95. Ausgabe des Düsseldorfer Jahrbuchs erschienen

Seit 1886 erscheint regelmäßig das Düsseldorfer Jahrbuch, das vom Düsseldorfer Geschichtsverein herausgegeben wird. Der Verein versteht sich als wissenschaftliche Gesellschaft, dessen Mitglieder und Autoren Themen der Düsseldorfer Lokalgeschichte und der Regionalgeschichte der ehemaligen niederrheinischen Territorien aufgreifen und jährlich veröffentlichen. Jetzt ist das Jahrbuch 2025 erschienen, in dem neben den bemerkenswerten Ereignissen des Jahres 2024 die Autor*innen in neun Beiträgen einen weiten Bogen von der japanischen Community in Düsseldorf über den Suitbertusschrein bis hin zu den Besuchen Hitlers in Düsseldorf spannen.

Die Vorsitzenden des Düsseldorfer Geschichtsvereins (v.l.) Prof. Dr. Volker Ackermann und Dr. Benedikt Mauer
Der Suitbertusschrein
Lily Oswald hat in der Kölner Domschatzkammer gearbeitet und ist in diesem Zusammenhang auf den Suitbertusschrein in der St. Suitbertus Kirche in Düsseldorf Kaiserswerth aufmerksam geworden. Der Schrein wird derzeit in Köln restauriert. Da zu ihm kaum Forschung stattgefunden hat, widmete sie ihre Bachelorarbeit diesem Thema. Sie zeigt darin auf, wie der Schrein verändert wurde und damit den veränderten Anforderungen Rechnung getragen wurde, die die aufkommenden Wallfahrten mit sich brachten.
Schattenseiten eines Lebens
In einem beeindruckenden Beitrag veröffentlichte Michael Brockerhoff, langjähriger Lokalredakteur, die Erinnerungen seines Vaters, der seine Teilnahme am Russlandfeldzug und die Kriegsgefangenschaft für seine Familie dokumentiert hatte. Ferdinand Brockerhoff wurde als junger Familienvater in den Krieg geworfen, erlebte die Grausamkeiten der Kämpfe und auch die Schicksale unbeteiligter Familien. Er kam schließlich in russische Kriegsgefangenschaft, wo ihm sein Organisationstalent half zu überleben. Sein Sinn für Gerechtigkeit und die Fähigkeit, im Lager auch positives für seine Mitgefangenen durch kulturelle Aktionen zu organisieren, halfen ihm über die schlimme Zeit. Einige tiefe Freundschaften, die dort entstanden, hielten noch lange nach dem Krieg.
Das Stadtmuseum im Nationalsozialismus
Die Rolle des Stadtmuseums in der Zeit des Nationalsozialismus ist nur spärlich beleuchtet. Zwar wird auch dort im Rahmen der Provenienzforschung untersucht, ob Kunst zurückgegeben werden muss, aber über das Ausstellungsprogramm, das Personal und die Projekte wahrend der Nazi-Zeit ist wenig bekannt. Dieses Themas hat sich Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums, angenommen. „Die Zeit war nicht bemerkenswert“ lautete bisher das Fazit zum Stadtmuseum. Beachtet wurde in dieser Zeit die sogenannte entartete Kunst, weniger die kulturpolitischen Museen. Hans Brückner war als promovierter Kunsthistoriker von 1933 bis 1945 Direktor des Stadtmuseums. Er konzentrierte sich gerne auf die frühe Geschichte, aus der er die Rassenmerkmale ableiten konnte und so war seine erste Ausstellung die Germanenschau. Das Haus war in der Zeit zwischen 1933 und 1945 überwiegend geschlossen, es wurden aber viele Duplikate gekauft und zahlreiche Exponate verschwanden in den Depots. Die wenigen Informationen zum Stadtmuseum in diesem Zeitraum stammen überwiegend aus Presseartikeln. Nach dem Krieg wurde Brückner entlassen und im Entnazifizierungsprozess als Mitläufer eingestuft.
Hitler in Düsseldorf und die Biographie Dr. Wex
Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Dr. Bastian Fleermann, ist mit zwei Kapiteln im Jahrbuch 2025 vertreten. In dem einem hat er dokumentiert, dass Adolf Hitler nur sieben Mal in Düsseldorf zu Besuch war, was im Vergleich zu anderen deutschen Städten sehr wenig war. Sein zweiter Beitrag war ihm ein Anliegen nach der Ausstellung zum Thema Zwangssterilisierung in der Mahn- und Gedenkstätte im Jahr 2022. Anhand einer biographischen Skizze zu Hellmuth Wex zeigt er dessen Karriere auf, die als Leiter des Kreisgesundheitsamtes begann. Dort konzentrierte er sich komplett auf die Rassenhygiene und startete regelrechte Werbefeldzüge, um Hitlers Forderung nach einem „erbgesunden Volk“ zu erreichen. Auch als er 1940 nach Bremen wechselte, betrieb er die Euthanasie persönlich weiter. Nach dem Krieg setzte er seine Karriere unbeschadet als Gutachter am Sozialgericht in Bremen fort.

Die Ausgabe 2025 kostet 35 Euro und hat die ISBN Nummer ISBN 978-3-8375-2760-5
In weiteren Artikeln des Jahrbuchs 2025 schreibt Horst A. Wessel über „100 Jahre öffentliche Bücherei im Industrie- und Arbeiterstadtteil Rath“, Konstantin Plett über „Die Geschichte der japanischen Community in Düsseldorf“ und gemeinsam mit Verena Nobel über „Die Beteiligung Düsseldorfs an der Osaka Expo 1970“. Sandra Breelove veröffentlicht ihren Bericht über „Religiös motivierten Widerstand und Verfolgung der Zeugen Jehovas“.
Das aktuelle Jahrbuch ist zum Preis von 35 Euro zu beziehen (ISBN 978-3-8375-2760-5) .
Das Winterprogramm des Düsseldorfer Geschichtsvereins
Montag, 15. Dezember 2025 um 18 Uhr: “Tausend Jahre Rheinland im Reich – Düsseldorfs Stadtarchivar Paul Wentzcke und die Idee des großen Rheinland-Jubiläums 925 – 1925”, Vortrag von Dr. Matthias Kordes im Beatrice-Strauss-Zentrum, Marktstraße 2
Mittwoch, 14. Januar 2026 um 18 Uhr: “Wie Düsseldorf zur Stahlröhrenstadt wurde”, Vortrag von Prof. Dr. Horst Wessel im Beatrice-Strauss-Zentrum, Marktstraße 2
Donnerstag, 26. Februar 2026 um 18 Uhr: “Fotos, Fakes und Fälschungen” Zum kritischen Umgang mit historischen Fotos, Vortag von Dr. Anselm Faust im Beatrice-Strauss-Zentrum, Marktstraße 2
Dienstag 24. März 2026 um 18 Uhr: “Verlust eines Denkmals – Der Abriss des berger Tores 1895”, Vortrag von Reinhard Lutum im Beatrice-Strauss-Zentrum, Marktstraße 2