" Düsseldorf fehlt der politische Wille für sichere Radwege" – kritisieren ADFC, Greenpeace und VDC
Fragt man die Politik, ist in Sachen Fahrradfreundlichkeit in Düsseldorf schon ganz viel geschehen. Die Radfahrer*innen sind da oft anderer Meinung. Der Straßenraum ist auf die Autos abgestimmt und so benehmen sich viele Autofahrer auch. Um zu zeigen, wie sichere Radspuren aussehen könnten, wurde am Samstag für zwei Stunden auf einem Abschnitt der Oststraße eine Fahrspur mit einem Pop-Up-Radweg versehen. Zahlreiche Radler*innen probierten die Strecke aus und waren sich einig: Das darf gerne noch an anderen Stellen eingerichtet werden.
Am Samstag (23.5.) demonstrierten in Düsseldorf ADFC, Greenpeace, VCD und Attac gemeinsam auf der Oststraße mit einer provisorischen geschützten Radspur für mehr Platz fürs Rad. Im Rahmen des Aktionstages wurden parallel in 30 deutschen Städten ähnliche Aktionen organisiert.
Provisorische Schilder zeigten den neuen Radweg an
In Düsseldorf hatten sich die Aktivisten die Oststraße ausgesucht. Ab der Einmündung Heroldstraße wurde in Fahrtrichtung Nord der rechte Fahrstreifen mit Pylonen abgetrennt und so eine neue Radspur kreiert. Zumindest für rund 100 Meter war darauf am Samstagmittag freie Fahrt für zahlreiche Radler. „Pop-Up-Bike-Lane“ heißt diese Art von Radweg, weil dabei nicht nur eine rote Markierung den Radweg kennzeichnet, sondern eine Abtrennung zur Spur der Autofahrer ein sicheres Fahren für die Radler ermöglicht. Die Pylone machen das Parken für Fahrzeuge unmöglich.
Die Vertreter des ADFC setzen sich für das Fahrrad als zukunftsweisendes Verkehrsmittel ein. Es sei gut fürs Klima, gut für die Gesundheit und biete in Coronazeiten auch mehr Abstand es in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Immer mehr Düsseldorfer*innen steigen aufs Fahrrad um und damit werde deutlich, dass in der Landeshauptstadt Platz für Fahrradfahrende und Fußgänger fehle. "Wir brauchen mehr Platz fürs Rad", argumentiert Jan-Philipp Holthoff vom ADFC. "Die Abstandsregeln, um uns gegen das Coronavirus zu schützen, unterstreichen das. Wir stehen im Stau – auf Fuß- und Fahrradwegen: Menschen zwängen sich mit angehaltenem Atem aneinander vorbei, weichen aus, alles mit einem entschuldigenden Lächeln und Schulterzucken – die Stadt macht es uns nicht leicht, den Corona-gebotenen Abstand einzuhalten. Wir fordern deshalb erneut, dass Düsseldorf jetzt aktiv wird und Pop Up Bike Lanes einrichtet! Die rechtlichen Möglichkeiten für sichere Radwege sind da, der Bedarf auch. Was fehlt, ist der politische Wille in Düsseldorf“, betont Holthoff.
An diese Art der freien Fahrt würden die Radler*innen sich gerne gewöhnen
Immer mehr Großstädte ordnen ihre Verkehre neu und schränken die Flächen für Autofahrer ein. Brüssel erklärte beispielsweise die komplette Innenstadt zur Tempo-20-Zone. Fußgänger*innen und Radfahrende haben Vorrang vor Autos. Mailand und Madrid widmeten zahlreiche Straßen in Fahrrad- und Fußgängerzonen um, damit sich Menschen in sicherem Abstand bewegen können. In Deutschland habe bisher nur das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Fakten geschaffen bedauert der ADFC. Auf 15 Kilometern wurden Straßenspuren mit Warnstreifen, Piktogrammen oder Baustellenbarken zu Pop-up Radwegen verwandelt. Bisher sei noch keine weitere deutsche Stadt dem Berliner Beispiel gefolgt.
Die Düsseldorfer Radfahrer*innen hoffen ein wenig auf die Kommunalwahl im September und dass die Parteien für ihre Wähler Verbesserungen im Radwegenetz erreichen. Mitglieder der Düsseldorfer Grünen mit ihrem OB-Kandidaten Stefan Engstfeld waren bei der Aktion an der Oststraße vor Ort, wie auch Vertreter der SPD.