Düsseldorfs erster Radschnellweg läuft aus der Spur – kritisiert der grüne Ratsherr Norbert Czerwinski
Eine Autobahn exklusiv für Radfahrer? Mindestens vier Meter breit, kreuzungsfrei, gut beleuchtet, im Winter geräumt von Eis und Schnee und mit einem „schnellen“ Belag, auf dem Pedalritter mühelos die 30 Stundenkilometer erreichen – das sind die Kriterien für Radschnellwege. Im Düsseldorfer Süden soll so ein Rad-Highway entstehen – auf 31 Kilometern von Monheim-Baumberg über Düsseldorf bis hinein nach Neuss. Mit einer eigenen Radtour zeigte der grüne Ratsherr Nobert Czerwinski jetzt auf, an welchen Stellen das Vorzeigeprojekt derzeit aus der Spur läuft.
Los geht’s am S-Bahnhof Hellerhof. 17 Radler starten nach dem Aufpusten grüner Luftballons. Doch schon nach wenigen Metern verfranzt sich die bunte Truppe. „Wir hätten eher abbiegen müssen“, sagt der grüne Ratsherr Norbert Czerwinski und zirkelt eine gekonnte Kehrwende.
Zick-Zack durch Garath und Benrath – so wird Düsseldorfs Radweg ausgebremst, klagt der Grünen Ratsherr Czerwinski
Besser hätte es aus Czerwinskis Sicht kaum laufen können. Denn der Touren-Schnitzer gleich zum Auftakt unterstreicht seinen ersten Kritikpunkt am geplanten Radschnellweg von Monheim über Düsseldorf nach Neuss: „In Hellerhof, Garath und Benrath sind die falschen Strecken für den Radschnellweg vorgesehen.“ Statt bereits vorhandene und viel genutzte Radwege entlang der Frankfurter und Münchener Straße auszubauen, soll sich die neue Rad-Autobahn kleinteilig durch die südlichen Vorstädte schlängeln. Viele Straßenquerungen, schmale Radwege, vorbei an großen Schulen – ein Radschnellweg sollte anders aussehen. „Radpendler müssen um Hellerhof, Garath und Benrath herum geführt werden – nicht mitten hindurch“, kritisiert Czerwinski die Radwegplaner.
Bekommen die Radfahrer eine Unterführung, während die Autos brav bei Rot warten?
Die Sache mit den Kreuzungen thematisiert Czerwinski an der Bonner und an der Ickerswarder Straße. Dort sind jeweils viel befahrene Autostraßen einer Radautobahn im Weg. Ein klarer Fall für eine Brücke oder eine Unterführung – da gibt es für alle Rad-Enthusiasten bei dieser, durch Schweiß und Muskelkraft ertrotzten Machbarkeitsstudie gar keine Diskussion. Ob Radler hier tatsächlich die ungebremste Schussfahrt bekommen werden, während gleich nebenan auf der PKW-Schnellstraße die Wagen brav bei Rot warten?
Dies wird ein Thema für die wissenschaftliche Machbarkeitsstudie zum 31 Kilometer langen Radschnellweg sein. Die finanziert das Land NRW mit 13,5 Millionen Euro. Das Papier soll im Herbst vorliegen. Sollte es grünes Licht geben, könnte die eigentliche Bauplanung beginnen und 2017 die Bauarbeiten beginnen. Auf 32 Millionen Euro werden derzeit die Kosten für die 31 schnellen Radkilometer im Düsseldorfer Süden geschätzt.
In Wersten könnte es bereits entlang der Itter auf die Trasse der alten Himmelgeister Landstraße gehen
Unterhalb der Fleher Brücke stoppt Czerwinski erneut. Auch hier habe die Verwaltung seltsame Wege für den Radschnellweg eingeschlagen. Statt den bestehenden Damm hinter dem Südfriedhof zu nutzen, wollen die Planer die radelnden Pendler auf einen riesigen Bogen schicken. Der Deich zwischen Hamm und Flehe ist schön zu fahren – gar keine Frage. Aber er bedeutet einen knapp drei Kilometer langen Umweg und wird von Skatern, Joggern, Hundebesitzern samt ihren Tieren intensiv genutzt. Konflikte seien da vorprogrammiert, fürchtet Norbert Czerwinski. Wer will all diesen Menschen erklären, dass sie zugunsten der Radfahrer weichen müssen.
Radschnellweg ja – aber auf einer besseren Trasse
Das Fazit des grünen Ratsherren Norbert Czerwinski am Ziel im Düsseldorfer Medienhafen ist deshalb eindeutig: „Grundsätzlich befürworten wir Grünen diesen Radschnellweg. Aber in vielen Details muss die Planung noch verbessert werden, damit dieser Weg so attraktiv wird, dass Pendler tatsächlich aufs Rad umsteigen.“
Für den ADFC Neuss signalisiert dessen Vorsitzender Heribert Adamski hohes Interesse am Radschnellweg – fürchtet aber zugleich, dass die linksrheinische Stadt die Kosten für kreuzungsfreie Querungen auf den letzten drei Kilometern nicht wird tragen wollen. Landeszuschüsse müsste hier wie in Düsseldorf am Ende eine notwendige Überzeugungsarbeit unterstützen.