Düsseldorf Fernbahnhof: Premiere als Flüchtlingsverteiler
Die ersten Züge mit Flüchtlingen, die am Dienstag (8.9.) am Flughafenbahnhof ankamen, spannten die Helfer auf die Folter. Es war kurz vor Mitternacht, als sich der Bahnsteig 1 mit Hilfskräften füllte und die grünen Lichter das Signal zur Einfahrt gaben.
Der IC 2948 war am Vormittag in Salzburg mit rund 400 Menschen gestartet und sollte um 22:30 Uhr Düsseldorf erreichen. Ein Zugbegleiter berichtete von Zwischenfällen, die die Verspätung des Zuges verursachten. Mehrere Menschen seien in Würzburg aus den Zugfenstern gesprungen und später wurde auch noch die Notbremse betätigt.
Total erschöpfte Menschen erreichen Düsseldorf
Als der Zug im Flughafenbahnhof einfuhr, stieg erst einmal niemand der 389 Fahrgäste aus. Die Flüchtlinge schliefen oder konnten nicht glauben, nach 12 Stunden Fahrt endlich am Ziel zu sein. Dolmetscher baten über Megaphone darum, den Zug zu verlassen und zögerlich folgten die Menschen. Teilweise wurden die noch schlafenden Kinder von den Eltern getragen. Etwa 50 Helfer kümmerten sich um die Ankommenden.
Etwas ungehalten sind die Kräfte über die Fotografen, die trotz Bitte um Zurückhaltung, frontal die Menschen ablichteten.
Eine Stunde Pause, dann ging die Fahrt weiter
In den vorbereiteten Räumen wurden die Flüchtlinge mit Essen und Getränken versorgt und auch Notfallseelsorger waren vor Ort.
Im ehemaligen Check-In-Bereich des Flughafenbahnhofs wurden die Flüchtlinge betreut
Busse transportierten um kurz nach 1 Uhr die ersten weiter, in ihre endgültigen Erstaufnahmestellen. Für ihre Fahrer wurde bei der Bezirksregierung eine Sondergenehmigung beantragt. Bei humanitären Einsätzen darf damit die Lenkzeit überschritten werden. In Heinsberg, Herzogenrath, Köln Wesseling und Köln Chorweiler, Dormagen, Kerpen, Troisdorf, Gummersbach, Düren und Weeze hatte die Koordinierungsstelle in Arnsberg freie Plätze gemeldet. So konnten die erschöpften Menschen den vorerst letzten Teil ihrer Reise antreten.
In Bussen ging es weiter zu den Erstaufnahmestellen im Land
Um 2 Uhr am Mittwochmorgen kam der zweite Zug
Kaum waren die einen mit den Bussen abgefahren, kam gegen 2 Uhr der zweite Zug an, der am Mittag in München gestartet war. 520 Asylbewerber kamen mit ihm und wieder das gleiche Bild. Vollkommen erschöpfte Menschen trauen sich kaum auszusteigen und werden von den Hilfskräften in Empfang genommen.
520 Menschen kamen mit dem Zug aus München
Freude die Familienangehörigen in die Arme schließen zu können
Einige freudige Gesichter erleben die Helfer an diesem Abend aber auch. Da ist der Syrer, der seit dem frühen Abend auf die Ankunft der Züge wartet. Seine Familie sollte an Bord sein und nachdem er im ersten Zug niemanden antraf, unterstützte er spontan als Dolmetscher. Um 2:10 Uhr hatte sein Warten dann ein Ende – seine Familie war im zweiten Zug. Schnell suchte er Miriam Koch, die Flüchtlingsbeauftragte, die ebenfalls am Bahnhof war. Sie erklärt den Ordnungskräften, dass die Familie den Mann begleiten darf und sich später selbsttätig zur Registrierung meldet. Zwei weitere Familien werden an diesem Abend von Angehörigen in Empfang genommen. Am Fahrkartenautomaten entsteht ein kleiner Stau, denn einige der Ankommenden wollen weiter zu ihren Familien an anderen Orten in Deutschland und dort ihr Asylverfahren beantragen.
Stolz können wir Düsseldorfer auf die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch und ihr Team sein. Trotz der späten Stunde hatten sie noch ein Lächeln für die Ankommenden. Sie fuhren nicht eher nach Hause, bis sie den letzten Flüchtling gut versorgt wussten.
Verschnaufpause bis Donnerstag
Damit endet der erste Großeinsatz am Düsseldorfer Flughafenbahnhof. Ab Mittwoch 9 Uhr übernimmt Dortmund wieder den Empfang der Asylbewerber. Die Düsseldorfer Helfer können bis Donnerstag verschnaufen, dann ist der Flughafenbahnhof wieder die Haltestelle für die Flüchtlingszüge.