Düsseldorf Kunstpalast: Zehn Kinder erleben „Nachts im Museum“
Das Mädchen traut sich was. „Ein bisschen Schiss habe ich schon“ sagt sie. So im Dunkeln. Aber schließlich sei man in einer Gruppe – und da würde man gegenseitig auf sich aufpassen. Außerdem hat jeder hier sein Kuscheltier mitgebracht und schon mal aufs Feldbett gelegt – für alle Fälle. Dann geht’s los: Mit Stirnlampe und Block erkunden zehn Mädchen und Jungen des Wim-Wenders-Gymnasiums den Kunstpalast. Der Kinofilm „Nachts im Museum“, übertragen auf Düsseldorf und ganz in echt.
Birgit van de Water nimmt Pizzabestellungen entgegen – und wirgendwie scheint auch schon alles fürs Frühstück bereit zu stehen.
Erstmal Pizza bestellen. Schließlich machen Expeditionen hungrig. Und Kunst sowieso. Die Leiterin „Kulturelle Bildung“, Birgit van de Water, notiert eine „Salami“, eine Pizza Margarita,… Die Schülerinnen und Schüler sind Stammgäste des Hauses, denn sie arbeiten an einem Audioguide für Kinder. „Talentschmiede“ nennt ihre Schulrektorin Dr. Antonietta Zeoli das und lässt einen Vergleich mit den freiwilligen „AGs“, den Arbeitsgemeinschaften in anderen Schulen nicht gelten: „Wir wollen sehr gezielt die Talente der Kinder fördern.“ Wie findet sie heraus, was die Talente von Fünft- und Sechstklässlern sind? „Man muss sich Zeit nehmen und den Kindern zuhören.“
Vom Bild zur Skulptur aus tausend Scherben: bei der Glasziege von Marta Klonowska.
„Nachts im Museum Kunstpalast“ beginnt bei der Glasziege von Marta Klonowska. Die 1,65 Meter hohe Doppelt-Gehörnte besteht aus tausenden Scherben, die im Licht der Stirnlampen funkeln und glitzern. „Außerdem wirft die Figur gleich mehrere Schatten an die Wand“, erklärt Birgit Huebner, One Night-Museumsführerin. „Kann sich noch jemand erinnern, woher die Künstlerin die Idee hierzu hatte?“ Einer aus der im Halbkreis hockenden Kindergruppe zeigt auf ein Bild an der Wand; halblinks unten gehört eine Ziege zum Waldweg-Sujet. Die brachte die Künstlerin auf die Idee zur Glas-Skulptur.
Nachts im Museum – mit KLuscheltier und Stirnlampe.
Vorbei geht’s an dem Arbeitsraum mit den Feldbetten. Hier haben die Eltern die Kinder in die Obhut ihrer Kunstlehrerin Anke Lohrer übergeben. Kollege Alexander Jänsch wird später dazukommen und die Nachtwache verstärken. Birgit Huebner vom Museum bleibt ebenfalls bis zum nächsten Morgen. Und hat einen Spezialauftrag: Ihr Feldbett wird später quer vor der Eingangstür des improvisierten Schlafsaals stehen. Denn draußen wissen zwar die Nachtwachen Bescheid. Aber sämtliche Alarmanlagen des Museums Kunstpalast werden scharf geschaltet wie immer. Schlafwandler würden einen Großalarm auslösen.
Geistergleich huschen die Kunst-Kinder durchs Museums-Foyer.
Durch das dunkle Foyer der ständigen Ausstellung geht es eine Treppe höher bis zum Düsseldorf-Koffer der chinesischen Künstlerin Yin Xiuzhen. Sie hat Schlossturm und Lambertus-Kirche, Brücken und Altstadt als Modellwelt aus alten Kleidungsstücken in einem Koffer geformt und dem Kunstpalast überlassen. Im Schein der Stirnlampen entstehen neue Stadtansichten.
Unter der Videoinstallation des Koreaners Nam June Paik liegen die jungen Kunstexperten Schulter an Schulter und bestaunen die „fliegenden Fische an der Decke“. Die aus 88 Röhrengeräten bestehende TV-Installation ist just generalüberholt worden.
Pizza gibt Kraft
Von hier aus geht der Weg eine gute Stunde kreuz und quer durchs Haus. Birgit Huebner staunt: „Während des Rundgangs hatte ich Sorge, dass es etwas viel sein könnte für die Kinder.“ Doch gestärkt durch die Pizzen malen und drucken anschließend alle ihre Eindrücke der Nacht im Museum. Zum Abschluss gibt es dann den Kinofilm – und so manchem fielen dabei die Augen zu.
Neue Eindrücke
Fazit der Kinder am Samstagmorgen: „Das war spannend, das würden wir gerne wiederholen.“ Birgit Huebner blinzelte ein wenig: „Ich habe glaube ich von allen am wenigsten geschlafen.“ Der Generaldirektor des Museums, Felix Krämer, erklärt: „Kinder gehören zu unseren wichtigsten Besuchern, die wir mit neuen Vermittlungsangeboten überraschen wollen.“ Die Nacht im Museum Kunstpalast ermögliche ganz neue Eindrücke und stärke die Verbindung zu diesem Ort.