Düsseldorf: Sparen bis ins Grab – Friedhofskapellen bleiben zu bei Bestattungen von Amts wegen

Der Pastoralrefrent der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen, Martin Kürble, ist empört über eine neue Sparmaßnahme der Stadt Düsseldorf. Das Ordnungsamt regelt dem Gesetz nach Beerdigung für Verstorbene, die keine Angehörigen haben. Die Asche der Toten wird in einer Urne beigesetzt. Dies erfolgt in der Regel im Beisein eines Geistlichen, wenn der Mensch eine Kirche zugehörig war. Der würdevolle Rahmen einer Friedhofskapelle soll aber nicht mehr zum Standard gehören.
Die Geistlichen und Pastoralreferenten der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen übernehmen auch Bestattungen von Menschen ohne Angehörige. Damit diese würdevoll verlaufen, gibt es im Rheinbogen eine Gruppe von rund 30 Ehrenamtler*innen, die abwechselnd die Beerdigungen begleiten, damit niemand alleine diesen letzten Weg antreten muss. Dazu gab es in der Vergangenheit immer eine kurze Ansprache in der Friedhofskapelle, bevor die Urne beigesetzt wurde.
Doch nun heißt es “wir müssen leider draußen bleiben!”, wie Kürble kritisiert. Denn offenbar hat die Stadt eine Sparmaßnahme erkannt. Kostet die Nutzung eine Kapelle auf dem Friedhof für 20 Minuten 277,15 Euro (gemäß Gebührensatzung für die Friedhöfe der Landeshauptstadt Düsseldorf, Stand Dezember 2023), scheint dies nicht mehr zur würdevollen Beerdigung zu gehören. Die Kosten zur Nutzung der Kapellen werden seit dem 1. Juni 2025 nicht mehr übernommen. Offenbar ist man in der Verwaltung der Ansicht, dass bei Menschen ohne Angehörige sowieso niemand zur Beerdigung kommt.
Dem widerspricht Kürble, denn oft seien bei den Trauerfeiern beispielsweise Mitbewohner*innen des Pflegeheims, Nachbarn, Freunde aus der Szene der Wohnungslosen oder begleitende Ehrenamtler*innen dabei, die dem oder der Verstorbenen die letzte Ehre erweisen wollen. Dies gehöre eigentlich zur Kultur und tue den Menschen gut, weiß der Pastoralreferent.
Er hat eher zufällig von der neuen Regelung erfahren, da er für den 23. September eine Beerdigung auf dem Südfriedhof übernommen hat. Eine sehr gläubige Seniorin wird dann beerdigt, die gerne in die Gottesdienste gekommen sei, berichtet Kürble. Das sie nun würdelos bestattet werden soll, macht ihn wütend. Außerdem habe es keine offizielle Information gegeben. Ansonsten hätten die Gemeinden selber entscheiden können, ob sie die Kosten für ihre Gemeindemitglieder übernehmen. Kerzen anzünden, die Urne zum Grab tragen, alles könne man selber erledigen, schreibt er in einem Post auf Facebook, aber dazu gehöre auch der würdevolle Rahmen in der Kapelle. Er schließt mit den Worten: „Der liebe Gott spart ganz und gar nicht. Er wird auch bei dieser – nun “amtlich” um 10 Minuten verkürzten – Trauerfeier da sein und unser Beten und Bitten vor der Türe hören, weil ER seine Kinder eben nicht draußen stehen lässt oder danach bemisst, was sie am Ende mitbringen, sondern weil ER die Menschen bedingungslos annimmt und liebt.“
Viele Menschen reagierten entsetzt und verständnislos auf die neue Regelung. Das Stadtdekanat der Katholische Kirche will das Gespräch mit Verantwortlichen der Stadt suchen. Offenbar ist man im Rathaus aber so mit Wahlkampf beschäftigt, dass eine zeitnahe Lösung schwierig erscheint.