Düsseldorf – Sprayer
Manche nennen ihn einen banalen Kleckser und das, was er macht, eine Schmiererei. Die Trennungslinie ist unscharf. So ähnlich erging es seinerzeit Joseph Beuys, der erst nicht ernst genommen wurde. Inzwischen aber ist in Düsseldorf eine Straße nach ihm benannt. So sehr wackelt der Geschmack. Das ist bei Harald Naegeli fast genauso.
Der „Sprayer von Zürich“ war in seiner Heimat sogar sechs Monate im Gefängnis, weil sie in Zürich nicht seiner Meinung waren. Er meinte, er dürfe im öffentlichen Straßenraum seine Eindrücke hinterlassen, weil die das allzu saubere Stadtbild bereicherten. Die überaus ordentliche Administration sah das als Sachbeschädigung, seine Verurteilung war bei dieser Sichtweise unvermeidlich. Das alles ist leicht nachzulesen, aber was hat Düsseldorf damit zu tun?
Haftentlassung
Nun, Naegeli floh quasi nach seiner Haftentlassung nach Düsseldorf, er wollte damit auch die Nähe zu Beuys. Und es war, fast vergessen, der Düsseldorfer Sozialdemokraft Michael Müller, der für ihn eintrat. Heutzutage lebt und arbeitet Naegeli in Düsseldorf. Die Stadt, ihre Straße und Plätze sind nicht durchzogen von seinen Spray-Werken. Umso überraschender begegnet eines einem an einer Betonsäule unterhalb der Kniebrücke. Ob es da von der Stadt (absichtlich) nicht gesehen oder geduldet wird, das ist gleichgültig.
Das Kunstwerk hat keine Idee, sondern es ist selbst eine Idee. Ehre macht Künstler. Und in diesem Zusammenhang macht – in einem weltoffenen Düsseldorf – der Künstler die (bescheidene) Ehre.