohren, die beim Tiefbau übrigblieben, hat er ein Instrument gebaut, das man mit einem Gummihammer zum Schwingen und Klingen bringen kann. Wie ein Gong, der das Bewusstsein weckt …
Aus alten Rohr-Resten baute der Kölner Künstler Manfred Wachendorf ein schwingendes Klangobjekt.
Was, wann und wo?
„Zyklen“: die Kunstausstellung anlässlich des RhineCleanUp, unterstützt von Pro Düsseldorf und der Deutschen Postcode Lotterie, wird am Donnerstagabend, 10. September, um 18 Uhr eröffnet und ist dann bis zum 20. September in Laura Dathes Galerie „OK25“ am Kaiser-Wilhelm-Ring 25 zu sehen. Täglich 11 bis 17 Uhr, So. 12 bis 16 Uhr. Am Tag des RhineCleanUp am Samstag, 12. September, sind die Künstler von 14 bis 18 Uhr anwesend. www.rhinecleanup.org