Düsseldorf Eller – Lierenfeld: Rund 600 Menschen beteiligten sich am Gedenkgang zu den Novemberpogromen

Jona Winstroth, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte und Mitglied im Arbeitskreis Gedenken 9. November, verdeutlichte am Montag (10.11.) beim Gedenkgang zum Novemberpogrom, dass es kaum noch Zeitzeugen gibt, die die NS-Zeit erlebt und überlebt haben. Umso wichtiger sei es, das Gedenken zu bewahren und dies auch jungen Menschen zu vermitteln. Allein in Düsseldorf gab es während des Novemberpogroms mehr als 450 brutale Überfälle auf Menschen, die als Jüdinnen und Juden verfolgt wurden. Mindestens 70 Menschen erlitten Verletzungen und 13 starben während oder an den Folgen des Pogroms. Die Schicksale von Juden, die damals in Eller und Lierenfeld lebten oder arbeiteten, haben die Schüler*innen des Gymnasiums Bernburger Straße, des Lore-Lorentz-Berufskollegs, der Volker-Rosin-Grundschule sowie der Dieter-Forte-Gesamtschule recherchiert und für den Gedenkgang aufgearbeitet.

Drastische Botschaften auf Plakaten, Foto: Dirk Schmidt
Startpunkt des Gedenkgangs war der Infopoint IndividEller, an der Gumbertstraße 173. Schon weit vor Beginn musste der Pkw- und Bahn-Verkehr eingestellt werden, da immer mehr Menschen kamen.

Die erste Station war das Haus, in dem früher die Kleidergeschäft der Familie Bluhm war
An fünf Stationen berichteten die Schüler*innen den rund 600 Teilnehmer*innen über die Familie Bluhm, Auguste Leven, Lutz Brasch und die Familie Hohenstein. Dabei blicken sie auf die Ereignisse während des Pogroms am 9. und 10. November 1938 und stellten die Schicksale der Menschen vor. Was passierte während des Angriffs auf Auguste Leven? Wie fühlte sich der 12-jährige Lutz Brasch nach dem Überfall? Und wer waren diejenigen, die angriffen, zerstörten und plünderten?

Die Grundschüler standnen ihren Kollegen der weiterführenden Schulen in nichts nach, sie trugen perfekt vor, was sie herausgefunden hatten, Foto: Dirk Schmidt
Die Schüler*innen erzählten von den jüdischen Nachbar*innen und erklärten die von ihnen gestalteten Schaufenster entlang der Gumbertstraße und der Reisholzer Straße. Die Schaufenster mit den Erläuterungen können noch bis zum 23. November besichtigt werden.

Am Propeller kann sich jeder selber hinterfragen
Einen besonderen Ansatz hat das Team vom Begegnungs- und Beratungszentrum PROpELLER an der Gumbertstraße 79 gewählt. Denn dort kann man sich an einem Schaufenster selber hinterfragen „was habe ich in den letzten 4 Wochen für Menschenwürde und Demokratie getan?“. Mit Klebepunkten können Interessierte ihre Aktivitäten dokumentieren oder werden angeregt, aktiv zu werden. Außerdem gibt es drei Termine, zu denen herzlich eingeladen wird:

Nach dem Gedenkgang wurde in der Kirche St. Michael an der Posener Straße gemeinsam ein ökumenischer Gedenkgottesdienst abgehalten. Veranstaltet wurde das Gedenken vom Arbeitskreis Gedenken 9. November (Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Evangelischer Kirchenkreis Düsseldorf, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. in Düsseldorf, Katholische Kirche in Düsseldorf, Evangelische Studierenden-Gemeinde und Katholische Hochschulgemeinde).

Nach der letzten Station an der Reisholzer Straße 30, waren alle in die Kirche eingeladen, Foto: Dirk Schmidt